Idea No. 3

30 5 6
                                    

Endlich, nach langer Ersparnis und noch längerer Wartezeit, konnte ich Lee Jiyoo bei der Lesung ihres ersten Buches lauschen und ich hing ihr so sehr an den Lippen, dass ich nicht wahrhaben wollte, dass die Lesung bereits wieder vorbei war

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Endlich, nach langer Ersparnis und noch längerer Wartezeit, konnte ich Lee Jiyoo bei der Lesung ihres ersten Buches lauschen und ich hing ihr so sehr an den Lippen, dass ich nicht wahrhaben wollte, dass die Lesung bereits wieder vorbei war. Alle um mich herum standen bereits auf, Lee Jiyoo ging nach hinten und ich verfolgte sehnsüchtig jede ihrer Bewegungen.
Das wars? Das war eine Stunde gewesen? Meine Handyuhr gab mir die Antwort klar und deutlich. Der Mittag war bereits lange erreicht und Lee Jiyoo hatte nicht nur eine Stunde vor uns gestanden oder gesessen und gelesen, sondern eine Stunde und fünf Minuten.
Ich sollte dankbar dafür sein, dass ich mehr Zeit als erhofft mit ihr hatte verbringen können und zusätzlich auch persönlichen Kontakt zu ihr gehabt hatte. Das war nicht jedem gegönnt gewesen.
Außerdem hatte ich jetzt genug Inspiration für eine starke, schöne Protagonistin. Ich hatte die Art, wie Lee Jiyoo sich bewegte, geradezu studiert und hoffte, am Abend die richtigen Worte dafür zu finden. Und wie ihre Locken in ihrem Rücken auf und ab gehüpft waren, als sie das Stehpult verlassen hatte. Es gab so viele Dinge, die sie hatte und die meine Protagonistin benötigte. Ich hoffte, dass ich mit den Eindrücken von heute endlich weiterkam und sie so gestalten konnte, wie ich sie haben wollte.

Beim Verlassen des Lesungsraumes kamen mir weitere Bilder in den Kopf, die mich inne halten ließen. Die Menschen, die nach mir den Raum verlassen wollten, beschwerten sich darüber, dass ich mitten in der Tür stehen geblieben war, also entschuldigte ich mich schnell, huschte hinaus und lehnte mich an die Wand neben der Tür, den Bücherstapel fest gegen meinen Bauch gedrückt.
Kim Namjoons Gestalt baute sich vor meinem inneren Auge auf. Sein heiteres Lachen war zu hören und zwei tiefe Grübchen erschienen in seinem Gesicht. Die Brille rutschte ihm hoch, als er die Nase vor Lachen krauste. Obwohl er mich wie ein Berg überragte, erschien er mir in dieser Erinnerung wie ein Junge, kaum ein Mann, der, rein durch die Gesellschaft einer chaotischen Namenlosen, erheitert war. Dieses Bild gab mir das Gefühl, dass dieser Mann sich an den kleinen Dingen mindestens genauso sehr freute, wie an den großen Überraschungen des Lebens.
Er war wirklich sonderbar.
Ich stieß mich von der Wand ab und spürte das Gewicht der ganzen Bücher in meinen Händen. Gedanklich stöhnte ich auf, da mir wieder bewusst wurde, was mir bevorstand. Das würde morgen einen schlimmen Muskelkater geben, den ich jedoch glücklicherweise Zuhause auskurieren konnte.
Mein Weg führte vorbei an einem Menschenstrom, der seinerseits eine lange Schlange umrundete. Als ich an den meisten Menschen vorbei war, warf ich einen neugierigen Blick zum Grund dieser Schlange und traute meinen Augen kaum. Beinahe kippten meine Bücher über und bei dem Versuch, sie zu stabilisieren, rempelte ich aus Versehen jemanden an.
"Passen Sie doch auf, wo Sie hintreten. Sie sind hier nicht alleine."

Mit schlechtem Gewissen entschuldigte ich mich. Erst, als sich die Person wieder unter die Menge gemischt hatte, spürte ich, wie sehr mein Herz raste und wie eingefroren ich dastand. Nach wenigen Sekunden hatte ich mich wieder eingekriegt und warf noch einen kurzen Blick nach rechts. Genau in dem Moment, in dem auch Kim Namjoon aufsah.
Er musste mich vorher bereits ausgemacht haben, denn er sah mich direkt an. Zu allem Überfluss winkte er dann auch noch. Eigtentlich war es kein richtiges Winken, er hob bloß kurz die Hand, in der er auch einen schwarzen Stift hielt und lächelte. Bevor ich ausmachen konnte, was diese Geste bedeuten sollte, hatte er sich schon der nächsten Person am Anfang der Schlange zugewandt.
Wollte er mich nur grüßen? Aber wir hatten uns erst vor einer Stunde zuletzt gesehen. Wollte er, dass ich zu ihm kam? Nein, ganz sicher nicht. Wie ich sah, war er gerade mit seiner Signieraktion beschäftigt. Aber hatte er mir nicht noch etwas sagen wollen, bevor Jeon Jungkook ihn unterbrochen hatte? Sicherlich war es nichts wichtiges gewesen. Ich zumindest erinnerte mich nicht mehr an den Inhalt seines unbeendeten Satzes.
Damit ich nicht weiter wie verloren in der Gegend rumstand und weiter Leute behinderte, ging ich mit dem Strom mit. Ich sollte keine Zeit mehr verschwenden und mich weiter umsehen, bevor mir die Arme abfielen.
Kim Namjoon würde ich ohnehin nie wiedersehen.

The Self-Love Story || kim namjoonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt