Kapitel 19: Ängste

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Pov. Tess: Langsam kam ich wieder zu Kräften. Auch wenn wir dafür eine lange Weile hier verweilen mussten. Steves Nähe beruhigte mich und ich war froh, dass er rechtzeitig da war, um mich wieder zu retten. Er hörte keine Sekunde auf, bei mir zu sein. Durchgängig streichelte er meinen Kopf und spielte ab und zu mit meinen Haarsträhnen. Er schaute mich verwundert an, als ich mich plötzlich, ohne Vorwarnung aufrichtete.
"Ich weiß nicht, warum sie mich ausschalten will.. wirklich nicht..", fing ich an: "Aber ich will vor dir keine Geheimnisse haben.. gar keine mehr. Auch wenn sie nicht einmal meine eigenen sind."
Aufmerksam nickte er mir zu und sah mich mitfühlend an. Ich atmete tief durch: "Der Grund.. warum ich euch nicht sagen konnte, warum ich Natashas Daten brauchte, war, dass ich darauf hoffte, dass dort die Kontaktdaten ihrer Schwester abgespeichert sind."
Verwirrt legte Steve den Kopf schief: "Ihre Schwester? Natashas Schwester? Du musst dich irren, Nat hatte keine Familie mehr.. die Avengers waren ihre einzige Familie."
Doch ich schüttelte den Kopf: "Nein. Sie hat nur niemanden etwas von Yelena erzählt. Nicht einmal Nick weiß von ihr. Nur Clint und ich. Nur wir wissen von Yelena. Ihre Schwester. Zwar nicht biologisch.. aber sie sind es."
"Das... das kann nicht sein.. Nat hätte mir sowas anvertraut.."
"So wie sie dir auch anvertraut hatte, dass ich existiere?"
Er schluckte: "Sie hat all die Jahre deine Existenz verstecken können.. obwohl du genau im selben Ort warst, wie ich."
"Sie hat damals sogar ihre Allergie in der Trainingshalle absichtlich ausgelöst, damit du mich nicht entdeckst.. ich war nämlich dort und musste mich verstecken."
"Oh mein Gott... Yelena richtig?.. Sie.. sie hat ihre Schwester verloren und niemand von uns hat es ihr gesagt? Oder habt ihr?"
Ich schüttelte den Kopf: "Nein.. ich habe Yelena nie getroffen.. Clint auch nicht. Wir kannten sie nur von Erzählungen. Clint, Nat und ich.. wir waren all die Jahre immer nur heimlich zu Dritt.. nur deswegen hat Nat uns dieses Geheimnis anvertraut.. falls ihr jemals etwas passieren sollte, dass wir von Yelena wissen und sie finden.."
"Habt ihr sie denn gefunden? Weiß sie von Nat.. oder hat sie es über die Medien erfahren?"
"Ja.. so hat sie es erfahren müssen.. wir haben sie nicht gefunden.. sie jedoch uns..", ich wurde kurz still. Fragend sah Steve mich an. Ich seufzte auf: "Sie hat versucht Clint.. umzubringen.. sie dachte er wäre Schuld an Nats Tod.. und er war ihr Auftrag.."
"Warte.. Yelena ist immer noch eine Widow? Sie tötet nach Aufträgen?"
Schnell beruhigte ich ihn: "Alles gut.. ich schätze, sie tat es nur, weil sie selbst von Rache verfolgt war.. aber sie hat auch verstanden, dass es nicht Clints Schuld war.. eigentlich hat sie sich der Aufgabe gewidmet Menschen zu helfen.. nicht zu verletzten. Genauso wie sie Antonia eigentlich mit sich nahm."
Schnell wurde ihm klar, was ich damit meinte: "Deswegen wolltest du an Nats Daten, als du die Aufnahme des Taskmasters gesehen hast. Yelena kannte sie, sie weiß am ehesten, was vielleicht passiert sein könnte."
"Und wie wir sie aufhalten können.. Sie hatte das Gegenmittel erhalten.. sie müsste nicht mehr naja.. töten, jedoch hat sie es getan und..", ich wollte es kaum aussprachen, aber nun.. nun wollte sie mich töten.
"Sie wird dir nichts tun."
"Steve.. wenn sie unter irgendeiner Kontrolle steht, können wir das schwer erstmals beeinflussen.."
Doch er schüttelte den Kopf und nahm meine Hände: "Nein, das meinte ich nicht. Ich meine damit, dass solange ich atme, ich nicht zulassen werde, dass dir jemand zu nahe kommt. Ich meine das ernst, Tess. Ich werde dich um jeden Preis beschützen."
Mein Herz schlug sofort mehrere Sequenzen höher und schneller. Seine rechte Hand legte sich auf meine Wange.. so warm wie mir wurde, konnte ich mir denken, dass ich wohl knallrot sein musste.
„Ich werde rausgehen."
Erschrocken starrte ich ihn an: „Wie bitte?"
„Ich werde rausgehen und sehen, wie die Lage ist."
Sofort schüttelte ich den Kopf und legte meine Hand auf Seine, die immer noch an meiner Wange ruhte: „Das ist zu riskant, Steve. Sie kopiert exakt deine Kampfart.. du hast keine Chance gegen sie.."
Er lächelte leicht: „Ich werde eine Chance erschaffen, wenn ich damit dich in Sicherheit bringen kann."
Entschlossen stand er auf und ging zur Schleuse. Ich Erneut. Dieses Herzrasen. Dieses Kribbeln im Bauch. Gott verdammt, Rogers, was stellst du mit mir an? Das ist nicht fair. Und erst recht nicht, wenn du mir diese Gefühle gibst..
Heimlich folgte ich ihn noch: „Ich komme mit.", und stellte mich neben ihn.
„Den Teufel wirst du tun.", er schob mich beiseite und befahl mir regelrecht zurück zu gehen, doch ich weigerte mich. „Tess! Geh! Ich mache das für dich, damit dir nichts passiert. Mitzukommen würde meinen Plan hinfällig machen."
„Deinen Plan?", ich kniff die Augen zusammen: „Dein Plan, dein Leben unter Meins zu stellen, finde ich ziemlich beschissen. Du hast keine andere Wahl. Ich werde mich nicht von deiner Seite bewegen."
„Tess..", warnte er mich erneut und flehte schon leicht in der Stimme.
Stur schüttelte ich den Kopf: „Ich komme mir dir."
Ungläubige sah er mich ab, nach dem ich meine Stimme etwas lauter und standhafter erhob. Seine Augenbrauen gingen eine Stück nach oben. Er seufzte auf und schüttelte leicht den Kopf. Er wusste genau, dass ich mich nicht umstimmen ließe.
Urplötzlich drückte er mein Kinn nach oben und presste seine Lippen regelrecht auf Meine. Meine Augen schlossen sich und genossen den Moment. Hatte er es also akzeptiert? Doch mitten im Kuss. Öffnete er die Schleuse, stieß mich zurück und ging allein hindurch. Sie schloss sich und ich blieb auf den Hintern sitzend am Boden zurück: „STEVE!", schrie ich auf und stand auf. Ich wollte die Schleuse öffnen, doch er hatte meine Schlüsselkarte! Nichtsahnend war ich gefangen und wusste nicht, was auf der anderen Seite passierte.
„ROGERS MACH SOFORT AUF!", schrie ich erneut aus vollem Hals: „DAS IST EIN BEFEHL!"
Ich merkte kaum das mir sie Tränen hoch stiegen mit jeder Sekunde, wo ich nichts mitbekam. Mit jeder Sekunde, die er fort war. Was ist wenn sie ihn.. Gott, selbst mit Serum ist er nicht unsterblich.
„Steve..", verzweifelt sank ich auf die Knie. Das kann er mir doch nicht antun. Wieso verliere ich jeden, der anfängt mir etwas zu bedeuten. Erst Nat.. nun ihn vielleicht..
„STEVEEE!!", ich war sauer und traurig zugleich.
Die Schleuse öffnete sich und Sam, Bucky und Steve starrten mich alle drei an. Während ich mit Tränen im Gesicht auf dem Boden kniete und zu ihnen rauf schaute.
Dann starrten sie zu Steve, der ihre Blicke ignorierte und sich zu mir kniete: „Mir geht es gut.", beruhigte er mich, doch ich verpasste ihn eine Ohrfeige.
Überrascht über meine Reaktion starrte er mich fassungslos an.
„Mach das nie wieder..", warnte ich ihn und schluchzte auf.
Statt jetzt sauer, wegen dem Schlag zu werden, versuchte er sein Lächeln heimlich vor den anderen zu verbergen.
„Haben wir irgendwie irgendwas verpasst?", wollte Sam wissen.
Steve schüttelte jedoch den Kopf: "Nein.. sie hat sich nur Sorgen, um ihre Schützlinge gemacht.. stimmts?"
Stumm nickte ich und wischte die Tränen weg: "Geht es allen gut?"
Steve half mir hoch auf die Beine. Immer noch war ich ein wenig zittrig darauf zu stehen, durch den Schock den er mit eingejagt hat.. wehe er hat später keine gute Entschuldigung dafür. Keiner der Drei antwortete jedoch auf meine Frage. "Was? Was ist passiert?", hakte ich nochmals nach. Ich hatte schon die Schlimmsten Befürchtungen, dass alle oben tot wären..
Sam trat einen Schritt hervor und legte mir beruhigend die Hand auf die Schulter: "Der Taskmaster hat es nicht ursprünglich auf dich abgesehen.."
"Wovon redest du, Sam?"
Er sah zu Steve, als wollte er sich von der Überbringung herauswinden: "Sie hatte wie es aussieht nur deine Schlüsselkarte gewollt..."
Moment.. Steve hatte meine Schlüsselkarte nicht einmal? Aber das würde ja bedeuten..: "Mein Büro..", stellte ich sofort fest und stürmte los. Alles war zerstört, als ich ankam. Sie hatte etwas gesucht.. und vermutlich gefunden.. den Rest hat sie für immer zerstört. "Nein.."
"Es ist halb so wild..", versuchte Sam das Ganze positiv zu betrachten, doch ich schüttelte den Kopf. Es war nicht halb so wild, es war weitaus schlimmer, als das. Alle Daten, die Nat hatte, waren vielleicht endgültig weg. Daten über Antonia..? Vielleicht war das der Grund, warum sie es hier rauf abgesehen hatte.. Ich war nicht ihr Ziel?
"Friday..", ich sah noch eine Chance darin sämtliche Daten zu retten, doch Friday reagierte nicht. Tonys KI war zerstört und damit sämtliche Chance die Daten zu sichern: "Das darf nicht wahr sein! Verdammte Scheiße!", wütend riss ich sämtliche restlichen Sachen vom Schreibtisch.
Erschrocken starrten mir die drei an. "Raus hier..."
Bucky trat vorsichtig einen Schritt vor: "Tess.."
"RAUS HIER! ALLE!", warnte ich sie erneut. Ein drittes Mal ließen sie es mich nicht aussprachen. Widerwillig verließen sie mein Büro und ließen mich allein.
Ich ballte meine Fäuste und haute sie immer wieder wütend auf die Tischplatte, während mir die Tränen hochstiegen. Das war alles von Nat.. alles von ihr war wie für immer weg... Alles was einst ihr Eigentum war.. Es waren nicht nur einfache Daten, es waren auch Bilder, die sie auf dieser Festplatte gespeichert hatte.. es war einfach alles, was uns jemals wichtig war. Alle Erinnerungen gelöscht und sie werden langsam aus meinen Gedanken verblassen. Es ist meine Schuld. Ich war nicht vorsichtig genug. Die Sicherheit vor Ort war nicht hoch genug.. ich hätte mehr machen müssen, um dieses Erbe zu schützen. Ich schluchzte laut auf.
"Tess.", Tränen übersäht sah ich auf. Clint war da. Er kam wirklich so schnell wie er konnte und sah mich beunruhigt an. Vorsichtig kam er auf mich zu und sah meine blutigen Fingerknöchel.
"Es tut mir alles so unfassbar leid.. es ist alles weg..."
Schnell schüttelte er den Kopf und zog mich in seine Arme. Fest drückte er mich an sich und strich mir über den Rücken: "Es ist niemals deine Schuld. Egal, was auch je passieren wird, gebe dir bitte nie für irgendwas die Schuld!"
Schmerzerfüllt schrie ich alles in seine Schulter hinein. Es war ein lauter und langanhaltender Schrei. Ein Schrei voller Trauer, ein Schrei voller Unsicherheit, ein Schrei voller purer Verzweiflung, ein Schrei voller Angst und Enttäuschung...
"Es ist okay.. es ist wirklich okay... lass alles raus..", Clint war zum perfekten Zeitpunkt da. Jetzt konnte ich ohne Scham alle Hemmungen ablegen und jedes Gefühl in mir heraus lassen. Jedes schmerzliche Gefühl, dass mich die ganze Zeit heimlich zu erdrücken schien.

Pov. Steve: Ein lauter Schrei tönte auf. Es war Tess. Besorgt sah ich in die Richtung und wollte gerade los gehen, da hielt Bucky mich am Arm fest: "Nicht.. lass Clint das regeln. Er hat uns genaustens gesagt, dass wir sie nicht stören sollen."
"Ja, aber.. vielleicht braucht sie auch uns..", oder mich.. dachte ich insgeheim. Oder hoffte ich es? Hoffte ich es, dass sie mich an ihrer Seite brauchen würde? Vorhin schien alles darauf zu deuten.. sie sah so unfassbar zerbrochen aus, als ich sie zurück ließ.. sie hatte Angst mich zu verlieren. Das war eindeutig. Ich seufzte auf. Jetzt war es wieder vorbei, was? Jetzt brauchte sie erneut jemanden anderen, mehr als mich. Immer wieder fühlte ich mich wie das zweite Rad am wagen. Trotzdem ließen mich meine Gedanken an sie nicht los. Ich wollte wissen, was mit ihr ist. Ich wollte ihr Rettungsanker sein. Ich wollte, dass sie mich braucht.
Ungeduldig lief ich den Raum auf und ab. Sam und Bucky wirkten bereits genervt von mir, aber ich konnte nicht still und ruhig sitzen bleiben.
Unerwartet trat nach knapp zwei Stunden endlich Clint in den Gemeinschaftsraum: "Sie schläft jetzt."
Immerhin etwas. Erleichtert atmete ich auf. Der Schrei vorhin.. er fuhr mir so tief in die Knochen.. ich fragte mich, was sie so sehr quälte.
"Wie kann man wegen ein paar Daten, so.. die Fassung verlieren?", stöhnte Sam genervt auf.*
"Ein paar Daten?", Clint warf ihn einen bösen Blick zu: "Das war alles, was sie von Nat hatte. Das war Nat ihre ganzes Leben. Neben der Arbeit, waren da auch private Dinge. Abgespeicherte Nachrichten, Bilder.. all das ist mit einem Schlag weg.. natürlich ist sie außer sich!"
Ich schluckte. Das wusste ich nicht.. ich dachte da wären nur sämtliche Arbeitsunterlagen abgespeichert und nicht.. jede Erinnerung, die an Nat geblieben ist. Bucky und Sam verstanden nicht ganz, warum sie so sehr an Nat hing, doch ich schon. Sie hatte Nat all die Jahre geliebt.. und als es soweit war, sie endlich zu haben, verlor sie Nat im nächsten Moment.
Schlagartig wurde es mir klar. Sie dachte das Selbe über mich vorhin. Deswegen war sie so am Boden zerstört.. sie.. sie fühlte endlich wieder was und hatte erneut Angst das alles zu verlieren.
Ohne irgendeine Erklärung den anderen zu geben, machte ich mich sofort auf den Weg in ihren Wohnbereich. Dabei war es mir egal, dass Clint meinte, dass sie eingeschlafen wäre. Die Tür zu ihrem Wohnbereich war nicht abgeschlossen. Ich trat herein, doch Tess schlief offensichtlich nicht mehr.
Mit angezogenen Beinen, saß sie zusammengekauert auf der Couch. Ihre Finger an der Kette, die ich ihr von Nat schenkte. Ich setzte mich bloß neben sie und sagte keine Wort. Vielleicht weil ich auch einfach keine Worte gerade fand. Doch es reichte aus, denn sie lehnte sich leicht zur Seite, um sich an mich zu lehnen. Behutsam legte ich meine Arme um sie herum und küsste ihren Haaransatz: "Ach Tess..", wollte ich sie etwas aufmuntern. Sie bestärken..
Sie nuschelte etwas leise, was ich erst nicht verstand. "Was sagtest du, ich hab es nicht verstanden?", fragte ich vorsichtig nach. Ich wollte es verstehen, denn ich wollte ja auch für sie jetzt da sein.
"Ich liebe dich, Steve.."

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Video-Edit zu diesem Kapitel: https://vm.tiktok.com/ZGJCY9NXS/

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After Endgame (Steve Rogers FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt