Idea No. 6

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16 Stunden zuvor

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16 Stunden zuvor

~Binna~

Was ein seltsamer Tag. Was ein ereignisreicher Tag. Was ein seltsamer, ereignisreicher Tag!
So seltsam und ereignisreich, dass ich um halb elf Abends mit einem Paket teurem, veganem Eis auf dem Sofa saß und dabei zusah, wie zwei Menschen im Regen tanzten. Das war das einzige, was mich vergessen ließ, was heute passiert war. Zumindest die peinlichen Details, über die ich nicht nachdenken wollte.
Ich sah bloß sehnsuchtsvoll auf den Bildschirm meines kleinen Laptops und ignorierte die schlechte Soundqualität, als die männliche Hauptrolle schmalzige Sachen in das Ohr der weiblichen Hauptrolle flüsterte und wir gleichzeitig dahinschmolzen. Und das alles unter ströhmendem Regen, in der Dunkelheit - naja, Fast-Dunkelheit, immerhin waren in New York überall Lichter, selbst in dem verlassenen Park, in dem die Szene stattfand - während die beiden sich hin und her wiegten und endlich merkten, dass sie sich langsam aber sicher ineinander verliebt hatten.
"Ich wollte es mir nicht eingestehen, Will", sprach ich gemeinsam mit der Protagonistin den Text und drückte mir die halbleere Eispackung gegen die Brust, wie sie es mit Will tat. Nur anders als sie erschauderte ich bei der Kälte und drückte die Packung dann nicht mehr ganz so sehr gegen meine erfrierende Brustwarze.
"Aber ich Liebe dich schon seit wir uns das erste Mal begegnet sind."
Ich ahmte die Theatralik in der Stimme der Schauspielerin nach und löffelte mir Eis in den Mund, während Will sprach und Nora sich von seinen Worten einlullen ließ. Genauso wie ich.
"Du bist das beste, was mir je passiert ist, Nora", säuselte er und ich nahm Nora ihren Text zuvor.
"Will." So überdramatisch und dahinschmelzend, wie ich es niemals zu jemandem sagen könnte. Wie machte sie das bloß?

Und dann kam meine absolute Lieblingsszene. Will hob Nora hoch und sie schlang ihre Arme um seinen Nacken, ehe sie sich zu ihm hinabbeugte und ihn küsste. Ich seufzte. Wie konnte etwas, das ich im realen Leben so abstoßend widerwärtig fand, in dieser Szene so schön sein? In jeder Szene solcher Liebesfilme, außer vielleicht in denen, wo sie sich nicht küssten, sondern jeden Moment auffraßen.
Wie schafften sie es, einen gleichmäßigen Rhythmus zu finden? Und noch wichtiger, wie konnten sie sich dabei nicht unwohl fühlen?
Das Gefühl von fremden Lippen auf den eigenen, unangenehm warm, feucht, manchmal trocken, manchmal mit schleimiger Zunge und viel zu viel Spucke, ganz und gar nicht in so einem Rhythmus, sondern mit Bewegungen, die man eher taktloses Saugen nennen konnte ... so waren Küsse im echten Leben doch. Wie schafften Schauspieler es, sie wie was schönes, angenehmes, wünschenswertes zu zeigen? Die Realität sah erschreckend anders aus. Oder eher fühlte sie sich erschreckend anders an. Zumindest für mich.
Der Film endete mit einer erfüllten Nora, die am Ende nicht nur ihren Traumjob, sondern auch ihren Traummann bekommen hatte und der ihr nun sogar mit einem Heiratsantrag drohte. Bevor dieser kommen konnte, schloss ich den Film und startete den nächsten. Ich schaute die Filme nur für die Menschen, die sich ineinander verliebten, nicht für die Aussicht, dass sie danach auch ganz konventionell vor den Altar treten mussten. Da waren der Butler Jack und sein Herr Mr. Daniels doch das perfekte Paar, denn ihre verbotene Liebe musste unbedingt geheim bleiben.

The Self-Love Story || kim namjoonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt