Idea No. 16

16 4 5
                                    

"Ich glaube, du bist total verschossen in ihn, auch wenn du es selbst noch nicht verstehst", sagte Hayoon, als wir gerade über einen Sonntagsmarkt liefen und Eumuk am Stiel aßen

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

"Ich glaube, du bist total verschossen in ihn, auch wenn du es selbst noch nicht verstehst", sagte Hayoon, als wir gerade über einen Sonntagsmarkt liefen und Eumuk am Stiel aßen.
Ich verschluckte mich bei Hayoons direkten Worten und schlug mir auf die Brust, während ich mich hustend nach vorne beugte. Meine Freundin klopfte mir halbherzig auf den Rücken, als würde sie nicht befürchten, dass ich gleich blau anlief und erstickte. Ein paar Schaulustige warfen mir einen schnellen Blick zu, liefen dann aber weiter. Meine Leiche würde hier wohl unbemerkt in den Boden gestampft werden. Und vielleicht wäre mir das auch lieber, als über Hayoons Worte nachdenken zu müssen.
"Überrascht dich das wirklich so sehr, wenn du ständig von ihm anfängst? Binna, entweder wird dieses Namjoon-Ding zu einer deiner neuen Osessionen oder du bist verknallt."
Ich schüttelte den Kopf. Keine Ahnung, was sie mit neuer Obsession meinte. Hatte ich Obsessionen? Wenn ja, war mir das zum Glück noch nicht bewusst gewesen.
Aber Hayoons zweite Vermutung war noch mehr an den Haaren herbeigezogen, als die erste. In Namjoon verliebt? Wie sollte das gehen, wenn ich nicht einmal wusste, was verliebt zu sein bedeutete, geschweige denn, wie es sich anfühlte?
"Wollen Verliebte sich nicht ständig angrabbeln und küssen und", ich schluckte bei diesem weit entfernten Gedanken, "mehr tun?"
Hayoon bedachte mich mit einem langen Blick, dann griff sie mit ihren schmalen, langen Fingern nach meinem Arm und zog mich in einer Schnelligkeit durch die Menge, die mich vor Anstrengung keuchen ließ.
"Können wir etwas langsamer laufen?", fragte ich unter schweren Atemzügen und Hayoon verlangsamte ein wenig ihren Schritt. Aber nur etwas.

Nach zwei Minuten schien sie eine Stelle gefunden zu haben, die ihr zusprach. Etwas abgelegen hinter den Marktständen, außerhalb der strömenden Menschenmenge.
"Um deine Frage zu beantworten, ja, solche Präferenzen gibt es für viele Menschen. Aber nein, das trifft nicht auf alle zu, die verliebt sind. Für manche ist es bloß wichtig, bei der Person zu sein, die sie lieben. Für sie ist es vielleicht zweitrangig, ihrer Partnerschaft im erotischen Sinne nahezukommen. Für wieder andere gibt es dafür keinen Stellenwert. Hast du schon einmal von Asexualität gehört?"
Ich schüttelte den Kopf. Nicht, dass ich wusste.
"Das erinnert mich an Atheismus. Soll das eine Abneigung gegen Liebe sein?", fragte ich verwirrt. Eine Abneigung gegen Liebe hatte ich nicht. Ich wusste nur nicht, was sie im romantischen Sinne bedeutete.
Hayoon kniff sich in die Nasenwurzel und wedelte dann mit ihrem Emuk-Spieß vor meinem Gesicht herum.
"Das ist alles andere als eine Abneigung gegen irgendetwas. Naja, die gibt es auch, aber das ist Asexualität nicht in erster Linie. Außerdem ist Asexualität keine Aromantik. Oh gosh, das wird ein langes Gespräch", murmelte Hayoon letzteres. "Lass uns erstmal irgendwo hingehen, wo wir uns setzen können und wir uns besser verstehen."
Was dann folgte, in einem kleinen Café, das Kaffee und Kakao mit Katzen aus Milchschaum verkaufte, war wirklich ein langes Gespräch über das Aroace-Spektrum und so viele Sexualitäten, dass mir danach der Kopf brummte. Ein paar Dinge, die Hayoon mir erklärt hatte, erklärten allerdings nun ein paar meiner Gefühle, die ich seit Jahren und vor allen seit meiner ersten Beziehung, so gezwungen, wie sie auch gewesen war, mit mir herumtrug. Allerdings traf nichts von dem, was Hayoon mir erzählt hatte zu hundert Prozent auf mich zu. Egal, wie sehr ich über das alles nachdachte, es ergab sich keine klare Antwort für mich.

The Self-Love Story || kim namjoonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt