Kapitel 8: Gemeinsames Training

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Pov. Tess: In der erfrischenden Dusche hatte ich durchaus Zeit wach zu werden und ein wenig nach zu Denken. Steve wusste nun von den Gefühlen Nat gegenüber und das es fast zu etwas gekommen wäre.. wird mir dies irgendwann zum Verhängnis oder ist er wirklich so vertrauenswürdig, wie Nat es immer angepriesen hat?
Eins war er auf jeden Fall. Liebevoll. Mir wurde mulmig im Magen, als ich daran dachte, dass er sich wirklich um mich gekümmert hat. Ohne Aufforderung. Ich konnte noch nicht ganz zu ordnen, ob es ein merkwürdiges mulmiges Gefühl war.. oder tatsächlich sogar ganz angenehm. Ich wollte niemanden der mir hilft. Abhängigkeit oder Hilflosigkeit waren nie wirklich mein Ding, aber es war eine nette Abwechslung. Ich schaute in den Raum des Badezimmers zur Seite. Der Dampf der Dusche hüllte mittlerweile den ganzen Raum ein. Das reicht erstmal. Nach dem Training müsste ich sowieso nochmals unter die Dusche. Doch jetzt, war ich lang genug. Der Alkoholgeruch war weg und mein Lavendelgeruch hüllte den Raum und mich neu ein.
Ich will ehrlich gesagt gar nicht wissen, was Bucky und Sam die ganze Nacht getrieben haben, wenn Steve allein mit mir früher zurück war. Hoffentlich haben sie niemanden Fremdes ins Quartier gelassen. Regel Nummer Eins, die mir Nick ganz klar und deutlich mitgeteilt hatte. Vertraue niemanden, der dir nicht bekannt ist und lasse sie erst recht nicht in die sichere Zone eindringen. Das Quartier, unser Zuhause.
Statt meine schlichte Alltagskleidung folgte stattdessen meine Trainingskleidung. Sport BH, Slip, Tanktop und Shorts. Ich konnte mich darin am meisten und am besten bewegen. Darum ging es ja schließlich in meinen Training. Doch eine andere Sache wurde mir klar. Das es das erste Mal ist, wo ich in ein bewusstes Training hineingehe, ohne Nat. Bisher haben wir immer zusammen trainiert, seit dem ich hier bin, doch nun war ich allein. Gott, ich darf mich von meinem Verlust echt nicht so sehr beeinflussen lassen. Training musste sein, wen ich in Form bleiben wollte, einfaches Joggen, wie in den letzten Wochen, reicht da nicht aus. Ich musste schließlich mit Falcon, dem Winter Soldier, Captain America irgendwie mithalten können, wenn es zu einer Mission kommen sollte. Nat konnte es schließlich auch und sie hatte weder einen speziellen extremen Anzug, noch irgend ein Serum in sich, also kriege ich das auch schon irgendwie hin.

Mit meiner kleiner Sporttasche erwartete mich jedoch eine andere Überraschung in der Trainingshalle. Ich war nicht allein.
"Ich glaube ich muss für die Trainingshalle wohl einen Plan erstellen?", ich stellte meine Tasche ab. Sam, Bucky und Steve unterbrachen ihr Training als sie mich sahen. Steve wusste davon, dass ich hier her gehen würde, ob das von ihm geplant war, dass ich nicht allein trainiere? Nach dem ich vorhin so sentimental war? Reine Fürsorge oder wollte er mich auf seine freundliche Art uns Weise einfach weiter mit seiner Kennlerntaktik belästigen?
Jedenfalls fand ich es gar nicht Mal so schlimm, vielleicht denke ich so dann auch wirklich ans Training und nicht an Nat und unsere Erinnerungen.
"Wir müssen ja sehen, was du so drauf hast.", scherzte Bucky und wusste dabei nicht, dass er sich damit sofort mit mir und meinem Ego anlegte.
"Achja?", ich bin aus der Übung, keine gute Idee Tess: "Willst du mich etwa herausfordern?", trotzte ich ihn. Steve und Sam lachten dieses Mal über Bucky, statt verkehrt herum. Denn er stand perplex da, als hätte ich ihn gerade nicht wirklich zu einem Kampf aufgefordert. Ich deutete mit einer leichten Kopfbewegung hinüber zum Ring. Einerseits ist mein letzter Testkampf eine Weile her, andererseits könnte ich so direkt sehen, ob ich mehr Übung brauche. Wobei er sowieso wahrscheinlich nicht alles geben würde. Irgendwie wirkte es so, als hätte er Respekt vor mir: "Also ich will dir jetzt nicht weh tun.. weißt ja Serum und so..", versuchte er sich heraus zu reden. Mir weh tun? Ich kann mich schon zu Wort melden, wenn das sein sollte.
"Keine Sorge, ich lass es dich wissen, wenn es so sein sollte. Aber wer große Töne spucken kann, kann mir auch sein Können unter Beweis stellen.", ich ging hinüber und bestieg den Ring.
Seufzend folgte Bucky mir.
"Tu dir nicht weh, Buck.", Steve schien sich tatsächlich darüber zu amüsieren. Es war ihm gegönnt. Nach seiner Fürsorge heute Nacht, darf er jetzt auch etwas Spaß haben. Es muss bestimmt nervig gewesen sein, sich um drei Betrunkene zu kümmern und um die eine am meisten.
Während sich Bucky in eine Kampfhaltung begab, fragte ich mich, ob er wirklich alles geben würde oder mich bewusst verschonen würde. Schnell beantwortete sich die Frage, als ich ihn mit voller Wucht, nach dem ich auswich, ihn direkt auf den Boden des Rings donnerte.
"Ach komm schon, Barnes! Verschon mich nicht. Ich halte schon ein wenig aus."
Doch tatsächlich keuchte er kurz auf beim Aufstehen. Ich habe ihn wirklich erwischt?!
"Hey.. wann habt ihr drei das letzte Mal trainiert?", wollte ich sofort wissen. Es kann doch nicht war sein, dass ich ohne Probleme einen Super Soldaten ausschalten konnte.
"Bei mir und Bucky.. irgendwann vor dem Blick.. dann kam der Kampf gegen Thanos direkt.", Sam und Bucky haben also seit dem Kampf von Thanos kein einziges Mal ein Training absolviert?
Steve nickte: "Ja.. ungefähr genauso.. in den fünf Jahren hab ich recht selten trainiert. Dann kam der Kampf mit Thanos... danach.. haben wir irgendwie unbewusst die ganze Zeit eine Pause gemacht. Es gab nichts mehr zu kämpfen.."
"Und dann ruht ihr euch auf euren Lorbeeren aus? Ach kommt schon Jungs. Gefahr hin oder her. Ich als Mensch habe gerade Bucky übers Knie gelegt. Merkt ihr selbst, was?"
Sam lachte bei dem Kommentar und kassierte einen bedrohlichen Blick von Bucky: "Ich bin vielleicht untrainiert, aber immer noch stärker, als du Sam, also leg es nicht darauf an."
"Tess hat recht. Wir sollten wieder anfangen zu trainieren, man weiß nie und besser wir sind dann darauf entsprechend vorbereitet."
Ich staunte nicht schlecht, als ich von einst Trainierte zum Trainer nun wurde. Sie warteten meine Aufgaben und Trainingsparts ab, gemeinsame kleine Kampfszenarien im Ring, natürlich ohne sich wirklich zu verletzten. Es machte mir tatsächlich Spaß nicht allein zu trainieren. Vielleicht konnte ich mich also doch daran gewöhnen mit den drei Jungs hier zu sein.
"Leute. Es ist schon fast fünf. Wir sollten langsam aufhören und uns ums Abendessen kümmern.", schlug Sam vor. Ich wollte gerade vom Boxsack den ich für Steve festhielt wegtreten, da hielt mich Bucky am Arm fest: "Erst will ich meine Revenge."
"Sicher, dass du dafür schon in der Lage bist?", zog ich ihn auf, doch er nickte: "Okay eine letzte Runde."
Zurück im Ring, zählte Sam das Startsignal ab. Dieses Mal war es fairer. Er war etwas mehr vorbereitet und ich hatte es schwerer. Deutlich schwerer. Einige Male konnte ich ausweichen, doch kassierte keine Treffen. Nein, dieses Mal besiegte er mich und rang mich zu Boden. Keine Chance für mich.
"Buck, genug.", stoppte ihn Steve, als ich vergeblich versuchte hinaus zu winden, doch nicht aufgeben wollte. Etwas weiter und vermutlich hätte ich mich selbst dabei verletzt. Er hätte es selbst vermutlich jedoch vorher abgebrochen, damit genau das nicht passiert. Doch Steve, der die Situation genau beobachtete, wusste, dass ich nicht aufgeben würde und er erst los lassen würde, wenn es wahrscheinlich aus versehen passiert wäre.
"Sorry, Tess.", entschuldigte Bucky sich sofort und wollte mir aufhelfen. Ich ließ mir meine Hilflosigkeit natürlich nicht anmerken und lehnte seine Hilfe ab: "Gut gemacht. Freut mich, dass du wieder in Form bist. Geht schon Mal vor. Ich räume hier noch auf."
Sam und Bucky trauten sich noch nicht einmal mir zu widersprechen und gingen mit kurzer Bestätigung hinaus, nur Steve verblieb bei mir.
"Du kannst auch gehen, Steve."
"Das denke ich nicht."
"Mir geht es gut!", keifte ich ihn an und er sah mich geschockt an. Schnell wurde mir auch klar warum. Weil mir erneut die Tränen hinunter liefen: "Gott verdammt, lass mich doch einfach in Ruhe..", schnell wisch ich sie weg und wendete mich ab. Doch er packte mich am Arm und zog mich zu sich. Wieder eine einfache Umarmung, die aber soviel mehr in mir auslöste. Geborgenheit..
"Tess.. es ist doch vollkommen in Ordnung, wenn es dir Mal nicht gut, versteck es doch bitte nur nicht. Das würde nie jemanden gut tun. Manchmal muss man Gefühle herauslassen. Also.. erzähl es mir doch ruhig."
Kurz verstummte ich, doch mit einem tiefen Atemzug, sah ich es ein. Ich staue meine Gefühle nur in mir auf: "Ich hasse es einfach, wenn ich hilflos bin. Das ist alles. Ich hab all die Jahre nicht umsonst hart trainiert... um halbwegs so gut zu sein, wie sie..."
Er löste sich von mir, um Kommentarlos sein Handy von der Trainingstasche zu holen. "Alles klar. Alles geklärt. Sam und Bucky rufen an, wenn das Essen fertig ist. Solange trainieren wir jetzt noch."
"Was hast du ihnen geschrieben?"
"Nur das du die ganze Zeit nur uns trainiert hast, obwohl du selbst auch trainieren wolltest und du deswegen jetzt etwas länger machst.", er ging hinüber zum Boxsack und hielt ihn fest: "Was? Hast du keine Lust reinzuhauen?"
Meine Tränen waren komplett verschwunden. Erfolgreich aufgemuntert ging ich zu ihm hinüber und boxte in gleichmäßigen und festen Schlägen hinein. Als Kommentator führte er meine Ausübungen. Brachte mir sogar neue Schläge und Verteidigungstechniken bei, die ich noch nicht einmal von Nat kannte.
"Okay testen wir die neuen Sachen, die ich dir gezeigt habe. Lust auf einen kleinen Kampf.", er ging hinüber zum Ring und reichte mir die Hand, um mich hinein zu ziehen. Erneut hatten wir einen Moment, wo ich ihm viel zu Nahe war, doch er rettete sich schnell aus der engen Situation und nahm mich schnell in die Mangel.
Ich wollte mich gerade befreien, da raubte er mir jeglichen Verstand, als seine Hände einen sanften Druck ausübten, um meine Arme fest am Körper gedrückt zu halten: "Was ist los? Du befreist dich gar nicht?", seine belustigte Stimme direkt an meinen Ohr verwirrte mich. Meine Gefühle spielten verrückt und ich hatte dieses Kribbeln im Bauch, dass ich das letzte Mal bei Nat hatte vor einigen Monaten. Mein Kopf neigte sich leicht zur Seite, unsere Lippen waren so nah beieinander, dass er sofort selbst überrumpelt von dem Gefühl war, das uns wohl beide gerade über rannte. Scheiße nein! Ich bin die Chefin! Sein Griff lockerte ich und zügig löste ich mich aus diesen, um ihn zu Boden zu befördern. Unser Puls und Atem beschleunigt, jedoch nicht nur durch das Training. seine Wangen errötet und ein kurzer Blick in die Spiegelfront reichte aus, um zu sehen, dass auch meine Wangen gerötet waren.
"Gutes Training.", lenkte ich schnell ab und stieg aus dem Ring heraus: "Sollten wir wiederholen.. irgendwann..", nur dann vielleicht weniger Gefühlsintensiv.
"Ja.. war.. sehr gutes Training.", er raffte sich auf und räusperte sich kurz. Ohne weiter über das, was eben war zu sprechen, klingelte auch schon sein Handy, als Hinweis, dass wir nach oben konnten.

"Oh wow!", staunte Sam nicht schlecht, als wir den Gemeinschaftsraum und damit den Essbereich betraten. Merkt man uns etwa an, dass da gerade etwas war?! "Ihr beide habt ja wirklich noch ordentlich trainiert. Eure Wangen sind sogar noch ganz rot. Na los setzt euch. Gibt extra gekühlte und frisch gepresste Zitronenlimo von Monsieur Bucky.", er schenkte unsere Gläser ein, als wir uns hin setzten, gerade nochmal Glück gehabt.
Daraufhin half er Bucky das Essen an den Tisch zu befördern: "Reich an Vitamine und Proteine!", lobte sich Sam selbst: "Kochen kann ich nämlich von allen wahrscheinlich sowieso am Besten."
"Eigenlob stinkt.", spottete Bucky und verteilte das Essen. Eine eigentlich normale Stille legte sich über den Esstisch, doch für zwei von uns, war es eher eine peinliche und erdrückende Stille. Was wohl seine Gedanken gerade sind? Wir sind viel zu weit gegangen, dafür dass es nur ein normales Training war. Doch tatsächlich hatte er in mir für einen kurzen Moment ein Bedürfnis nach mehr ausgelöst und dieses Bedürfnis musste ich im Keim ersticken. Als seine Vorgesetzte, war es absolut falsch so zu denken. Es wird an der Zeit, dass ich eine seriösere Position einnehme.
Nach dem Abendessen suchte ich schnell das Weite in meinem Zimmer. Doch nicht lange und es klopfte. Ich dachte es würde wieder Steve sein, doch ich täuschte mich, als ich die Tür öffnete und Barnes mit einer Whiskeyflasche davor stand: "Wollte mich wegen vorhin entschuldigen. Ich hätte vielleicht nicht so grob sein sollen."
Alkohol. Nervenentspannung, nach dem meine Nerven gerade nach menschlicher Nähe schrien. Das ist das was ich brauchte, um genau dieses lüsterne Bedürfnis zu stillen: "Genau das, was ich gerade brauche. Möchtest du mit trinken?", schlug ich vor.
Er zögerte zwar kurz, doch zuckte dann nur mit den Schultern: "Klar.. warum eigentlich nicht." und trat hinein. Zeit seine Bedürfnisse zu ertränken.

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Video-Edit zu diesem Kapitel: https://vm.tiktok.com/ZMYXt1Mw9/

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