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Am nächsten morgen, stand ich schon auf bevor mein Wecker klingelte, weil ich so nervös war und machte mich fertig.
Als ich fertig war, hatte ich noch eine halbe Stunde, bevor ich los musste, also aß ich was und wartete darauf, dass die Zeit endlich voran ging. 
Endlich mein erster richtiger Arbeitstag. Ich freue mich so sehr. 
Um genau Punkt 8:50 Uhr ging ich runter zu meinem Auto, stieg ein und fuhr los. Während der Autofahrt wurde ich immer hibbeliger und wollte endlich da sein.
Als ich dann auch ankam, parkte ich sofort und sprintete fast schon in das Krankenhaus rein. An der Information begrüßte ich jeden und lief zum Büro des Chefs. 
Vor seiner Tür atmete ich erstmal tief ein und aus und klopfte erst an, nachdem ich mich beruhigt hatte.
Von dem Chef kam nur ein kaltes Herein, was mir direkt Gänsehaut am ganzen Körper machte, doch ich lief trotzdem selbstbewusst rein. 
Mein Selbstbewusstsein verließ mich jedoch so schnell, wie es auch kam. 
Es ist nicht schwer zu erraten, wer vor mir stand und mich noch emotionsloser anblickte, als davor. 
Natürlich war es Ates.
Mein Atem verlangsamte sich, mein Herz schlug schneller, mein Gänsehaut wurde immer krasser und meine Stimme verschwand komplett. 
"Guten morgen Frau Sener." Ates streckte seine Hand aus und erwartete, dass ich ihm meine Hand ebenfalls gab, was ich auch mit zittrigen Händen tat. Als ich seine Hand wieder nach Jahren berührte, flogen die Schmetterlinge, die noch ihrem Kokon gefangen waren, durch mein Bauch.
"Guten morgen Herr Demir." 
Ates ließ sofort meine Hand wieder los und setzte sich an sein Tisch. Er tat so, als würde er mich nicht kennen. Er wirklich das durch, was er mir damals an der Tür gesagt hat.
"Setzen Sie sich Frau Sener." Ich hat dies und guckte mit gesenktem Kopf die ganze Zeit, stillschweigend, auf meine Hände.
"Frau Sener bitte schauen Sie mich an, wenn ich mit ihnen rede." Verdammt dieser Mann will mich leiden sehen. 
Sofort hob ich mein Kopf an und Ates redete weiter. 
"Das erste was wir klären müssen, ist unsere Vergangenheit." "Keine Sorge wir müssen darüber nicht reden, wir hatten nie eine gemeinsame Vergangenheit. Wir zwei sind immer schon Fremde gewesen. Sie sind mein Chef und ich ihr Angestellte." Ates nickte zufrieden. "Genau dasselbe wollte ich ihnen auch sagen. Sie sind eine einfache Ärztin und ich ihr Chef, deswegen werden Sie mich siezen und ich Sie ebenfalls. Persönliche Sachen von früher besprechen wir nicht. Falls ich merke, dass Sie versuchen persönlicher zu werden, werde ich Sie entlassen." "Alles gut, kein Problem. Ich habe nicht vor mit ihnen zu flirten." Ates lachte spöttisch auf. "Wir beide werden niemals mehr als ein Hallo zueinander sagen. Die einzigen Orte, wo wir beide uns sehen werden, ist der OP Raum oder Veranstaltungen von unserem Krankenhaus." "Ist okay Herr Demir. Ich habe es schon verstanden. Wie damals schon. Es gab kein wir und es wird auch niemals kein wir geben. Sie haben abgeschlossen, dann muss ich eben auch damit abschließen. Jetzt würde ich lieber mit ihnen über die Arbeit reden."  Ates nickte und nahm Unterlagen raus. 
"Ich nehme mal an Frau Stahl hat ihnen alles erklärt und gezeigt." Ich nickte und er fuhr fort.
"Sie müssen eigentlich nichts machen, außer auf ihre Termine zu beachten. Bei Notfällen werden sie auf dieses Handy angerufen." Ates nahm ein Telefon raus und übergab es mir. "Bitte behalten Sie das Telefon immer bei sich. Man weiß nie, wann die Notrufe sind und wann wir Sie brauchen. Zudem bekommen sie einen Partner in ihrem Büro. Er fängt aber erst in einer Woche an mit ihnen zu arbeiten" "Ja werde ich Herr Demir und wie heißt mein Kollege?" "Gut dann wäre das meiste geklärt. Dann könnten sie in ihr Büro gehen. Ihre ersten Patienten werden in einer halben Stunde da sein. Machen Sie sich bereit. Ihren Kollegen werden ich Ihnen nächste Woche vorstellen" Ich nickte, stand auf und ging in mein Büro.
In meinem Büro atmete ich erstmal wieder die ganze angestaute Luft wieder aus. 
Noch nie hat mich ein Gespräch, wie dieses so strapaziert. 
Wenn ich gewusst hätte, dass er mein Chef wird, hätte ich mich hier niemals beworben. Oh man.
Eine halbe Stunde lang beschäftigten mich diese Gedanken, jedoch wurde ich durch ein klopfen unterbrochen. 
"Herein!" Sofort kam eine Dame in meinem Alter herein. Ich stand auf und gab ihr meine Hand. 
"Guten Morgen ich bin Frau Sener, ihre Ärztin. Setzen Sie sich bitte." Die Dame setzte sich hin und ich tat ihr das nach. 
"Guten Morgen ich bin die Frau Müller und ich denke mal, ich habe ein ernstes Problem." Ich machte der Frau ein Anzeichen, dass Sie weiter reden soll.
"Ich habe die schlimme Befürchtung, dass ich einen Tumor habe oder ähnliches. Seit Wochen geht es mir schlecht. Ich muss mich die ganze Zeit übergeben, meine Haare fallen aus." Die Frau nahm ihre Mütze ab und ihr Haarausfall war kaum zu übersehen. "Fahren Sie fort Frau Müller. Was haben Sie noch für Beschwerden?" "Ich bin die ganze Zeit müde und mir fällt es immer schwerer zu gehen. Ich kann mich kaum noch auf meinen Beinen halten." Oh man. So wie sie es geschildert hat, muss die arme Frau an etwas ernstem leiden. 
"Ich würde ihnen empfehlen, dass wir erstmal Blut von ihnen abnehmen und sie bei uns für eine Woche behalten, bis ihre Ergebnisse da sind. Danach kann ich ihnen weiter und besser helfen. Wie finden Sie das Frau Müller?" 
"Liebend gern Frau Ärztin." "Gut dann rufe ich mal eine Krankenschwester hier her und sie bringt sie dann in ein Raum, wo sie ihnen das Blut abnimmt. Geben Sie mir die Daten ihrer Arbeitsstelle, damit ich ihnen die Befreiung für die Woche schicken kann." "Vielen lieben Dank Frau Ärztin." "Immer gern." 
Frau Müller gab mir die Daten ihrer Arbeitsstelle und ich notierte sie mir. Danach rief ich eine Krankenschwester an und schilderte ihr die Lage. Sie nahm Frau Müller mit, nahm ihr Blut ab und brachte Sie in ein Zimmer. Danach gab sie mir Bescheid in welchem Raum sie Frau Müller gebracht hatte und ging.
Oh man mein erster Arbeitstag und ich habe es mit so einem schlimmem Fall zu tun. 
Wahrscheinlich hat die junge Dame einen Hirntumor, der wahrscheinlich im zweiten Stadion ist. Ich werde versuchen ihr so gut wie möglichst zu helfen. Sie ist meine erste Patientin und ich will nicht direkt bei meiner ersten Patientin scheitern.
Nach einigen Minuten klopfte es wieder an meiner Tür und es war wieder ein Patient. Was ein Wunder, ich bin ja keine Ärztin.
Dieses mal war wieder eine Dame hier. Bei ihr erkannte ich sofort das Problem. 
"Hallo Ich bin Frau Sener, bitte setzen Sie sich." "Hallo Frau Ärztin ich bin Frau Hunker." "Hallo Frau Hunker. Dürfte ich raten was ihr Anliegen ist?" "Ja natürlich gern." "Sie haben sich sehr wahrscheinlich Schmerzen am Arm, kann es sein?" Die Dame blickte mich überrascht an. "Woher wussten sie das?" "Naja sie halten ihr Arm die ganze Zeit fest und beim genaueren hinsehen, sehe ich, dass ihr Arm sehr angeschwollen ist und wahrscheinlich haben Sie ihr Arm gebrochen." "Ja das kann tatsächlich sein. Ich habe vorhin die Fenster geputzt und bin die Leiter runtergefallen. Seitdem tut mein Arm weh." "Gut wir müssen ihr Arm einmal röntgen gehen, danach kann ich ihnen mehr sagen." Ich stand mit Frau Hunker auf und ließ ihr Arm röntgen. Nachdem wir fertig waren, bat ich Sie sich neben mich zu setzen. Ich legte ihr die Röntgenbilder vor und zeigte ihr an welchen Stellen Sie Brüche hatte. 
"Sie haben nochmal Glück gehabt Frau Hunker. Zur Zeit sieht es nicht so aus, als müssten wir ihr Arm operieren. Sie müssen jetzt erstmal eine Zeit lang ein Gips um ihr arm tragen und regelmäßig zur Untersuchung kommen, damit wir schauen können, ob eine Operation doch nötig ist."  "Vielen Dank Frau Sener." "Immer gern" 
Nach unserem Gespräch, ließ ich um ihr Arm ein Gips befestigen und führte sie wieder in mein Zimmer. Ich nahm mein IPad heraus und vereinbarte mit ihr ein Termin aus und danach verabschiedeten wir uns.
Nach ihr kamen noch einige Patienten, die auch Brüche irgendwo hatten und es lief wie bei Frau Hunker ab. 
Nach meinem letzten Patienten, ließ ich mich erschöpft auf mein Stuhl fallen und verdaute den heutigen Tag und irgendwie wurden meine glasig.
Sofort stand ich auf, zog mein Kittel aus und lief in mein Auto, nachdem ich mich ausgecheckt hatte.
Niemals würde ich in seinem Krankenhaus, wegen ihm weinen. In meinem Auto legte ich mein Kopf auf mein Lenkrad und hupte ausversehen ganz Laut vor dem Krankenhaus.
Sofort hob ich mein Kopf und fuhr dort weg. Oh man was sollte das denn jetzt? Kann dieser Tag noch schlimmer werden?
Zu Hause angekommen, schmiss ich alles auf den Boden und lief auf mein Bett zu. So ein Scheiß Tag. Ich habe gar keine Lust mehr. Ich will doch nicht mehr arbeiten. Meine Tränen fingen automatisch an zu fließen.
Normalerweise wäre das für mich ein toller Arbeitstag gewesen, aber Ates hat es mir komplett zur Sau gemacht. Er hat mir die Freude am arbeiten genommen. Musste er direkt so hart zu mir sein?
Ich weinte und weinte, bis irgendwann die Klingel mich unterbrach. Wer ist das denn jetzt? 
Ich versuchte mir meine Tränen wegzuwischen, aber es machte das ganze noch schlimmer. Egal dann muss ich wohl die Tür so öffnen.
Mit einem verheulten Gesicht öffnete ich die Tür und sah meine neue Nachbarin Deniz. 
"Oh hallo habe ich dich gestört Ilayda?" "Nein, nein alles gut ich hab nur einen Film geguckt." Ich lächelte sie leider fake an, aber sie bemerkte nichts. "Oh achso." Sie fing an zu lachen. "Das passiert mir auch oft. Naja ich wollte mich eigentlich nur mit meinem Freund gemeinsam bei dir vorstellen. Warte ich rufe ihn schnell. Er wurde grade von der Arbeit angerufen." "Okay ich warte hier." 
Deniz lief in ihre Wohnung und kam kurz darauf mit ihrem Freund, mit IHM wieder zurück. 
Ich spürte sofort meine Tränen wieder aufsteigen, aber hielt mich nochmal fest. 
"Ilayda das ist mein Freund Ates und Ates-" "Deniz Askim ich kenne Sie schon und Sie kennt mich ebenfalls." Deniz guckte uns verwirrt an. "Woher kennt ihr euch denn?" "Er ist mein Chef." Deniz lachte. "Oh du bist also die neue Mitarbeiterin." "Ja genau die bin ich." Ich lächelte sie schwach an. "Nagut freut uns nochmal dich kennengelernt zu haben Ilayda." "Mich auch." Deniz streckte ihre Hand aus und ich schüttelte sie lächelnd. Danach wollte ich meine Hand wieder zurück ziehen, aber Ates streckte mir seine Hand auch entgegen. Gezwungenermaßen und mit meinen aufgestauten Tränen, schüttelte ich seine Hand ebenfalls. Danach gingen beide wieder und ich schloss die Tür sofort.
Ich sprintete sofort auf mein Bett zu und fing an wie ein Wasserfall zu weinen. Es ist alles meine Schuld, ich hätte ihn nicht gehen lassen sollen.....

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Irgendwie doch bock auf ein happy end. Mache glaub ein happy end.

Böyle BitmesinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt