Idea No. 19

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Namjoon und ich schlenderten über den Campus

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Namjoon und ich schlenderten über den Campus. Ich zeigte ihm die Bibliothek, die noch recht wenig besucht war. Immerhin war es der Anfang eines Semesters und ein Samstag. Die Studierenden würden sich hier an den Wochenenden erst ab Mitte des Semesters tummeln, um mit Lerngruppen zu lernen oder Lernzettel zusammenzustellen. Zumindest die ganz engagierten.
Ich zeigte Namjoon noch die großen Vorlesungssäle und die Orte an denen sich Studenten ein wenig erholen konnten. Danach schlug ich vor, etwas in der Mensa zu essen, da das Essen dort meist etwas günstiger war, als in den umliegenden Restaurants.
Als wir saßen, schien Namjoon seine Fragen nicht mehr in sich behalten zu können.
"Du kennst diese Universität so gut. Hast du hier vorher studiert?"
Namjoon dachte nicht einmal daran, sein Essen anzurühren, während er auf meine Antwort wartete. Er sah mich mit einer Neugier an, als hatte er gerade nach einem meiner größten Geheimniss gefragt. Und vielleicht war die Antwort darauf auch eines meiner größten Geheimnisse, da ich diesen Teil von mir seit Jahren mit niemandem geteilt hatte.
"Nein", sagte ich kopfschüttelnd. "Ich habe eine Zeit lang studiert, aber im Bereich Marketing Business an einer anderen Uni. Aber ..."
Meine Pause sorgte dafür, dass Namjoon sich vorbeugte. Sein Ärmel landete dabei beinahe im Essen.
"Vorsicht!"
Namjoon schreckte zurück und untersuchte seinen Ärmel auf Essensflecken. Ich musste lachen und begann in meinem Essen herumzustochern.
"Ich kenne diese Uni so gut, weil ich mich manchmal in die Literatur oder Koreanistik und Anglistik Vorlesungen geschlichen habe. Ich glaube, ich habe mir hier mehr Notizen gemacht, als in meinen eigentlichen Vorlesungen."

Die Erinnerung daran brachten mich zum Lächeln und ließen gleichzeitig einen riesigen Stein in meinen Magen fallen. Ich sah auf mein Essen hinab und wusste, dass ich die Portion nicht so schnell hinunterbekommen würde.
"Warum hast du nicht den Studiengang gewechselt?"
Mein Lächeln, das bereits dabei war, in sich zusammenzufallen, fühlte sich nun nur noch an wie eine Maske aus ätzender Säure.
"Das war nicht so einfach. Der Studiengang, in dem ich festgesteckt habe, war auch gar nicht meine eigene Wahl gewesen. Aber das war der einzige Weg, um etwas Zeit zu bekommen, damit ich nicht-"
Ich brach ab. Ich dachte an meine Schwestern. Insbesondere meine ältere Schwester. Sie hatte sich damals irgendwie mit dem Leben abgefunden, das ihr aufgezwungen wurde, aber ich wusste, dass ich das nicht gekonnt hätte.
"Binna?"
"Sorry", sagte ich und ließ den entschlossen starken Blick meiner älteren Schwester vor meinen Augen verblassen. "Ich kann darüber nicht sprechen. Vor allem nicht hier."
Namjoon bedachte mich noch kurz mit einem rätselnden Blick. Doch dann wurde seine Miene ganz weich und er streckte seine Hand auf dem Tisch aus, die Handinnenfläche nach oben geöffnet, wie eine stumme Einladung. Ich legte meine Hand in seine und atmete erleichtert auf, als er seine Finger fest um meine schloss.
"Dann lass uns darüber reden, was du jetzt studieren würdest, hättest du die Wahl. Ich glaube, ich würde mich an Philosophie versuchen."

Namjoon begann zu Essen und der Stein in meinem Magen wurde etwas leichter. Ich nahm ebenfalls wieder mein Besteck auf, stocherte aber nur weiter in meinem Essen herum.
"Ich habe das Gefühl, das würde zu dir passen. Ich würde Literatur studieren, so, wie ich es immer schon wollte."
"Und danach?"
"Danach", überlegte ich und hielt geistesabwesend einen Löffel voller Reis und Gemüse vor meinem Gesicht. Namjoons Hand in meiner war warm und sendete ebendiese Wärme durch mich hindurch. Im Handumdrehen hatte sich der Knoten in mir gelöst und ich schob mir die Portion auf meinem Löffel in den Mund. Kauend überlegte ich weiter.
"Ich ... vielleicht hätte ich dann den Mut meinen Traum wieder richtig aufzunehmen."
"Deinen Traum?"
Ich aß noch einen Löffel voll und kaute dann schnell auf, um Namjoon mit einer Gegenfrage zu begegnen.
"Wie war es für dich, dein erstes Buch zu veröffentlichen?"
Namjoon schien sofort zu verstehen, warum ich diese Frage genau jetzt stellte. Sein Blick hatte etwas wissendes, aber er puschte mich nicht weiter, auf seine Frage zu antworten. Stattdessen schien er in seine eigene Vergangenheit einzutauchen und zu überlegen, wie er es mir erzählte.
"Es war mehr ein Zufall, als ein Plan oder ein Wunsch, Autor zu werden. Ich hatte das Privileg, während meines Studiums viel reisen zu können und währenddessen habe ich Tagebuch geführt. Nicht nur über die Dinge, die ich erlebt habe, sondern vor allem über mich und wie meine Erlebnisse mich verändert und mir einige Sachen klargemacht haben, die für mich vorher nur ein Konzept waren. In dieser Zeit habe ich mich sehr viel mit Menschen ausgetauscht und dadurch habe ich auch meinen jetzigen Agenten getroffen, der mich zu der Idee gebracht hat, meine Erlebnisse in ein Self-Help-Buch umzuwandeln. Es war mehr Glück und schicksalhafte Fügung, als tatsächlicher Wille, der mich zum Schreiben gebracht hat, aber ich habe mich darauf eingelassen und das ist eines der besten Dinge, die mir passieren konnten. Zumindest die letzten Jahre. Ich hoffe sehr, das Glück bleibt noch etwas an meiner Seite."

The Self-Love Story || kim namjoonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt