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"Was suchst du hier?" Mein Bruder sagte nichts und schwieg mich an. "Woher weißt du, wo ich wohne?" Er schwieg immer noch. Es nervte mich und ich war kurz davor die Tür zu schließen. "Ich bin euch gefolgt." "Ach und wieso das?" "Wir müssen reden Ilayda. Damals sind Sätze gefallen, die sehr unüberlegt waren. Ich möchte mit dir reden." "Ich möchte aber nicht mit dir reden. Ich bin kein Teil eurer Familie mehr und ihr nicht mehr ein teil meiner Familie. Ich habe mit euch abgeschlossen. Ihr und am meisten du habt kein Platz mehr in meinem Leben. Jetzt bitte ich dich wegzugehen und mich nie wieder mehr zu kontaktieren." Ich wollte dir Tür schließen, aber er legte sein Fuß zwischen meiner Tür. "Was wird das jetzt?" "Ich habe dir gesagt, dass wir miteinander reden müssen." "Und ich habe dir gesagt, dass ich es nicht möchte. Geh raus hier:" "Nein erst werden wir miteinander reden." Langsam machte mich das ganze hier wütend. Damals haben sie mir auch nicht ganz zugehört und mich einfach weggeschickt. Wieso sollte ich jetzt zuhören? 
Hakan mischte sich endlich auch ein und befahl meinem Bruder, dass er sich verpissen soll und er die Polizei rufen würde, wenn er nicht geht. Mein Bruder bestand darauf mit mir zu reden und ging einfach nicht weg. "Entweder wir werden beide jetzt unter vier Augen reden oder ich werde nicht von hier verschwinden." "Verstehst du nicht, dass ich keine Lust auf dich habe? Ich weiß nicht was dein Problem ist und wieso du nicht einfach weggehst, aber es reicht mir. Ich kann dich nicht mehr ertragen." "Ilayda bitte, bitte hör mir zu. Ich will, dass du mir nur zuhörst. Vielleicht wirst du mich danach verstehen. Du musst mir nicht verzeihen, aber es ist wichtig wieso ich das ganze getan habe. Wenn du dich besser fühlst, kann dein Freund auch dabei sein und zuhören." Sollte ich ihn reinlassen? Sollte ich ihm die Möglichkeit geben? Soll ich nachgeben? 
"Lass mich kurz nachdenken. Ich werde dir in fünf Minuten bescheid geben." Er nickte und ich schloss.
"Hakan was meinst du? Soll ich ihm zuhören?" "Wieso nicht? Vielleicht gab es einen ernsten Grund, wieso er das damals mitgemacht hat?" "Ich weiß nicht. Eigentlich will ich ihm nicht zuhören. Er hat es nicht verdient, dass ich ihm zuhöre. Damals haben sie auch nicht mit mir geredet und es geklärt." "Vielleicht gab es einen Grund, wieso sie dir nicht zugehört haben. Gib ihm doch die Chance. Wenn es dir zu viel wird, schmeiße ich ihn einfach aus der Wohnung." "Na gut, dann lass ich ihn rein. Setz dich schon mal im Wohnzimmer hin."
Hakan ging zum Wohnzimmer und ich öffnete die Tür wieder. Ich lud mein Bruder rein und führte ihn in das Wohnzimmer. Mein Bruder analysierte jeden Winkel der Wohnung und sah erstaunt aus. 
"Dein Freund hat eine schöne Wohnung." "Es ist meine Wohnung." Mein Bruder blickte mich verwirrt an. "Unser Vater hatte uns allen ein Stück Erbe hinterlassen und ich habe es angespart. Dadurch konnte ich mir so eine luxuriöse Wohnung leisten und war nicht auf euer Geld angewiesen." "Ich bin sehr stolz auf dich." 
Ich sagte nichts mehr dazu und setzte mich auf mein Sofa neben Hakan hin. Mein Bruder tat das gleiche. Er setzte sich vor mich hin und wusste einfach nicht, wie er anfangen sollte zu reden. Somit vergingen einige Minuten voller Schweigen, bis mein Bruder plötzlich die Stille unterbrach.
"Ilayda meine Prinzessin. Ich weiß, dass was ich damals mit meinen Freunden und der Frau unseres Vaters tat, war nicht toll. Es war das abscheulichste, was ich dir je angetan habe und dafür bestrafe ich mich auch jeden Tag, aber glaube mir ich habe es nicht getan, weil ich es wollte. Ich habe es getan, weil ich es musste." "Und wieso musstest du sowas antun? Was war der beschissene Grund, dass ihr mich dermaßen verletzt habt? Was habe ich euch angetan?" "Hör zu Ilayda. Nicht nur du warst nicht das Kind von der Frau, ich war auch nicht ihr leibliches Kind. Sie sah mich trotzdem als ihr Kind an, weil ich ein Mann bin. Wärst du auch männlich gewesen, hätte sie dich auch behalten. Eigentlich wollte ich dir direkt die Wahrheit nach Babas Tod erzählen, aber sie ließ mich wählen. Entweder würde ich dir die Wahrheit erzählen und sie würde uns beide direkt rausschmeißen und uns draußen verrotten lassen oder wir würden dich ausschließen und rausschmeißen und gemeinsam ein schönes Leben führen. Natürlich wollte ich dich nicht verlassen, weil du meine echte Familie bist und nicht sie, aber ich konnte das nicht. Ich habe tagelang nachgedacht. Ich habe mir Pläne ausgemalt, wie ich uns beiden helfen konnte und irgendwann fand ich das Testament von unserem Vater. Als ich sah, was du und ich geerbt hatten, war ein Teil meines Plans war erfüllt. Als ich ihr mitteilte, dass ich dich rausschmeißen würde, dachte sie, dass ich es ernst meinte. Dabei war es mein Plan ihr alles wegzunehmen und danach dich wieder aufzufinden und mit dir ein Leben ohne sie aufzubauen. Und vor einer Woche war es soweit. Ich habe alles von ihr an mich gerissen und sie rausgeworfen. Danach musste ich nur noch dich finden und vorhin, als du uns gesehen hast, haben wir unsere Recherchen über dich zusammengetragen. Wir haben dich gesucht."
Mein Bruder nahm ein Ordner raus und gab sie mir in meine Hand. "Hier damit du mir glaubst. Wir konnten leider nicht viel über dich finden, weil du eine Zeit lang fast wie vom Erdboden verschluckt warst. Wir konnten bis jetzt nur deine Uni finden und wir hatten herausgefunden, dass du eine Wohnung gemietet hast, aber wir wussten nur noch nicht wo. Jetzt weiß ich es endlich." 
Ich öffnete den Ordner und blätterte rum. Sie haben ehrlich alle Infos gesammelt, seit dem ich das Hotel verlassen habe. Sie haben sogar Informationen gesammelt, als mein Bruder in Italien war. Kann ich ihm diese ganze Geschichte glauben?
"Ich weiß nicht, ob ich dir vertrauen kann. Was hättest du getan, wenn du nichts von meinem Erbe wüsstest? Hättest du mich trotzdem verlassen?" Mein Bruder schüttelte seinen Kopf. "Nie in meinem Leben hätte ich dich verlassen, wenn ich nicht wüsste, dass du kein Geld besitzt. Ich hätte alles von mir verkauft, aber dich niemals verlassen. Du bist aus demselben Fleisch und Blut aus ich und nicht Sie. Außerdem habe ich Ates dazu beauftragt, dass er dich aufsuchen soll, aber irgendwann hat er uns einfach ignoriert und nichts mehr berichtet. Deswegen wussten wir nur auf welche Universität gehst und in welcher Stadt du wohnst." Ach deswegen kam er hier her. Das bedeutet doch, dass er wieder zurück gehen wird oder? 
"Ilayda?" "Ja bitte?" "Ich erwarte nicht, dass du mir sofort verzeihst. Ich werde meine Nummer hier lassen, wenn du wieder mit mir reden möchtest, dann ruf mich an. Ich weiß auch endlich wo du wohnst und wie ich sehe bist du in sicheren Händen. Ich werde mich zwar immer noch um dich sorgen, aber Ates wird weiterhin ein Auge auf dich werfen. Ich werde auf deinen Anruf warten. Ich habe dir erzählt, was mir auf meinem Herzen lag. Auch wenn du mir nicht glaubst, ich werde immer in deiner nähe bleiben und werde dir jeden Monat genügend Geld überweisen. Ich weiß du willst es nicht, aber es ist dein Recht. Es ist das Geld von der Firma unseren Vater. Ich habe es zwar übernommen, trotzdem bist du als CEO eingetragen und deswegen werde ich dies jeden Monat tun. Wenn du willst, kannst du irgendwann wirklich in der Firma mitarbeiten." Mein Bruder stand auf, umarmte mich und gab mir wie früher ein Kuss auf die Stirn. Danach brachte ich ihn zur Tür und er ging. Ich setzte mich zu Hakan und wir beide schwiegen nur.
"Denkst du ich kann ihm das glauben Hakan? Denkst du er hat die Wahrheit gesagt?" "Ich denke mal schon. Wer würde sich sonst die Mühe machen dich so lange zu suchen oder dich zum CEO mit ernennen? Allein, dass er nicht gehen konnte, ohne mit dir zu reden oder die letzte liebevolle Geste von ihm, hat mir bewiesen, dass du ihm sehr viel bedeutest. Ich würde ihm noch mal eine Chance geben." "Du hast Recht. Ich glaube, ich muss mal alleine darüber nachdenken. Ich muss jetzt alleine spazieren gehen und darüber nachdenken." "Na gut ich halte dich nicht auf. Geh du spazieren, währenddessen koche ich für uns beide." Ich lächelte ihn dankend an. "Ich danke dir vielmals." "Nichts zu danken." 
Ich zog mir meine Schuhe an und machte mich auf den Weg. Nachdem Hakan die Tür schloss ging ich los, doch kurz nachdem Hakan die Tür schloss, öffnete sich direkt eine andere Tür und ich wurde in eine Wohnung reingezogen. Ohne nachzuschauen, wusste ich direkt, dass es Ates war. In der Wohnung schloss er direkt die Tür und drückte mich gegen diese. 
"Verdammt Ates was wird das jetzt schon wieder?" Ates hob mein Kopf an, sodass ich ihm in die Augen schauen musste und schaute mich immer noch emotionslos wie immer an. Mit einer dunklen Stimme fing er an zu reden:,, Ich habe dir gesagt, dass ich dich will und ich werde nicht damit aufhören, bis ich dich kriege."
Sofort bekam ich eine Gänsehaut und mein Herz schlug schneller. Was hat dieser wundervoller Mann vor mir grade vor? Ich versuchte ihn von mir wegzuschieben, aber es klappte nicht, wie beim letzten mal. Wieso ist dieser Mann so stabil gebaut.
"Ates bitte hör auf. Wieso kannst du es nicht sein lassen. Außerdem weiß ich jetzt wieso du wirklich hier bist. Mein Bruder hat mir alles erzählt. Ich weiß, dass du nur hier bist um mich zu beschatten. Du kannst jetzt mit all dem aufhören. Das alles war doch eh nicht echt von dir" 
Ates schmunzelte und wickelte Strähnen von meinem Haar um seine Finger, was mich immer nervöser machte.
"Dann hat dein Bruder dir bestimmt auch erzählt, dass ich ihm nichts mehr erzählt habe, nachdem ich deine Uni erfahren habe. Ich wollte ihm nicht mal das sagen, aber sie haben es irgendwie erahnt, da ich nur noch in der Uni war." "Toll und was bringt mir das jetzt? Ich will frei von dir sein und nicht eingekesselt." "Es gefällt mir aber so." 
Ates kam mir schon wieder näher und dieses mal gab es kein entkommen. "Ich werde dieses mal holen, was mir gehört." "Ich sehe nichts, was dir gehört." Ates wurde still, erwiderte nichts mehr und kam mir noch näher. Mein Herz raste noch schneller als davor. Ates kam mir noch etwas näher und dieses mal stürmte Hakan auch nicht dazwischen, was ich gerade echt brauchen würde. Dieses mal geschah es jedoch wirklich.
Er küsste mich und ich glaube es war das schönste Gefühl, was ich jemals erlebt habe. Ich schloss meine Augen und genoss diesen Kuss. Ates zog mich näher an sich und ich legte meine Arme um sein Hals. Ich erwiderte den Kuss und wollte nicht mehr von ihm loslassen, genau wie er von mir. Als wir uns jedoch irgendwann wieder lösten, schubste ich ihn sofort von mir weg und bevor er es realisieren konnte lief ich wieder zurück in meine Wohnung.
Als Hakan mich sah, war er sehr verwirrt, aber ich lief ohne etwas zu sagen in mein Zimmer, schloss die Tür ab und legte mich aufgeregt in mein Bett.
Was. Ist. Gerade. Passiert?

Böyle BitmesinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt