Flamingo-Bingo zum Planters Punch - 2 -

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Kapitel 8 Flamingo-Bingo zum Planters Punch ~ Teil 2

Kains Plan geht nicht auf. Als wir die Küche betreten, sitzt Mutter Anders mit einem Glas Wein am Küchentisch und durchblättert ein Interieurmagazin. Es wirkt fast als hätte sie auf uns gewartet. Auch ihr eigenartiges Lächeln spricht dafür, sowie die Geste, die sie in Richtung der gegenüberliegenden Plätze am Tisch macht, nachdem sie uns abwechselnd mit einem musternden Blick bedenkt. Ich schiele unauffällig zu Kain und seiner verwüsteten Haarpracht, die ihn selbst nicht zu stören scheint. Ich allerdings verspüre das dringende Bedürfnis, zu prüfen, ob meine Haare halbwegs sitzen, lasse es aber bleiben, um nicht weiter aufzufallen. Stattdessen sehe ich mich unauffällig in der modernen Küche um. Edelstahl ohne Ende. Dunkles Holz und auffällig gemusterte Fliesen. Es ist extravagant.

„Wieso bist du noch auf?", fragt Kain geradeheraus und ohne den ablehnenden Unterton zu verstecken. Seine Mutter streicht sich eine Strähne ihres langen, braunen Haares zurück, legt dabei einen üppigen silbernen Ohrring frei, der einen passenden rotfarbenen Schmuckstein trägt. Sie ist für mich das Klischee einer Vorzeigefrau. Übertrieben, gekünstelt und glatt. Man wurde sie dennoch eine schöne Frau nennen. Es fällt mir wahrlich schwer, die beiden genetisch miteinander in Verbindung zu bringen. Ihre Gesichtszüge sind eher oval, fast rundlich und somit so gar nicht mit Kains zu vergleichen. Aber mit Saharas. Ich erinnere mich gut an das gemeinsame Bild mit ihr, das Kain als Lesezeichen benutzt.

„Ich bin neugierig und noch nicht im Rentenalter, wie du dich vielleicht erinnerst", entgegnet seine Mutter mit ruhigem Sopran.

„Ich dachte, du bestehst auf deinen Schönheitsschlaf", kontert Kain, öffnet den Kühlschrank und beugt sich vor, um den Inhalt besser begutachten zu können. Ich beobachte, wie sie bei der offenkundigen Spitze keine Miene verzieht und nur ihre Hand nach dem Glas Wein ausstreckt. Sie schwenkt es, nimmt einen kleinen Schluck und hinterlässt einen roséroten Lippenstiftabdruck, den sie direkt mit dem Daumen wegwischt.

„Zu den Feiertagen darf ausgeschlafen werden. Will einer von euch beiden einen Drink? Cocktails? Ich mixe einen mustergültigen Planters Punch." Damit wäre sie der Kracher auf jeder Studentenparty. Kain schlägt die Kühlschranktür zu.

„Nein, danke. Niemand hier will Cocktails", pfeffert er in den Raum. Der Bruch der Stimmung kommt trotz hängender Spannung unerwartet und ich straffe unwillkürlich die Schultern, weil ich den deutlichen Ärger aus Kains Stimme heraushören kann. Die Cocktailparty vom Vorabend ist ihm verständlicherweise ein Dorn im Auge. Auch seine Mutter reagiert auf den Umschwung. Doch lediglich mit einem rhythmischen Klackern der Fingernägel auf der steinernen Tischplatte. Es wirkt, als zählte sie bis zehn runter, atmet tief ein und blättert eine Seite ihrer Zeitschrift um, um zu zeigen, dass sie sich nicht aus der Fassung bringen lässt. Ich lasse meinen Blick durch die moderne Küche schweifen, während Kain hinter mir unbeirrt an unserem Abendbrot wirtschaftet.

„Was studierst du? Robin, richtig?", erfragt sie mit interesseerahnender Stimme und lächelt. Die eigentlich positive Geste erreicht nicht die Augenpartie. Ich würde meinen, sie hebt nicht mal die Wangen. Botulinumtoxin. Mein einziger Gedanke.

„Biochemie." Beinahe hätte ich Botox laut ausgesprochen, also beiße ich mir unauffällig auf die Unterlippe und bin froh, dass meine Filter heute ungewöhnlich gut funktionieren. Hoffentlich morgen auch noch. Kain raschelt hinter mir und klackert mit Geschirr.

„Das klingt... aufregend.", presst seine Mutter hervor. Der verzögerte Ausdruck der Begeisterung macht ihre Aussage nur noch unglaubwürdiger. „Ist das ähnlich zu dem, was Kain studiert?"

„Es hat gemeinsame Schnittmengen", erläutere ich kurzangebunden. Weitere Erklärungen wären vermutlich ein unnötiger Sauerstoffverbrauch, daher belasse ich es dabei. Kain fragt hinter mir nach meinem Wunschbelag für die Brote, murmelt noch andere Sachen, die ich glücklicherweise nicht verstehe. Mir reicht eins mit Käse.

Between the Lines Chapter 2 - It's more than just wordsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt