Kapitel 26

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*Grace Sicht*

Ein lauter Schuss ließ mich aufschrecken.

Der Raum war dunkeln und es fehlte die Wärme neben mir.

"Zayn?", fragte ich leise, doch erhielt keine Antwort.

"Zayn?", meine Stimme wurde lauter und zittrig.

Bitte lass ihn sich nicht umgebracht haben!

"Zayn!", schrie ich nun und richtete mich mit zitternden Armen auf.

"Zayn!", schrie ich weinerlich.

Er hatte doch gesagt, keiner von uns wird umgebracht!

Quietschend ging die Tür des Raumes auf, sodass ein kleiner Lichtstrahl den Raum erhellte.

Der schwarz Haarige mit seiner türkisen Strähne betrat den Raum mit einer kleinen Dose in der Hand.

"So, wer hat den Schuss ausgelöst?", fragte er erfreut und ich fing an zu weinen.

"Zayn!", schniefte ich und versteckte mein Gesicht hinter meinen Händen.

"Wo ist er denn?", fragte der schwarz Haarige erfreut und ich schüttelte unwissend den Kopf.

"Hier bin ich!", knurrte meine lieblings Stimme.

Die Augen des schwarz Haarigen weiteten sich schlagartig und er schmiss vor Schreck die Dose in die Luft. Im gleichen Moment ertönte der zweite Schuss und mein Entführer fiel zu Boden.

"Grace!" Zayn umarmte mich von hinten und ich fing stärker an zu weinen.

"Wie konntest du mich nur glauben lassen, dass du dich umgebracht hast?", fragte ich leise und Zayn strich beruhigend über mein Haar.

"Einer stirbt, das war in diesem Fall der Entführer und jetzt lass uns schnell hier verschwinden. Ich will nicht das du siehst, wie die Maden, die er in der Dose hatte in seine Wunden krabbeln und ihn innerlich auffressen!", murmelte Zayn und zog mich an meiner Hand hinter sich her.

Bevor wir den Raum verließen hockte Zayn sich vor den Körper des Entführers und zog ihm die Jacke aus.

"Das ist meine Jacke!", knurrte er und schnappte sich meine Hand.

Gemeinsam liefen wir ins Licht und ich kniff meine Augen zusammen.

Es war so hell!

"Komm schon Grace!", sprach Zayn schnell und zog mich um eine Ecke.

Vor uns war eine große Steintreppe.

"Zayn, ich kann nicht mehr.", murmelte ich außer Atem und erntete einen bemitleideten Blick von ihm.

"Warte!" Mit diesen Worten hob Zayn mich hoch und sprintete die Treppe hinauf.

Als wir oben ankamen, schaute Zayn sich verwirrt um.

Wir standen draußen, in einem Garten vor einer alten Psychiatrie. Das war daran zu erkennen, dass große verrostete Buchstaben die Mauern des alten Gebäude zierten.

"Wo genau sind wir?", fragte ich verwirrt und Zayn ließ mich herunter.

"Keine Ahnung bei einer alten Psychiatrie, aber ich sehe ein Auto!", stellte Zayn fest und wir rannten gemeinsam in die Richtung des alten Autos.

"Bleibt stehen!", schrie eine weibliche Stimme hinter uns und ich drehte mich flüchtig um.

Es war die Entführerin von Zayn, die die ihm den Arm in der Metalltür eingeklemmt hatte.

"Nicht beachten, weiter rennen!", schrie Zayn mir zu und sprang mit seinen langen Beinen gekonnt über einen Busch.

Ich hingegen, stolperte über meine Füße und landete gerade Wegs im Busch.

"Grace rennen, nicht fallen!", scherzte Zayn und half mir auf.

Die Entführerin kam uns in der Zeit ein wenig näher, hinter ihr der Clown.

Wie wenig ich die beiden doch ausstehen kann.

Ich glaube es ist normal, seine Entführer zu hassen, da ich glücklicherweise nicht am Stockholm-Syndrom leide, durch das ich meine Entführer mag, aber es war eine gewisse Art des Hass. Es war nicht wie bei Menschen, die man einfach nicht mochte. Ich wünsche meinen Entführern nichts sehnlicheres als den Tod, qualvoll und langsam!

Unbewusst hatte Zayn mich schon zum alten Auto gezogen und stand jetzt unschlüssig vor diesem.

"Wie sollen wir da ran kommen?", fragte Zayn verwirrt und ich rammte kurzerhand meinen Ellenbogen in die Scheibe.

Laut schellernt flogen die Scherben der Scheibe auf den Fahrersitz und Zayn schaute mich mit seinen großen braunen Augen erstaunt an.

"Worauf wartest du? Du kannst das Auto jetzt kurz schließen!", fragte ich und zuckte mit den Schultern.

Wenn ich eins konnte, dann war es etwas kaputt machen.

Ohne zu zögern öffnete Zayn seine Tür, setzte sich vorsichtig auf den Fahrersitz und öffnete mir meine Tür.

Schnell stieg auch ich ins Auto und schaute Zayn dabei zu, wie er im Fußraum unter dem Lenkrad herum fummelte, bis er einige Kabel aneinander hielt und das Auto startete.

"Kannst du überhaupt Auto fahren?", fragte ich zögernd und zog scharf die Luft ein.

"Ich habe keinen Führerschein, kann aber fahren!", grinste Zayn und fuhr stockend los.

Entgeistert schaute ich Zayn an, der kurz anfing zu lachen.

"Zayn, ich dachte du kannst Autofahren. Soll ich das sonst versuchen?"

"Das war nur ein Scherz, ich kann das!" Mit diesen Worten fuhr Zayn in einem rasenden Tempo los.

Geschockt krallte ich mich in den Polstern des Beifahrersitzes fest.

Kein Wunder das Zayn keinen Führerschein hat, bei dem Fahrstil kann ich froh sein wieder lebend auszusteigen.

"Schnall dich bitte an!", sprach Zayn schnell und fuhr von der gefundenen Auffahrt herunter einen Waldweg entlang.

Synchron schnallten wir beide uns mit dem Sicherheitsgurt an und Zayn konzentrierte sich voll und ganz auf die Straße, bei seinem Tempo nicht zu verdenken.

Mein Blick geriet in den Rückspiegel.

Ich schluckte schwer und verschluckte mich anschließend an meiner eigenen Spucke.

Röchelnt beobachtete ich das Spektakel hinter uns.

Der Clown und die Entführerin fuhren in einem LKW hinter uns her, in einem LKW ohne Auflieger, sodass sie ungehindert um jede Kurve kamen und relativ schnell waren.

"Alles in Ordnung?", erkundigte sich Zayn und ich hustete ein letztes Mal, bis ich einzelne Wortfetzen heraus bekam.

"LKW… Clown… Entführerin hinter… uns!", krächste ich und deutete in den Rückspiegel.

Zayn schaute kurz hinein, legte dann aber den nächsten Gang ein und fuhr mit knapp 180 KmH über den alten Waldweg.

Das Auto wurde lauter.

Der Spruch 'Nur fliegen ist schöner!' machte Zayns Fahrstil alle Ehre, er passte schon fast wie die Faust aufs Auge.

Ein Kribbeln machte sich in meinem Magen breit.

Es war nicht dieses Kribbeln wie Schmetterlinge im Bauch, es war dieses Kribbeln, das ich nicht mochte und es lag am Autofahren.

Ich hatte schon länger Angst vorm Autofahren.

Seitdem ich damals im Alter von 14 Jahren in einen Autounfall kurz vor Silvester verwickelt war, war jede Autofahrt für mich eine Qual.

Ein Wagen ist in das Auto meiner Mutter gefahren und hatte ihn so lange gedreht, bis wir knapp vor einer Bushaltestelle zum stehen kamen.

Ich hatte mir nie groß etwas anmerken lassen, aber abend, als ich alleine in meinem Bett lag, habe ich angefangen zu weinen, weil ich die Bilder nicht mehr aus dem Kopf bekommen habe.

Psychiatrie (Zayn Malik)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt