Im Binna ist das, was sich eine nicht gerade aufstrebende Autorin nennt. Mit geschmissenem Studium, einem Job, der gerade so für ihren Lebensunterhalt sorgt und einer handvoll abgelehnter Manuskripte sieht sie sich als die totale Versagerin. Nicht z...
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Bei all den Begegnungen mit Kim Namjoon waren mir nun einige Dinge aufgefallen:
1. So kompetent er auch wirkte, war er doch manchmal ziemlich unbeholfen. Das alles vertuschte er mit seinem charismatischen Grübchenlächeln aber so gut, dass man aufpassen musste, dass man sich davon nicht einlullen ließ.
2. Er war unberechenbar. Im einen Moment war er ein Tollpatsch und hatte diese Golden Retriever Energy, wie man sie nur von Charakteren aus Filmen oder Animes kannte und im nächsten Moment lud er einen voller Selbstbewusstsein in ein Museum ein, um sich die derzeitige Ausstellung mit Bildern anzusehen, die ich nicht beschreiben konnte. (Ganz ehrlich, wer malte einen roten Strich auf eine Leinwand, klatschte einen dunkelblauen Farbklecks in die Mitte und wollte dann, dass man etwas daraus interpretierte? Wer verstand bitte Kunst?)
3. Kim Namjoon verstand Kunst. Und das bezog sich wohl nicht nur auf die Kunst des Schreibens, denn inmitten eines Museums voller Gemälde und Skulpuren schien er mit diesem Ort eins zu werden. Fast, als würde er selbst ein Kunstwerk darstellen.
4. Ich fühlte mich zunehmend wohl in seiner Nähe, obwohl ich das eigentlich nicht gewollt hatte. Aber seine Ausstrahlung, selbst wenn sie manchmal etwas aus dem Gleichgewicht geriet, beruhigte mich auf eine Art, wie es nichts und niemand sonst zu schaffen vermochte. Ich sah mir gerade sogar in einvernehmlichem Schweigen mit ihm ein Bild an, auf dem nur erahnbar eine Frau abgebildet war, die zu leiden schien. Dieses Bild hier verstand ich zumindest mehr als das andere und irgendwie fühlte ich mit dem abgebildeten Abstraktum sogar mit.
Aber das zählte gar nicht mehr zu meiner Auflistung über Kim Namjoon. Zumindest nicht vollkommen. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er seinen Blick von dem Gemälde riss. Etwas, wozu ich noch nicht imstande war. Ich fuhr mit dem Blick weiter die Konturen der abstrakten Frau nach. Es gab viel Grau, ein bisschen Dunkelblau, etwas schwaches Rot und einen Klecks Gelb. Ich legte den Kopf schräg und konnte Kim Namjoons Blick nicht aus meinem Augenwinkel verbannen. Seltsamerweise musste ich nun an ein anderes Gemälde denken. So ein altes, in gelb, mit vielen schwarzen Kästen und bunten Wirbeln. Ein Mann, der eine Frau küsst. Dabei hatte das Bild nichts mit diesem hier gemein. "Ich dachte immer, in Kunstausstellungen sieht man nur diese nullachtfünfzehn Gemälde, die ohnehin schon jeder einmal gesehen hat, wenn auch nur im Fernsehn oder im Internet. Die Mona Lisa zum Beispiel. Oder Der Schrei, Das Mädchen mit dem Perlenohrring, Die Schaukel (das war auch im ersten Teil von Die Eiskönigin zu sehen). Jetzt habe ich einen Ohrwurm von Let It Go." Das war der Moment, in dem ich meinen Blick von dem Gemälde abließ und zu Namjoon sah. Sein Grinsen war so breit, dass seine Grübchen sichtbar wurden. "Jetzt habe ich auch einen. Und dieses Museum macht saisonale Ausstellungen, unter anderem von Künstlern unseres Landes. Die hier hat gerade begonnen." Ich wollte wirklich höflich sein und weiter auf dieses Ausstellungsding eingehen, aber mein Gehirn setzte sich unhöflicherweise auf etwas anderes fest. "Du hast Die Eiskönigin gesehen?" Namjoon sah mich an, als war er sich nicht sicher, ob ich die Frage ernst meinte. "Ja. Den zweiten Teil auch. Habe mir die Filme mit Freunden im Kino angesehen." Danach gab es kein Halten mehr für mich. So leise wie möglich fragte ich ihn aus. Lieblingscharakter ("Natürlich Olaf"), seine Meinung zu der vertanen Chance, Elsa eine weibliche Love Interest zu geben ("Mir ist auch der Gedanke gekommen, dass Disney sich tatsächlich nicht getraut hat, die Sache so durchzuziehen. Aber andererseits bietet Elsa auch das Potenzial zur Repräsentation des Asexuellen-Spektrums oder der Entscheidung einer Frau, einfach single zu bleiben, ohne speziellen Grund, weil sie niemandem Rechenschaft schuldig ist" - und das war so attraktiv von ihm gewesen), sein Lieblingssong (er fing an, leise Let It Go zu singen und switchte dann durch die halbe Palette an Frozen Songs) und schließlich, kamen wir auch auf andere Disneyfilme zu sprechen.
