Am nächsten Tag stand ich durch das Klingeln meines Telefons auf. Jemand rief mich schon seit einer halben Stunde durchgehend an. Im Halbschlaf stand ich auf und ging direkt ran.
"Ilayda pennst du immer noch?" "Wer bist du?" "Du dumme Kuh wie kannst du meine Stimme nicht erkennen, obwohl ich die ganze Zeit an dir klebe." "Achso Hakan du bist es." "Ja steh jetzt auf du faule Socke. Wir gehen jetzt einkaufen." Ich schaute auf die Uhr und wollte ihn grade nur noch schlagen. "Ist das dein ernst? Um dieser Uhrzeit?" "Ja komm. Bin vor der Tür."
Hakan legte nach diesem Satz direkt auf und ich machte mich sofort fertig. Eigentlich zog ich mir nur meine Schuhe an und ging mit meinem Pyjama raus.
Draußen sah ich sofort Hakan und lief auf sein Auto zu. Er lächelte mich breit an und umarmte mich stürmisch.
"So wo magst du es am liebsten einkaufen zu gehen?" "Ich weiß nicht, wo es halt am billigsten ist?"
Er rollte mit seinen Augen und fuhr einfach los.
"Wohin fährst du?" "Wir fahren einkaufen und ich will keine Widerworte." "Doch du kannst nicht alles für mich tun." "Du bist meine Freundin, für meine Freunde kann ich es." "Ja nö."
Hakan lachte und ignorierte mich bewusst den Rest der Fahrt.
Als wir ankamen, stieg Hakan sofort aus dem Auto, aber ich blieb beleidigt sitzen. Er kam auf meine Seite und öffnete die Tür.
"Entweder du stehst jetzt auf oder ich werde den ganzen Laden kaufen." "Würdest du eh nicht tun."
Hakan nahm sofort sein Handy raus und fing an mit Leuten zu reden. Was tut er da? Ich stand sofort vom Sitz auf und riss ihm sein Handy aus der Hand und sah, dass er nicht mal sein Handy entsperrt hatte.
"Boah du bist so blöd." "Jaja komm wir gehen jetzt einkaufen."
Er lief ohne auf mich zu warten rein und ich eilte ihm hinter her. Als wir drinnen waren, schlug ich ihn erst mal. "Du bist so ein Blödmann weißt du das. Du hast doch schon so vieles für mich getan. Ich hätte auch selber einkaufen können."
"Sei jetzt leise Ilayda und hol die Sachen die du brauchst. Ach und kauf auch die Zutaten für Lasagne, ich möchte heute von dir bekocht werden." "Normalerweise hätte ich dir mein Mittelfinger gezeigt, aber ich bin heute mal nett und bekoche dich, ausnahmsweise."
Hakan rollte mit seinen Augen und ich lachte ihn aus. Danach gingen wir beide einkaufen und gingen nach fast einer Stunde mit dem halben Laden raus.
"Hakan ich hab nicht mal so viel ausgesucht, wieso du???" "Da ich oft bei dir chillen werde, musst du auch Sachen für mich bereit haben."
Ich lachte nur und wir gingen zu seinem Auto. Hakan legte alles in sein Auto und ich brachte den Einkaufswagen weg. Mit einem lächeln wollte ich wieder zurück gehen, aber als ich ihn wieder sah, sank mein lächeln sofort.
Ich wollte an ihm vorbeigehen, aber er hielt mich am Arm fest.
"Wie geht es dir?"
Wieso redet er mit mir? Was hat er vor und wieso fragt er mich, wie es mir geht? Ich bin so verwirrt.
"Gut." Er rollte mit seinen Augen. "Ja danke mir geht es auch gut. Nochmal danke der Nachfrage." "Hätte mich das interessiert, hätte ich wohl nachgefragt." "Achso so sind wir jetzt also."
Langsam nervte mich Ates und ich zog mein Arm aus seinem Griff. "Ein wir gab es noch nie und das weißt du genauso. Ich bitte dich so zu tun, als gäbe es mich nicht. Bitte bleib fern von mir und geh deiner Ex Freundin hinterher laufen. Ich bedanke mich schonmal."
Ich wollte Ates nicht mehr zu hören und lief deswegen zu Hakan. Als ich bei ihm ankam, sah ich wie er noch draußen stand und von einer Frau belästigt wurde. Hakan blickte sie sehr distanziert und emotionslos an. Ich bekam eine Gänsehaut. Sein Anblick erinnerte mich an unser erstes Treffen.
Ich fasste mich relativ wieder schnell und ging auf Hakan zu.
"Hey ich bin wieder da." Er schaute mich an und hatte immer noch sein emotionsloses Gesicht drauf. Er sieht so viel schlimmer aus, als Ates.
"Ilayda steig ins Auto. Ich komme sofort." Ich nickte nur und setzte mich mit ungutem Gefühl ins Auto.
Nach einigen Minuten setzte er sich zu mir ins Auto und atmete erstmal tief ein und aus. Danach startete er das Auto langsam und fuhr los. Ich wollte ihn nicht ansprechen und noch mehr reizen, deswegen schwieg ich lieber.
Nach einigen Minuten kamen wir bei meiner Wohnung an und wir brachten alles in meine Wohnung rein. Hakan verabschiedete sich danach sofort von mir und ging weg. Ich wollte ihn nicht noch mehr nerven und hielt mich immer noch zurück. Es interessiert mich so sehr, wer diese hübsche Frau war und wieso er auf einmal so distanziert zu mir ist.
Ich schaute auf die Uhr und eigentlich hätte ich noch Zeit zur Uni zu gehen, aber naja. Meine Laune ist irgendwie so down. Ich mag es nicht Hakan, so zu sehen. Er soll wieder voller Energie sein. Nach langem Überlegen entschied ich mich für meinen besten und einzigen Freund die Lasagne zu machen, die ich ihm heute versprochen habe.
Nachdem ich fertig mit dem Essen war, nahm ich schon mal das Besteck für später raus und machte noch einen Salat, aber würzte es noch nicht. Danach legte ich alles bedeckt weg und wartete die ganze Zeit auf ihn.
Es vergingen Minuten und Minuten wurden zu Stunden. Er kam nicht und ich wartete vergeblich. Als es schon Abend wurde, beschloss ich mich schlafen zu legen und machte mich bereit fürs Bett. Danach legte ich mich auf mein Bett und blickte auf die Decke des Raumes. Ich dachte weiter nach. Oh man ich muss aufhören so viel über ihn nachzudenken. Ich schloss meine Augen und hoffte einfach einzuschlafen, aber es brachte nichts. Meine Gedanken waren die ganze Zeit bei meinem besten Freund.
Ich stand ruckartig von meinem Bett auf und zog mir meine Schuhe an. Ich nahm mein Handy und öffnete die Tür.
Als ich die Tür öffnete, sah ich ihn und umarmte ihn sofort. Als ich ihn umarmte, roch er aber nicht wie immer.
"Hast du getrunken?" Hakan antwortete mir nicht und ging einfach in meine Wohnung rein. Ich schloss die Tür und lief ihm sofort hinter her.
"Hakan was soll das?" "Ilayda ich habe grade echt keine Nerven. Wenn ich hier meine Ruhe auch nicht haben kann, dann gehe ich jetzt sofort auch wieder." Ich wurde sauer auf ihn und schrie ihn an. "Ist das jetzt dein scheiß Ernst? Weißt du wie sehr ich mir Sorgen um dich gemacht habe. Ich habe dich den ganzen Tag angerufen, dich angeschrieben und habe sogar dir die Lasagne gemacht, die ich dir versprochen habe. Ich verstehe es, dass du auch mal deine Ruhe brauchst, aber du musst dich danach nicht wie ein Arschloch verhalten."
"Hör auf rumzubrüllen, dadurch werde ich auch nicht anders."
Mein Tränen sammelten sich langsam alle auf. "Du verhältst dich genau wie am Anfang." Meine Stimme brach ab und mir flossen wieder Tränen runter. Hakan machte nicht den Anschein, dass ihn meine Rede berührt hat.
Als ich das bemerkte, lief ich sofort in mein Zimmer und schloss die Tür ab. Ich hätte ihm nicht vertrauen sollen. Wir hätten niemals Freunde werden sollen und ich hätte niemals hier einziehen sollen. Ich packte meine Sachen ein, lief aus dem Zimmer raus und knallte gegen Hakan.
"Was tust du da?" "Ich gehe weg von hier." Ich wollte an ihm vorbei laufen, doch er hielt mich fest. "Hör auf so dumm zu handeln." "Das geht dich ein scheiß Dreck an. Ruf dein Freund an und sag ihm, dass ich nicht mehr hier wohnen werde. Ich werde alles was du für mich getan hast, die Tage zurück geben. Keine Sorge ich werde drauf achten, dass ich nicht mehr mit dir in Kontakt treten werde." Ich sah Hakan immer wütender werden und wurde still. "Bitte hör auf Ilayda." Hakan setzte sich auf den Boden, zog seine Knie an sich und fing an zu weinen. Sofort hatte ich Mitleid mit ihm und bückte mich zu ihm. Ich legte meine Hand auf seiner Schulter und zog ihn danach in eine Umarmung. Er erwiderte diese und zog mich noch näher an sich heran.
"Es tut mir leid Ilayda, es tut mir wirklich leid. Ich wollte nicht so gemein zu dir sein, aber es wurde mir vorhin am Supermarkt alles zu viel. Ich wollte dich eigentlich nicht mal verletzen, es tut mir sehr leid Ilayda."
Ich war noch von seinem Verhalten eben verletzt, aber hörte ihm trotzdem noch zu.
"Diese Frau vorhin, sie war meine erste große Liebe. Wegen ihr bin ich zu dem geworden, was ich heute bin."
Hakan legte eine Pause ein und löste sich von mir. Er stand auf und setzte sich auf das Sofa. Ich ging zu ihm. Ich schwieg und sagte immer noch nichts, er genauso. Irgendwann atmete er tief ein und aus.
"Es tut mir leid. Ich muss mich wieder zusammenreißen. Es ist sehr schwierig für mich." Er schaute aus dem Fenster raus zum Mond.
"Weißt du ich habe sie sehr geliebt, aber sie mich nicht. Wir haben uns damals in der Uni getroffen. Bei mir war es Liebe auf dem ersten Blick und ich dachte bei ihr war es genauso. Habe mich getäuscht, wie so oft. Am Anfang hatten wir beide echt eine schöne Zeit. Sie hat mir mein Leben erleichtert. Ich konnte endlich wieder friedlich leben und habe meine anderen Probleme vergessen. Ich dachte ehrlich, dass es mit ihr für immer halten wird. Doch irgendwann liefen die Dinge nicht mehr so perfekt, wie davor. Sie wurde distanzierte und zeigte mir nicht mehr ihre Zuneigung, wie davor. Irgendwann machte sie Schluss mit mir, ohne mir einen Grund zu nennen und lies mich mit einem gebrochenen Herzen zurück. Es verging eine Zeit und ich sah sie nach unserer Trennung nie wieder. Irgendwann besuchte ich meine Familie, weil sie etwas wichtiges besprechen wollten. Sie sagten mir aber nicht um was es ging. Du musst wissen Ilayda, ich habe nicht die beste Bindung zu meiner Familie und sie sind nicht gerne mit mir an einem Ort. Sie rufen mich wirklich nur, wenn es etwas wichtiges gibt und deswegen bin ich auch zu diesem Treffen gegangen. Als ich dort ankam, sah ich schon wie an der Villa mehrere Autos waren. Das monströse Haus war beschmückt, wie noch nie. Ich stieg verwirrt aus meinem Auto und lief in das Haus rein. Ich wurde dort sofort in mein Zimmer geschickt und gezwungen mich schick anzuziehen. Ich tat das und war immer noch von dem ganzen verwirrt. Ich ging aus meinem Zimmer raus und sah all meine bekannten. Sie sahen alle glücklich aus und feierten einen besonderen Anlass. Sie erzählten mir alle nicht was los war. Ich lief in den Garten und dort waren auch zu viele Menschen. Ich konnte nichts erkennen, doch irgendwann hörte ich eine Melodie, eine Melodie die mir mehr als bekannt vor kam. Es war die Melodie von ihrem und meinem Lied. Jeder schaute in eine bestimmte Richtung und mein Blick glitt auch sofort dahin. Ich sah meinen älteren Bruder, er hatte einen Anzug an und neben ihm war eine Frau im Brautkleid. Du weißt nicht wie mich die ganze Situation damals so gestresst hat. Erst die Melodie, dann mein Bruder und seine zukünftige Ehefrau. Ich wusste nicht was das alles sein sollte Ilayda. Mein Herz hat an diesem Tag so wild geschlagen wie noch nie. Als mein Bruder und seine Frau auf der Fläche ankamen, hob er ihren Schleier auf und ab diesem Zeitpunkt konnte ich mich nicht mehr halten. Ich sah sie und meinen Bruder lächelnd am tanzen. Mir wurde so warm, ich konnte nicht mehr atmen. Meine Füße hielten mich nicht mehr fest, mein Atem war nicht mehr regelmäßig und ich lief mit schweren Schritten in mein Zimmer. Die Wände kamen auf mich alle zu, das Atmen wurde immer schwerer und meine Beine hielten mich nicht mehr auf dem Boden. An diesem Tag erlebte ich meinen ersten Nervenzusammenbruch und ich war damit auf mich alleine gestellt. Niemand hat mir geholfen, als ich am Ende war. An dem Tag habe ich gemerkt, wie einsam ich auf dieser Welt bin. Meine Eltern und mein Bruder, sogar sie, haben mich an dem Tag verraten und wie ein Hund alleine gelassen. Ich bin seit diesem Tag nicht mehr die Person, die ich mal war. Ja klar ich hatte nie eine gute Bindung zu meiner Familie, aber ich wusste nicht, dass sie mich so wenig leiden konnten. Während ich mein Zusammenbruch hatte, feierten sie alle gemütlich weiter und schauten nicht einmal mir nach. Es vergingen mehrere Stunden und ich hechelte immer mehr nach Luft, bis irgendwann jemand in mein Zimmer kam. Es war eine der Bediensteten. Sie versuchte mir zu helfen, aber vergeblich. Eine ganze halbe Stunde brauchte sie, bis sie mich wieder zu Bewusstsein brachte. Ich konnte mein Atem wieder regeln und sie ging wieder aus meinem Zimmer. Ich fühlte mich so erniedrigt. Meine Familie rief mich zur Hochzeit von meinem Bruder und meine Ex Freundin. Sie wussten, dass ich mit ihr in einer Beziehung war, doch taten mir diese schreckliche Tat trotzdem an. Nachdem ich mich wieder aufgesammelt hatte, ging ich wieder runter und sah sie. Sie lachte und scherzte mit jedem rum. Ich ging natürlich voller Wut auf sie zu und wollte sie ausfragen, doch sie redete nicht mal ein Wort mit mir. Ich hatte danach keine Kraft mehr mit ihr zu reden und verließ das Haus für immer und ewig. Nach diesem Zeitpunkt habe ich nie mehr ein Wort mit den Menschen, namens Familie ein Wort gewechselt. Sie ernähren mich zwar immer noch, trotzdem tauschen wir kein Wort mehr aus. Zudem habe ich meine eigene Firma gegründet und nicht mehr lange, dann bin ich erfolgreicher, denn je. Das hat zwar nichts mit unserem Thema zu tun, aber ich wollte es mal erwähnt haben. Naja und heute ist sie zu mir gekommen am Parkhaus. Wir haben uns zufällig gesehen und eigentlich habe ich sie auch ignoriert, aber sie kam auf mich zu und erzählte mir die Wahrheit. Sie erzählte mir, dass sie mir endlich die Sachen, die ich wissen wollte. Sie hat damals Schluss mit mir gemacht, weil mein Bruder sie gefunden hat und ihr meine familiäre Lage erzählt hat. Sie hat gemerkt, dass sie von mir aus nicht reich werden würde und wählte deswegen meinen Bruder aus. Ich hatte vorhin wieder vor deiner Tür einen Zusammenbruch und habe mich erneut so einsam gefühlt. Ich wollte klingeln, aber meine Kraft hat mich erneut im Stich gelassen und als ich dich dann vor mir sah wurde ich irgendwie wütend und habe meine Wut bei dir rausgelassen, was ich nicht hätte tun dürfen. Es lag auch etwas an dem Alkohol, es tut mir leid. Bitte verzeih mir." Hakan beendete seine Rede und ich nahm ihn einfach nur in meine Arme. "Ich weiß nicht was ich zu all dem sagen soll, doch bei einer Sache bin ich mir ziemlich sicher Hakan. Ich bin und ich werde immer an deiner Seite bleiben. Niemals werde ich zulassen, dass du dich wieder so einsam fühlen wirst. Nie wieder wirst du einen Zusammenbruch erleiden, hast du mich gehört nie wieder. Ich werde immer bei dir bleiben und dich vor dieser grausamen Familie schützen, hast du mich verstanden?" "Ich danke dir so viel Ilayda, ich danke dir so sehr. Du bist wirklich das beste, was mir je in meinem Leben passiert ist." "Und du das beste in meinem Leben. Jetzt komm, steh auf ich hatte dir eine Lasagne versprochen."
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Böyle Bitmesin
Teen FictionIhr Leben läuft schon seit Jahren nicht perfekt. Familiär nicht, Freundschaften nicht und in der Liebe überhaupt nicht. Verrat ist für sie alltäglich geworden, genau wie der Verlust von wichtigen Menschen. Einsamkeit ist ihr bester Freund, doch irg...