Idea No. 4

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Kaum waren ein paar Minuten vergangen, wurde es im Bus richtig stickig und die Halterung für die Stehgäste, an der ich mich festhielt, gefährlich rutschig

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Kaum waren ein paar Minuten vergangen, wurde es im Bus richtig stickig und die Halterung für die Stehgäste, an der ich mich festhielt, gefährlich rutschig. Außerdem würde mir in schätzungsweise fünf weiteren Minuten der rechte Arm abfallen, wie einem verrottenden Zombie, denn in diesem hielt ich meine insgesamt drei Tonnen schweren Bücher.
Zu allem Überfluss war mir auch noch eine Haarsträhne aus meinem Haarknoten gerutscht und nervte mich immer wieder im Gesicht. Zweimal hatte ich sie erfolgreich wegpusten können, beim dritten Mal landete sie in meinen Augen und ich schüttelte den Kopf, während ich die Augen zukniff, was mir in meinem Dilemma nicht gerade weiterhalf.
Nachdem meine Haare dann doch endlich beseitigt waren, sah ich allerdings, dass die heftigen Bewegungen dafür gesorgt hatten, dass mein Jutebeutel ein wenig hinabgerutscht  war und eines der Bücher gerade dabei war, vom Stapel zu segeln. Schnell nahm ich meine Hand von der Halterung und fing es auf. Erleichtert atmete ich aus und stülpte die Tasche wieder über das Buch. Dann machte der Bus eine Vollbremsung.

Ich sah mein Leben an mir vorbeiziehen, wie in einem Film. Gut, ehrlich gesagt tat ich das nicht, weil alles viel zu schnell ging und ich kaum Zeit hatte zu reagieren. Erst, als ich nach der Enge in meiner Brust wieder atmen konnte, bemerkte ich, dass jemand anderes an meiner Stelle reagiert hatte. Kim Namjoon hatte seinen Arm um meine Taille gelegt und drückte mich fest an sich. So fest, dass ich kaum meinen Brustkorb zum Atmen heben konnte, daher die Atemlosigkeit. Meine Bücher zwischen uns, mussten aber auch ihm das Atmen erschweren, denn wenn sein Brustkorb sich hob und ich die Bewegung spürte, war sie nur Minimal.
Meine Augen waren so weit aufgerissen, dass es beinahe schmerzte, während mein Blick über Kim Namjoons Gesicht huschte. Er wirkte irgendwie blass.
"Geht es Ihnen gut?", fragte ich ihn atemlos. Ich spürte, wie sich sein Griff um meiner Taille kurz versteifte. Allerdings nur für eine Sekunde, denn sofort lockerte er ihn wieder und ließ seine Hand in meinen Rücken fahren.
"Sie fragen mich das, Binna? Sie wären beinahe durch den ganzen Bus geschleudert worden."
"Naja", stammelte ich unsicher und sah überallhin, nur nicht zu ihm. "Sie sehen etwas fahl aus und ich glaube, ich bin Ihnen ein bisschen auf den Fuß getreten. Eine falsche Gewichtsverlagerung und ein Zeh hätte brechen können. Oder mehrere."
Da hatte ich wieder zu viel gesagt. Verdammtes Plappermaul. Bei ihm fiel es mir aber auch zu leicht, den Mund aufzureißen. Immerhin blinzelte er mich wieder so erstaunt an, als ich ihm einen abschätzenden Seitenblick zuwarf. Ich sah an seinen Augen, dass er vielleicht gleich begann zu lächeln. Aber dann war der leichte Anschein auch schon weg und er sah ernst drein.
"Sie hätten sich einiges brechen können und Sie machen sich Sorgen um ein paar Zehen?"
"Ja, denn für die Zehen eines anderen aufkommen zu müssen, könnte ganz schön teuer werden."
"Vielleicht, wenn Sie vorsätzlich handeln. Das kann man wohl kaum als Vorsatz bezeichnen."
Wo er recht hatte, hatte er recht.
"Ein Glück", sagte ich und atmete erleichtert aus. Dann begann Kim Namjoon wieder zu lachen.

Während er das tat, ließ er mich los und ich klammerte mich wieder an dem Haltegriff fest.
Es dauerte einen Moment, da hatte der Autor sich wieder beruhigt und ich konnte ihn nur belustigt anstarren und mich fragen, was er ständig so lustig fand. Aber es konnte mir auch egal sein. Obwohl ich ihn nicht wirklich kannte, war es ziemlich erfrischend, ihn lachen zu sehen. Keiner lachte so herzlich, wenn mir irgendwelche Worte aus dem Mund purzelten. Vielleicht manchmal, aber dann begleitet von Seitenblicken, die an andere gerichtet waren oder dem an mich gerichteten Zusatz, dass ich doch komplett verrückt war.
"Ach", sagte er dann schließlich, nachdem er sich die Lachtränen unter der Brille davongewischt hatte. "Sollen wir die Tasche vielleicht zubinden? Dann kann auch nichts mehr rausfallen."
"Das klingt nach einer guten Idee. Nur wie ..." Ich überlegte, wie ich die Tasche am besten zubinden konnte, ohne, dass ich den haltsichernden Griff loslassen musste.
Da ließ auch schon Kim Namjoon seine Halterung los und schnappte sich die Träger meines Jutebeutels. Es sah ein wenig ungeschickt aus, wie er versuchte sie zusammenzubinden und am Ende waren sie nur halb fest, was vermutlich besser war, denn wer wusste schon, ob ich die Knoten noch aufbekam, wenn er sie mit seiner gesamten Armeskraft zugeknotet hätte.
"So, wäre das auch er-er-er-" Der Bus stoppte erneut und Kim Namjoon flog mir mitten im Satz geradewegs entgegen. Er konnte sich noch im letzten Moment mit an meiner Halterung festhalten und stützte sich an meiner anderen Seite an einem anderen Haltegriff ab. Mit weit aufgerissenen Augen starrten wir uns gegenseitig an. Der Autor war nur Millimeter vor mir zum Stehen gekommen und sein Gesicht war direkt vor meinem.
"Das ist ziemlich", sagte ich zögernd und mit piepsiger Stimme, "nah."

The Self-Love Story || kim namjoonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt