34. Kapitel

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Es war sieben Uhr morgens und ich war hellwach, obwohl ich die Nacht kaum schlaf abbekommen hatte. Louisa war ständig wach geworden, hatte geschrien und es war unglaublich schwer sie zu beruhigen. Nun schlief sie jedoch endlich friedlich in ihrem Bett, doch dafür war ich wach. Und nicht nur das ich nicht mehr einschlafen konnte, ich hielt es auch nicht aus im Bett zu liegen. Deshalb stand ich leise auf, ging in die Küche und setzte mich an den Tisch. Ich wusste eigentlich gar nichts mit mir anzufangen, aber ich musste mich von dieser Inneren Unruhe ablenken, deshalb nahm ich mein Handy zur Hand und scrollte nach Tagen wiedermal durch Insta. So wirklich was Neues gab es da aber auch nicht, ich hatte nur wieder ein paar Freundschaftsanfragen von Fans und ein paar DMs.

Da ich aber irgendwas tun musste, sah ich mir die Fanseiten an, von denen ich ne Nachricht erhalten hatte. Dort bekam ich mit, dass sich wiedermal einige Fans aufregten das sofort nach der Tour bei Nicos Social Media Accounts Funkstille herrschte und sie hofften, dass er während der Aufzeichnung von The Voice wieder aktiver werden würde. Mich nervte das manchmal, auch wenn ich es verstehen konnte, dass Fans gerne wissen würden was so passiert bei Nico, sollten sie mittlerweile wissen, dass er kein Social Media Typ ist. Ich war irgendwie sogar sehr froh darüber, so war unser Privatleben auch wirklich Privat.

Es gab auch wieder ein paar Fans die richtig spekulierten und meinten die Funkstille könnte mit der Geburt unseres Kindes zu tun haben und natürlich wurde auch gerätselt, wann Nico wohl verkünden würde das seine Tochter da sei und wie er mit dem Kind und der Öffentlichkeit umgehen würde. Mich erinnerten die Kommentare daran, dass wir noch gar nicht darüber gesprochen hatten, wann und wie wir das ganze verkünden wollten. Darüber sollte ich vermutlich mal mit Nico reden, wenn ich nicht ganz so müde war.

Während ich in Gedanken vertieft war, legten sich plötzlich zwei Arme um mich. "Warum bist du denn schon wach?", nuschelte Nico noch total verschlafen in mein Ohr und gab mir einen sanften Kuss auf die Schläfe. "Ach, ich konnte nicht mehr schlafen!", sagte ich nur schulterzuckend. Nico setzte sich neben mich und sah mich fragend an. "Alles ok?" er klang besorgt. Ich nickte und versuchte zu lächeln. "Ja, nur müde! Wie spät ist es denn?", fragte ich schnell damit Nico nicht weiter nachfragen konnte. "kurz nach acht!" er stand auf und ging zur Kaffeemaschine. "Oh wow schon? Dann musst du ja gleich mal weg und Louisa wird sicher auch gleich wieder aufwachen!" mich überkam etwas Panik, doch als ich Nicos besorgten Blick sah, versuchte ich sofort diese zu Unterdrücken. "Unsere kleine hat dich heute ganz schön auf Trapp gehalten was?" ich nickt. "Ich weiß auch nicht was das war! Aber ich kann ja nachher wieder mit ihr schlafen!", versuchte ich optimistisch zu klingen obwohl ich das nicht war, eher war ich innerlich am Durchdrehen und hatte meine Zweifel das ich denn Tag überhaupt schaffen würde, doch ich wollte mir das auf keinen Fall anmerken lassen.

Ich würde doch wohl die Tage alleine hinbekommen, immerhin taten das tausende andere Frauen auch. Nico nickte lächelnd. Er hatte keine Ahnung wie oft und wie lange Louisa wirklich geweint hatte, da ich jedes Mal sofort fluchtartig das Zimmer verlassen hatte um ihn nicht zu wecken. Er hatte einen anstrengenden und vermutlich langen Tag bei TVOG vor sich, da sollte er fit sein. „Ich komm so schnell wie möglich wieder nach Hause!" er sah mich entschuldigend an. "Ja alles gut! Wir packen das schon!" Nico hatte sich wieder neben mich gesetzt und zog mich in seine Arme, wobei er mir sanft über den Rücken fuhr. Es beruhigte mich etwas, genau wie seine Worte: „Na klar schafft ihr das!" Wir saßen noch ein paar Minuten schweigend nebeneinander, bevor sich Nico fertig machen musste.

"Ich glaub ich leg mich jetzt gleich doch nochmal hin und hoff einfach das Louisa mich noch eine halbe Stunde schlafen lässt! ... Viel Spaß beim Dreh!", gähnte ich vor mich hin als Nico fertig angezogen in die Küche kam. "Meld dich, wenn was ist ok?! ...Ich liebe dich!" er küsste mich sanft. "Ich dich auch!" Dann trottete ich halb weggetreten ins Schlafzimmer und hoffte das ich sofort einschlief. Doch als ich im Bett lag und die Wohnungstür ins Schloss fallen hörte, ging mein Gedankenkarussell wieder von vorne los und obwohl ich meine Augen kaum aufhalten konnte, fand ich nicht in den Schlaf. Mir war plötzlich irre kalt, ich zitterte am ganzen Körper und ein paar Tränen liefen über meine Wange. Ich hatte panische Angst vor dem Tag und wusste nicht wie ich ihn alleine meistern sollte.

Irgendwann musste ich dann jedoch eingeschlafen sein, denn Louisas weinen weckte mich erst wieder auf. Ich war jedoch weit entfernt von erholt, denn ich fühlte mich eher wie überfahren und konnte auch noch gar nicht gleich reagieren, erst nach ein paar Augenblicken sprang ich auf und holte sie aus ihrem Bett. Ich versuchte sie zu stillen, was in meinem Zustand aber so gar nicht klappen wollte und Louisa schrie nur immer mehr.

Verzweiflung machte sich in mir breit, doch dann versuchte ich mich etwas runter zu holen und Louisa anzulegen. Obwohl ich denn Tränen nah war, klappte es. Nachdem Louisa satt war, ließ ich mich erschöpft auf der Couch nieder und brach nun doch in Tränen aus. Ich verstand nicht, warum ich mit der ganzen Situation so überfordert war und es mir heute so mies ging. Die letzten Tage waren doch gut gelaufen und auch das Stillen hatte sehr gut geklappt, aber heute sah es so aus als würde alles schief gehen und nur der Gedanke daran das ich jetzt den ganzen Tag alleine war und noch nicht mal wusste, wann Nico kommen würde, ließen mich wieder zittern. Doch ich hatte nicht lange Zeit um meinen Gedanken und Ängsten nachzuhängen, denn Louisa forderte wieder meine Aufmerksamkeit.

Meine Tränenausbrüche pendelten sich im Laufe des Tages zwar etwas ein, doch von der Couch bewegte ich mich den ganzen Tag nicht weg, denn sobald ich Louisa ablegte, fing sie an zu weinen. Erst kurz bevor Nico nach Hause kam, konnte ich sie mal ablegen. „hey! Wie...?", er beendete die Frage nicht, sondern kam auf mich zu und nahm mich in den Arm. Sanft strich er über meinen Rücken und brachte mich damit fast wieder zum Weinen, doch ich riss mich zusammen. Nach einer gefühlten Ewigkeit, ließ er mich vorsichtig los und sah mich besorgt an. „So schlimm?" „Anstrengend! Louisa lag den ganzen Tag auf mir! Ich bin nicht mal zum Essen gekommen!", sagte ich erschöpft. „Ich habe was mitgenommen!" Nico zeigte auf die Tüten am Esstisch und lächelte sanft. „Danke!" Da Louisa noch schlief, setzten wir uns an den Tisch und aßen gleich. Das gab mir wieder Energie und die Welt sah schon gleich etwas besser aus, trotzdem legte ich mich danach sofort ins Bett und kam gar nicht mehr dazu mit Nico zu reden. 

Forever Home ( II. Teil / Fortsetzung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt