Kapitel 29: Gefahr an jeder Ecke

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Pov. Tess: Es ist nicht lange her seit dem die Jungs aufgebrochen sind. Eigentlich wollte ich mich im Zimmer verkrümeln, bis sie wieder da sind, doch dann habe ich mich doch anders entschieden. Ich habe mich sofort in den inneren Palasthof zurückgezogen, um ein wenig für mich zu sein. Steve hatte mich ausdrücklich darum gebeten, den Palast nicht zu verlassen. Auch wenn ich es überhaupt nicht leiden kann, dass jemand mich übermäßig bemuttern will, ging ich seiner Bitte nach. Eine andere Wahl hatte ich doch sowieso nicht. Also saß ich inmitten von Wakandas Festung. Allein war ich sowieso nie. An jeder Ecke war eine Wache positioniert. Selbst vor meinem eigenen Zimmer, als hätte Steve das kurz vor seiner Abreise angeordnet. Doch dieser Gedanke verblasste genauso schnell wieder, wie er gekommen war. Ohne mir Bescheid zu geben, hätte er sowas nicht über meinen Kopf hinweg entschieden, schließlich ging dabei eine Menge Privatsphäre drauf. Und er respektiert mich, er liebt mich, das weiß ich. Ich schätze einfach es war hier eine Standard Vorkehrung für Gäste, die in Wakanda nächtigen. Doch ewig hielt es ich nicht aus in meinem Zimmer regelrecht eingesperrt zu sein und beschattet zu werden, sodass ich mich an die frische Luft flüchtete. In der Mitte des Palasts gabs eine kleine natürliche Anlage. Es war schön hier draußen, keine Frage. Man erkennt deutlich, dass die königliche Familie Wakandas wert darauf legte innerhalb ihrer Mauern ein Stück Natur zu bewahren. Auch wenn gerade diese Mauern hier herum es ein wenig erdrückend erscheinen ließen. Aber wenigstens bekam ich hier meine Ruhe. Die Wachen folgten mir durch jegliche Gänge des Palasts, doch hierher folgten sie mir nicht. Als wäre es ihnen untersagt diese kleine Oase zu betreten, hielten sie abrupt an und ich war allein. Stört mich keineswegs. Genau das brauchte ich gerade ja. Die Wiese war so gepflegt, dass ich problemlos meine Schuhe auszog. Die weichem sanften Gräser an meinen Fußsohlen fühlten sich unbeschreiblich an und ich hatte das Gefühl zu schweben. Die frische Luft war angenehm und tat mir und meinen Lungen ungemein gut, wenn man bedenkt, wie lange ich wohl nun schon im Zimmer verkrochen war. Ein paar Zierbäume standen auf der kleinen Grünfläche. Und ab und an ragten auch ein paar Blümchen in der Wiese heraus. Exakt in der Mitte breitete sich ein kleiner Teich aus über dem die Libellen von draußen fröhlich herflogen.  Leichte Seerosen zierten den Teich. Ab und zu landete ein kleiner Vogel auf den Ästen über mir und zwitscherte sein Lied. Ich setzte mich an den Baumstamm gelehnt direkt neben dem Teich hin und zog meine Beine etwas an. Diese Ruhe war friedlich und entspannend. Meine Gedanken fanden endlich ein wenig Ruhe. Genau das habe ich gebraucht. Ich weiß nicht,wie genau ich nun mit dem Gedanken abfinden soll, dass ich nun doch eine Chance habe Mama zu werden. Ich habe es keineswegs erwartet. Ich finde es nicht furchtbar, es ist schließlich ein Leben, dass in mir gedeiht, aber furchteinflößend für mich war. Was ist wenn ich Zuviel Fehler mache und dieses Kind verkorkse. Oder ich nicht einmal in der Lage bin dieses Kind zu schützen. Oder noch schlimmer, wenn ich alles gebe und dann letzen Endes mich das Selbe Schicksal, wie bei meiner Mutter erwartet. Ich weiß nicht, ob ich das Altsheimergen in mir habe, ich habe mich nie testen lassen. Nehme ich mal an, ich habe es, was dann? Ich weiß genau wie es sich anfühlt, wenn die eigene Mutter einen nicht wiederkennt. Kann ich es diesem Kind denn zumuten? Was macht mich das für eine Mutter mein Kind irgendwann allein zu lassen? Steve ist noch da, ich bin nicht allein, aber ist dass fair von mir? Ich bin so verwirrt und überfordert mit meinen Gefühlen, was ist der richtige Weg, um dieses Baby um jeden Preis zu schützen und zu lieben?
Abwesend streichelte ich über meine Bauchregion. Es war äußerlich überhaupt noch nichts zu sehen, aber der Ultraschall zeigte eindeutig das Gegenteil. In mir wächst ein Leben. Ein kleines wehrloses Geschöpf, dem ich meine volle Aufmerksamkeit und Zuwendung übergeben muss. Ich muss es um jeden Preis jeden Tag schützen und hüten. Es dürfte kein wenn und aber geben. Ich muss. Dieses Baby hat sich nicht entschieden zu existieren. Das waren wir. Es wird hilflos und schwach sein. Ich muss sie unterstützen und stärken. Aber... Bin ich dem überhaupt gewachsen? Vor allem wenn ich wohl einen Job habe, der so viele Feinde anzieht? Ich führe im Moment die Avengers an, nicht Nick. Nick wurde schon mal angeschossen und das nur weil er der Kopf von allem war. Wenn mich jemand anschießt? Oder noch schlimmer, das kleine Wesen. Das wäre deutlich schlimmer, als das ich an Altsheiner erkranke. Und dieses Baby kann nun wirklich für gar nichts dafür, aber es wird mein Kryptonite sein. Das weiß ich jetzt bereits schon. Jeder wird es als Druckmittel gegen mich benutzen können. Ich atme durch und versuche meine aufsteigende Panik zu beruhigen. „Es wird alles gut..", flüstere ich mir leise selbst zu und atme erneut tief durch. Ich hoffe darauf, dass diese Worte mir tatsächlich Zuspruch geben, aber irgendwie lockern sich meine Ängste und Sorgen kein bisschen. Doch dann sehe ich zu meinen Bauch hinab, meine Hand liegt flach darauf, ich streichle ihn unbewusst schon die ganze Zeit und erwische mich selbst beim Schmunzeln. Ich habe nicht einmal gemerkt, dass ich dieses kleine Wesen schon fast selbstständig behüte. Typischer Mutterinstinkt? Vermutlich schon. Vielleicht wird das alles gar nicht so schlimm, wie ich mit vorstelle. Vielleicht wird es sogar ziemlich schön und aufregend sein. Und ich bin ja auch nicht allein. Vollkommen auf mich gestellt. Dieses Baby hat einen Vater, der bereit ist bereits alles für sein Wohlbefinden zu tun. Der mich offensichtlich in vollen Zügen liebt. Wer hätte das je gedacht? Ich nicht. Ich dachte ich würde mit Natascha bedingungslose Liebe erfahren, doch die Zukunft hatte andere Pläne für uns. Sie opferte sich, gab ihr Leben für jene, die sie liebte und schützen wollte, ließ mich allein zurück. All die Jahre glaubte ich auch, ich müsste nun allein bleiben, ich bin dafür bestimmt. Ich werde niemanden lieben, geschweige denn, dass die Möglichkeit eine eigene Familie zu besitzen für mich ausnahmslos gar unmöglich sein wird. Und jetzt passiert es doch. Das womit ich eigentlich abgeschlossen habe, wo ich mich abgefunden habe. Ich liebe und ich werde Mama. ICH werrde Mama. Diese Worte gehen mir immer wieder durch die Gedanken. Mit jedem Mal wird es mir immer bewusster. Dieses Baby wird Alles für mich sein.
Ich hätte diese Ruhe gerne noch länger genossen, um den Ganzen bewusster zu werden und ein wenig weniger Furcht davor zu haben, doch plötzlich flatterten die Vögel aufgescheucht weg und ich hörte ebenfalls sofort was der Grund war. Schüsse. Es waren Schüsse in Wakanda. Dabei war das allein vollkommen alarmierend, Wakandas Truppen nutzten grundsätzlich keine regulären Schusswaffen. Sofort wusste ich Bescheid, ohne nachzusehen, es sind Fremde in den Palast eingedrungen. Direkt schrillen alle Alarmglocken bei mir und in den Gängen angekommen, herrschte bereits die pure Panik im Palast. Ich versuchte umherlaufende Bedienstete zu stoppen, doch alle waren viel zu beängstigt und rannten weiter. Wer greift Wakanda an?! Vor allem wer wartet ab, bis die anderen weg waren. Die Regierung wäre doch unmöglich so dämlich sich mit Wakanda einen Krieg zu erlauben, oder?
Und wie dämlich war ich ohne Waffe hier herumzulaufen? Vielleicht wäre es besser mich zu verstecken, doch ich muss so schnell wie es geht in mein Gemach. Dort sind meine Waffen, dort ist mein Handy, womit ich Steve kontaktieren konnte. Gott verdammt, er und ich dachten, es wäre hier sicher. Im Ernst, wie konnte ich jemals glauben, dass es irgendwo je sicher sein könnte. Überall lauern Gefahren, auch hier in Wakanda. Und jetzt war nicht nur Wakanda und ich in Gefahr, sondern dieser Winzling in mir, der sich kein bisschen wehren konnte, ich muss mich für uns beide wehren. Ich muss uns beide schützen.
Es kostete mich tatsächlich eine Menge Kraft mich gegen die fliehende Masse zu kämpfen. Ja dagegen. Was auch immer die Gefahr ist.. je näher ich meinem Gemach komme, desto näher komme ich offensichtlich an die Gefahr. Nicht ohne Grund würden die Menschen sonst von dort fortlaufen. Ich sollte auf meine Waffe und Co. verzichten und das Weite suchen, doch in mir schrie mein Egoistisches Ich, dass ich es schaffen würde und Wakanda sogar schützen würde. Ich erreichte sogar zu meinem Glück die Tür unversehrt und schloss sie, ohne Zögern, sofort hinter mir, drückte mich mit dem Rücken und rasenden Herzschlag dagegen kurz an. Es hätte auch ganz anders laufen können. Was habe ich mir dabei gedacht? Nicht viel. Alles schien sich zu drehen, wenn ich es nicht unterdrücken würde, müsste ich wahrscheinlich gleich sofort brechen. Doch ich schluckte es hinunter und musste mich kurz sammeln, meine Atmung beruhigen. Ich glaube es tatsächlich kurz selbst nicht, aber ich hatte Angst. Ich vermeide es Angst zu haben. Angst schwächte mich schon immer. Ich vermeide es grundsätzlich Gefühle offen preiszugeben. Deswegen fragte ich mich umso mehr, warum ich spürte, wie die Tränen meine Wangen hinunter rollten. Es ist doch nichts passiert. Mir geht es gut. Wieso weine ich also? Es ergab für mich keinen Sinn. Doch diese verdammten Hormone ließen offensichtlich alles aus mir heraus platzen. Wenn das nun öfter der Fall ist, muss ich mich echt nach einer Lösung umsehen, wie sollte ich sonst so in Nicks Abwesenheit die Avengers anführen? Ich muss mich jetzt zusammenreißen. Ich war auf mich allein gestellt nun, kein Steve hier, der mich im Notfall schützt. Das brauche ich doch eigentlich auch gar nicht. Ich bin stark. Ich habe von der Besten Agentin Shields gelernt. Also: Keine Panik. Ich muss einen klaren Kopf behalten. Tief durchatmen. Ich kriege das hin!
Erstmal muss ich mir einen Überblick über die gesamte Situation verschaffen. Die meisten Wachen und Krieger Wakandas haben den König im Quinjet begleitet. Verständlich, es war schließlich ihr König. Das bedeutet auch, es sind noch einige hier, die kämpfen können, aber darauf darf ich mich nicht verlassen. Ich habe keinerlei Ahnung, wo im Palast sie sich gerade befinden. Ein weiterer tiefer Atemzug, um mich selbst zu beruhigen, ehe ich durch den Raum ,hinüber zur Kommode, renne, um in der mittleren Schublade meine Handschusswaffe herauszuholen. Aber was ist das? Das Fach ist vollkommen leer. Was..das kann gar nicht sein. Wie kann sie leer sein?! Ich habe sie ganz sicher hier versteckt! Hat Steve sie mitgenommen? Nein, nicht einmal er wusste, dass ich hier eine verstaut hatte. Das kann doch nicht sein. Ich schiebe die Kleidung zur Seite, dennoch, nichts. Absolut nichts. Was mache ich jetzt? Wenn alle in Wakanda in Gefahr sind, muss ich aus Wakanda so schnell wie möglich raus. Ich halte meine Hand an den Bauch. Ich muss es beschützen, das ist meine Pflicht als Mutter.
Plötzlich hörte ich hinter mir das entsichern einer Waffe. Ich befürchte ein Albtraum könnte genau jetzt wahr werden. Nein, nein, nein! Wiederholte es sich in meinem Kopf. Ich war zu unaufmerksam!
„Dreh dich ganz langsam um, Liebes. Und keine Tricks.", ich kenne die männliche Stimme nicht, da war ich mir sogar ziemlich sicher. Der Akzent verriet mir, dass er kein Amerikaner war, so eine Stimme würde ich also wiederkennen. Langsam, wie die Stimme es von mir verlangte, drehe ich mich also um. Kein Risiko. Tatsächlich erkannte ich den Mann von den Aktenstapel auf meinem Schreibtisch wieder. Da wurde mir klar, dass es nicht die Regierung der vereinigten Staaten war, die hier ihr Unwesen treibt, nein, es war Hydra. Hydra war hier und kampfbereit.
„Zemo..", gab ich kalt zurück. Erstaunt hob er seine Augenbrauen, als hätte er nicht damit gerechnet, dass ich weiß, wer er war. „Scheint so, als hätte ich einen Ruf. Selbst bei der neuen leitenden Kraft der Avengers bin ich wohl stets bekannt."
„Deine Akte ist schließlich einer der Dicksten, die ich durchgelesen habe..", erwiderte ich trocken und wollte meine aufsteigende Angst nicht zeigen. Er hielt eine Waffe! Auf mich gerichtet!
„Dann bist du ja wohl Bestens informiert.", er schmunzelte leicht und trat einen Schritt näher.
„Weswegen bist du hier? Wieso greift Hydra Wakanda an?", ich kann es mir denken, doch ich will es hören.
Zemos selbstsicheres Lächeln, verriet mir, dass sein Plan wohl reibungslos abläuft bis dato: „Vibranium natürlich. So wie die gesamte restliche Welt. Und du bist jetzt ein braves Mädchen und kommst brav mit."
Er nickte zur Tür. Ich hatte keine Wahl, als dem Folge zu leisten. Er folgte mir schließlich auf Schritt und Tritt mit einer Waffe in meinen Rücken gedrückt. Keine Ahnung, was nun alles passieren würde.

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Video-Edit zum Kapitel:

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⏰ Letzte Aktualisierung: 4 days ago ⏰

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