Im Binna ist das, was sich eine nicht gerade aufstrebende Autorin nennt. Mit geschmissenem Studium, einem Job, der gerade so für ihren Lebensunterhalt sorgt und einer handvoll abgelehnter Manuskripte sieht sie sich als die totale Versagerin. Nicht z...
Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
Binnas Augen waren noch immer glasig, als wir eine Stunde später am Tisch saßen und das üppige Frühstück aßen, das sie gekocht hatte. Sie schien all ihre Energie, die sie noch übrig gehabt hatte, in dieses Essen gesteckt zu haben, denn nun saß sie mit hängenden Schultern dort, während das Essen vor uns praktisch erstrahlte. "Das ist wirklich ... Binna, wo hast du gelernt, Äpfel so zu schneiden?" Ich hob einen entkernten Apfel hoch, der in Form eines Sternes geschnitten war. In 3D. Mit mindestens zehn spitz zulaufenden Zacken rund herum. "Im Internet. Es gibt eine Menge fancy Kochvideos. Das meiste, was ich kann, sind aber nur irgendwelche Spielereien wie das da und Aufläufe, die mindestens drei verschiedene Arten an Milchprodukten beinhalten. Ich brauchte eben eine halbwegs sinnvolle Ablenkung von meinem Studienalltag." Ich glaubte nicht, dass Binna nur Aufläufe und schön aussehende Fruchtskulpturen zaubern konnte. Das ganze restliche Frühstück sah aus wie ein Buffet in einem guten Hotel. Und es war wirklich ein Buffet. Der gesamte Tisch war voll mit dampfenden Leckereien und irgendwie hatte Binna es während des Kochens geschafft, noch die Hälfte der Töpfe zu spülen, so dass die Küche nur ein halbes Schlachtfeld war. Aber das war mir egal. Sie hätte einfach alles unberührt stehenlassen können und ich wäre ihr nicht böse gewesen.
"Kannst du mir beibringen, sowas zu machen?", fragte ich und deutete auf das Omelett, das beim Aufschneiden innen chremig gewesen war und sich über meine Portion Reis ausgebreitet hatte. "Klar. Aber sei gewarnt, ich habe Wochen gebraucht, um das richtig hinzubekommen." "Ich würde mir das auch monatelang von dir erklären lassen." Das zauberte Binna wenigstens ein kleines Lächeln auf die Lippen. Stillschweigend aßen wir und ich musste mir bei jedem zweiten Bissen ein Seufzen verkneifen. Meine Mimik hatte ich dabei wohl nicht so wirklich unter Kontrolle, denn Binna warf mir immer wieder Blicke zu und grinste in sich hinein. In Rekordzeit hatten wir den Großteil des Essens verschlungen. Anschließend brauchten wir beide erst einmal einen Moment, in dem wir uns zurücklehnten und tief einatmeten. "Ich bin so voll", gab ich zu und hielt mir den Bauch. "Aber ich bereue nichts. Das war besser als in jedem Restaurant. Ganz zu schweigen von meinen eigenen Kreationen." Binna lehnte sich nach vorne und stützte den Kopf auf ihrer rechten Hand auf. Mit müden Blick sah sie zu mir auf. "Jeder kann irgendetwas gut kochen. Ich musste das auch erst herausfinden. Bis ich für das Studium ausgezogen bin, habe ich nie auch nur eine Sache gekocht. Was wirklich schade war. Ganz am Anfang hätte es mir sicher geholfen, zu wissen, wie man Nudeln richtig kocht." Bei ihrem Statement sah Binna wieder so versunken und traurig aus, dass ich nicht wagte, weiter nachzufragen. Zumindest nicht jetzt. Stattdessen wollte ich ihr entgegenkommen. "Meine Mutter hat mich irgendwann aus der Küche verbannt, weil ich das Pech nur so angezogen habe. Einmal musste sie mich wegen einer Schnittwunde ins Krankenhaus fahren. Man sieht sogar noch ganz schwach die Narbe." Ich streckte ihr meine Hand aus. Binna erwachte aus ihren Gedanken und nahm meine Hand in ihre. "Genau da", sagte ich und zeigte auf die kleine Narbe zwischen Daumen und Zeigefinger. Heute war sie nur noch eine schwache Erinnerung, aber Binna strich mit ihrem Finger so sanft darüber, als wäre sie gerade erst verheilt.