Kapitel 5: Kein Vertrauen

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Pov. Tess: Ich wühlte mich durch sämtliche Papierhaufen. Gott, ist das viel! Es sind bloß zwei Monate her und ich hab das Gefühl, dass hier sind Schriftzüge von Jahren. Papier für Papier, Schreiben für Schreiben, Akte für Akte ging ich alles durch. Versuchte das Nötigste zusammen zufassen. Zwischen wichtig und kann warten zu unterscheiden. Natürlich war ich dabei, als das schon zu Nats Aufgaben gehörte, aber da hatte es sich bei weitem nicht so sehr angesammelt wie hier.
Mein Schädel brummte bereits, doch Nick meinte, ich hätte noch ein wichtiges Meeting heute vor mir. Mehr hat er mir dazu nicht mitgeteilt.
"Friday.", ich war froh, dass Nick es ermöglich hatte, damit wir weiter mit Tonys letzter künstlichen Intelligenz weiter arbeiten konnten.
"Ja, Miss Gomez?"
"Weißt du irgendwas über dieses Meeting heute?", vielleicht weiß sie ja mehr, als ich. Ob sie mir beim Papierkram auch helfen kann? Wohl eher weniger. Nat hatte es schließlich auch ohne sie immer gemacht.
"Ich weiß nicht über die Thematik bescheid. Jedoch wird dieses Gespräch mit Leutnant General Thaddeus Ross sein."
"Der Gründer vom Sokovia-Abkommen?", was möchte er den mit mir besprechen? Was möchte die US Regierung besser gesagt mit mir besprechen. Irgendwie wird mir unwohl bei der Sache. Ich habe nie zuvor je ein Meeting gehalten, vielleicht hat Nat sich doch in mir getäuscht. Sie hätte jemanden anders dafür auserwählen sollen.
„Scheint so als könntest du ein wenig Hilfe gebrauchen.", freudig drehte ich mich zur Tür hin. Clint breitete seine Arme aus, diese Umarmung konnte ich nicht ablehnen. Ich habe ihn nie von mir und Nat erzählt. Nur Nick wusste es und er schwieg. Vielleicht würde es mich erleichtern mit jemanden darüber zu sprechen, aber auch wenn er nicht weggeblipt war, so war er fünf Jahre lang weg. Irgendwie brach darunter auch mein Vertrauen.
„Also, wobei kann ich dir helfen.", er klatschte einmal in die Hände und ging hinüber zum Papierberg, der noch nicht einmal, um die Hälfte kleiner wurde. „Bitte sag mir, dass der kleine Stapel der unfertige ist."
Enttäuschend schüttelte ich den Kopf: „Leider nicht. Was machst du hier? Ich dachte du bist bei deiner Familie."
„Oh, bin ich auch. Wir haben in der Stadt ein Hotel und kaufen Weihnachtskram ein. Ich wollte mir nur kurz das neue Quartier ansehen und dich einladen."
Sofort unterbrach ich meine Handlungen, weiter zu sortieren.
„Ich weiß, dir ist wahrscheinlich noch nicht einmal nach Weihnachten zu muten, aber Laura und die Kinder würden dich gerne kennen lernen. Schließlich waren wir drei.. wir waren ein echt gutes Trio."
Auch wenn ich seine Geste zu schätzen wusste, es war zu früh für mich, vor allem wenn hier so viel zu tun war, kann ich mir keine Ablenkungen leisten: „Clint..", ich seufzte auf: „Ich denke nicht, dass ich es dieses Jahr schon kann. Tut mir leid."
„Kein Problem. Ich wollte nur, dass du weißt.. das wir.. ich.. an dich denken.", er schnappte sich das Notebook und ein paar der Akten vom hohen Stapel: „Etwas Zeit hab ich noch, also kann ich dir auch helfen."
„Danke. Das macht es mir um einiges angenehmer.", auch ich setzte mich an die Arbeit. Es war kaum Zeit da um miteinander zu sprechen und ich glaube wenn, würde es um Nat gehen. Ich musste irgendwie erstmal selbst wieder richtig ins Leben finden, bevor ich über meine Vergangenheit reden konnte. Dazu gehörte das hier dazu. Einst war es für Nat ihre Lebensaufgabe, nun wird es zu meiner. Es könnte für mich ein Zuhause.. eine Familie werden. Das was sie immer für mich wollte.
„Ist ja schon nach drei. Ich muss wieder zurück in die Stadt. Ich bekomm sonst Ärger, wenn ich nicht rechtzeitig zum geplanten Restaurantbesuch da sein sollte.", Clint überreichte mit den Stick mit den Daten drauf, die er abgearbeitet hatte: „Denk vielleicht nochmal drüber nach, du hast ja meine Nummer.", er klopfte mir zum Abschied bloß auf die Schulter und ging. Ich seufzte auf und lehnte mich im Bürostuhl zurück.
Lange blieb dieser kurzer Moment der Entspannung jedoch nicht. Friday meldete sich zu Wort: "Miss Gomez, ich erhalte eine eingehende Videokonferenz von Thaddeus Ross. Soll ich die Verbindung aufbauen?"
Ich atmete tief durch. Führt wohl kein Weg drum vorbei. Ich bin alleine hier, bis auf das Sicherheitspersonal, kenne ich keinen auf dem ich diesen Gespräch hätte abschieben können. Nach meiner kurzen Zustimmung, öffnete sich direkt vor mit ein Hologramm. Es handelte sich dabei tatsächlich um Thaddeus Ross.
"Mr. Ross. Eine Ehre sie kennenzulernen.", schleimte ich mich direkt ein, um einen guten Eindruck zu gewinnen.
Und ein Glück fühlte er sich tatsächlich geschmeichelt: "Wie ich sehen kann, haben Sie bereits einige Arbeit hinter sich, Miss Gomez."
"Ja. Es liegt noch einiges vor mir, aber ich denke das Wichtigste habe ich schon mal.", sagte ich zuversichtlich, auch wenn das vielleicht nicht ganz der Wahrheit entsprach.
"Gut. Sehr gut. Ich hoffe auf eine gute Zusammenarbeit eigentlich mit Ihnen."*
"Was das der Grund für dieses Meeting?"
"Oh nein. Wie gesagt, ich hoffe auf eine gute Zusammenarbeit, aber es muss erst einmal zu einer Zusammenarbeit kommen."
Verwirrt schaute ich ihn an: "Ich verstehe nicht ganz, was sie meinen. Ich dachte die US-Regierung arbeitet mit den Avengers eigentlich zusammen."
"Genau.. jedoch existieren die Avengers, so wie sie einst waren nicht. Einst haben wir gesagt, dass wir Helfer brauchen, kontrollierte Helden.. jetzt haben wir eigentlich keine mehr."
"Das würde ich so jetzt nicht behaupten...", versuchte ich sofort meine Schützlinge zu unterstützen.
Doch Ross war sich seiner Meinung ziemlich sicher: "Ach nein? Wir haben einige Helden komplett verloren, falls ihnen das aus dem Sinn gegangen ist. Natasha Romanoff ist hierbei der geringste Verlust.", das tat weh.. "Aber Tony Stark einer unserer intelligentesten Köpfe dieser Erde und Vision, eine so starke Waffe.", Waffe?! Vision war mehr als eine bescheuerte Waffe. Für viele war er ein guter Freund geworden. Ich kam gar nicht dazu etwas zu sagen, denn Ross sprach sofort weiter: "Oder haben sie irgendeine Ahnung, wo sich Bruce Benner, Clint Barton und Thor befinden?"
Nur wo sich Clint befindet und das werde ich ihm sicherlich nicht mitteilen: "Nein Sir, das weiß ich nicht. Aber ich bin mir sicher, dass keiner von Ihnen die Erde je im Stich lassen würde. Sie werden da sein, falls sich etwas aufbauen sollte."
"Falls? Genau das ist das Problem. Wir müssen präventiv arbeiten. Oder sollen wir wieder zulassen, dass ein lila Riesenalien die Halbe Bevölkerung des ganzen Universums auslöscht? Oder wird es nächstes Mal etwas viel Schlimmeres sein?"
Dazu viel mir nichts ein. Inwiefern sollten wir präventiv handeln? Selbst wenn die restlichen Avengers da wären.. was bringt uns das?
"Zu Wakanda können wir auch keinen Kontakt aufbauen. Totale Funkstille. Captain Marvel wieder in die Weiten des Weltalls verschollen. Dr. Strange scheint sich nicht wirklich als Teil der Avengers zu sehen und zieht sein eigenes Ding durch. Wanda Maximoff, ebenfalls spurlos verschwunden. Spiderman? Niemand weiß, wer der Junge überhaupt ist. Scott Lang abgemeldet, um Zeit mit seiner Familie zu haben. Also sagen Sie mir, welche Helden sind Ihnen denn bitte geblieben?"
Unterm Tisch ballte ich bereits meine Fäuste zusammen, doch ich atmete tief durch: "Mr. Rhodes, Mr. Wilson, Mr. Barnes und Mr. Rogers wären noch da..", das war absolut kein starkes Argument.
Ross lachte kurz auf und schüttelte den Kopf: "Also wirklich Miss Gomez, glauben Sie wirklich, dass die Welt Ihnen vertrauen wird damit? Zwei Männer die absolute gar nichts ohne ihren Anzug sind."
"Stark hatte auch nur einen Anzug.", wendete ich schnell ein, doch es brachte nichts.
"Tony hatte wenigstens noch Köpfchen. Lassen wir die zwei weg, bleiben Ihnen zwei Supersoldaten, wovon einer einst ein Terrorist im Namen Hydra's war und für dutzende von Tote verantwortlich ist.", zum Ende hin wurde er lauter, um eine klare Ansage zu äußern. Die Avengers sind fort. "Der Einzige der zu etwas taugt ist Steve Rogers, als Captain America. Wie er allein sich gegen eine.. nehmen wir mal einen intergalaktischen Angriff, wie er sich dagegen alleine behaupten will, das will ich sehen. Dafür würde ich extra Tickets kaufen und mit Popcorn in der ersten Reihe sitzen, weil das die reinste Komödie sein wird."
Irgendwie schaffe er es, dass ich mich entmutigen ließ. Ich schaute hinüber zur Wand, wo eine Tafel der ersten sechs Avengers hing. Natürlich viel mir Natashas Name mehr ins Blickfeld, als die anderen. Sie hat so sehr gekämpft, dass alles zusammen zu halten... ich darf das nicht zerbrechen lassen. Das ist ihr Erbe.
"Wissen Sie was.", ich stand auf, um mehr an Größe zu gewinnen: "Es ist mir ehrlich gesagt egal, was sie vermuten. Ich weiß, dass keiner unserer noch existierenden Helden, je die Erde in Stich lassen wird. Wenn Sie uns nicht vertrauen wollen, ist das nicht unser Problem. Die Avengers sind immer noch da und sie sind immer noch mächtig und stark genug für diese Erde, für dieses Universum. Sie haben KEIN Recht, so niederträchtig über irgendjemanden von ihnen zu reden! Alle von Ihnen waren bereit ihr Leben zu riskieren, um alle zu retten. Natasha und Tonys Opfer, war für die Menschen hier auf diesem Planeten! Was haben Sie getan?! Wo waren Sie?! Wo war die verdammte US-Regierung, als die Welt sie gebraucht hat?!", schockiert sah er mich an.
Im Hintergrund sah ich durch die Glasfront von meinem Büro, wie die drei von ihren Aufträgen zurück kamen und das Spektakel mit anhörten.
"Miss Gomez. Ich hoffe wirklich Sie wissen, was sie hier gerade tun. Gegen die US-Regierung zu gehen, wird kein Kinderspiel sein.", war das ein offizielle Drohung?
"Sie werden uns so oder so kein Vertrauen geben, also warum sollte ich dann nach Ihrer Pfeife tanzen? Ich bin kein kleines Mädchen, dass sie manipulieren können, Ross. Die Avengers werden nicht nach ihrer Pfeife tanzen. Helden hin oder her, dass sind auch nur Menschen, die es verdient haben zu Leben.", Nat hätte es verdient.
"Dann schätze ich Mal, dass die Avengers, jedenfalls das mickrige bisschen, was Ihnen geblieben ist und die US-Regierung nun geschiedene Leute sind. Bedenken Sie, dass jeder Schritt von Ihnen, als feindlich nun angesehen werden kann."
"Wenn ich mich recht entsinne, haben Sie das Selbe damals bei Wakanda versucht, um an die Vibranium Ressourcen heranzukommen nicht wahr?", nach diesem Konter war er erst sprachlos, doch ich beendete den Anruf.
Über mich selbst geschockt, fiel ich, mit stützenden Armen auf den Schreibtisch, nach vorne. Es ist offiziell. Die Avengers und die US-Regierung agieren nicht mehr zusammen. Sie könnten jeden Grund nehmen, um sich gegen uns zu stellen und die Menschheit auf uns zu hetzen. Das dürfen wir auf keinen Fall zulassen, es dürfen keine Fehltritte passieren.
Ich wollte mich zwar erst beruhigen, doch da kamen die drei bereits in mein Büro rein: "Was.", meine Stimmung war nun wirklich nicht auf Smalltalk ausgelegt.
Sam und Bucky schoben Steve einen Schritt vor, damit er das Wort ergriff: "Wir wollten uns nur.. bedanken."
Verwirrt blickte ich sie an: "Wofür? Ich habe ihnen gerade jeden Grund geliefert einen Krieg gegen uns zu entfachen."
"Nein.. nicht ganz jedenfalls. Du hast uns verteidigt, obwohl du uns nicht persönlich kanntest. Du bist erst seit heute hier und gibst dir wirklich Mühe, dass alles hier aufrecht zu erhalten. Dafür sollten wir dankbar sein."
Ich wusste die netten Worte zu schätzen, doch wollte nicht schwach wirken, wenn ich diese Aufmunterung auch annahm, daher versuchte ich mit einem anderen Thema abzulenken. Ich richtete mich gerade auf und kreuzte die Arme vor der Brust: "Wie sind eure Aufträge gelaufen? Konnten ihr helfen?"
"Oh.. ja..", Steve schien überrascht darüber zu sein, wie gewandelt ich auf einmal war.
Ich könnte schwören Bucky kurz lächeln gesehen zu haben, als er detailreich anfing darüber zu erzählen, wie dankbar die Menschen um ihn herum waren, für die kleinsten Taten. Ich konnte mir denken, dass sie besonders den Bedürftigen Menschen heute den Tag um einiges vereinfacht haben: "Habt ihr gut gemacht, Jungs. Nehmt euch für den restlichen Tag frei."
"Und was ist mit dir?", wollte Steve dann jedoch wissen, als Sam und Bucky kurz davor waren ohne Kommentar hinauszugehen.
"Ich hab noch zu tun.", ich deutete offensichtlich auf den immer noch vorhandenen Berg an Arbeit.
"Ich helfe dir.", Steve schnappte sich einige Akten vom Stapel. Ich wollte ihn gerade aufhalten, doch dann setzten sich auch Sam und Bucky dazu und halfen mit. Irgendwie durfte wohl auch mich jetzt ein wenig dankbar zeigen. Die drei opferten gerade wirklich ihren restlichen freien Tag damit, um mir zu helfen und den Berg immer kleiner werden zu lassen, sodass am Abend wirklich der ganze Haufen bearbeitet war.

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Video-Edit zu diesem Kapitel: https://vm.tiktok.com/ZMYCs4eTP/

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