Kapitel 5 Mit dem passenden Soundtrack zum Balztanz ~ Teil 1
Als die Eingangstür hinter mir zu fällt, drehe ich mich doch noch mal um und lasse wem auch immer meinen netten Finger sehen. Im Grunde mir selbst, denn ich sehe mein Spiegelbild. Danach greife ich mir direkt an die Hosentasche und taste nach der Packung Zigaretten, die sich dort zu meinem Leidwesen nicht mehr befindet. Meine Luftröhre kitzelt als prompter Einspruch. Mein Rachen kribbelt und ich räuspere mich automatisch als meine Finger bereits zur Brusttasche wandern, ehe sich mein Körper daran erinnern kann, dass es nur ein Echo der Sucht ist, welches ihn dazu bringt. Zugegebenermaßen ist es stark, aber mein Trotz ist stärker. Noch dazu habe ich nicht die Muße, mir eine neue Packung zu besorgen. Trotzdem greife ich mir erneut in die Hosentasche und ziehe diesmal eine der Timeout-Karten hervor. Diese habe ich letztens versehentlich mitgewaschen und dementsprechend sieht sie aus. Das ursprüngliche Bild hat lauter Risse und die draufgekritzelte Vier ist lediglich als Schatten zu erkennen. Ich streiche mit dem Daumen vorsichtig über die demolierte Oberfläche. Der Anblick der Karte lässt mich lächeln und das nicht nur wegen des anstrengenden Kerls, von dem ich sie habe. Es ist eine Weile her, dass ich eine einsetzen musste und ich bin mir nicht sicher, wo die anderen abgeblieben sind. Vermutlich liegen sie bei Kain und ich kann bald damit rechnen, dass er sich etwas ausdenkt, womit ich sie zurück gewinnen muss.
„Robin!" Ich erstarre für ein paar Sekunden und kämpfe danach kraftvoll gegen meinen Fluchtreflex an. Mein Name ertönt erneut und diesmal erkenne ich die Stimme.
Ich revidiere meine vormalige Aussage. Ich hätte gern permanente Unsichtbarkeit oder zu mindestens Unsichtbarkeit gegenüber allen Idioten der Welt, denn damit würde ich bereits einen großen Teil der Menschheit abdecken. Abel mit Sicherheit. Der blonde Ex-Kerl meines Mitbewohners eilt mit schnellen, bestimmten Schritten auf mich zu. Vielleicht sollte ich, sobald er nur noch 5 Meter entfernt ist, einfach lossprinten. Doch ich befürchte, ich bin nicht schnell genug und dazu vergesse ich, rechtzeitig meinen Bewegungsapparat zu aktivieren. Warum auch immer. Allerdings bin ich mir nun sicher, dass ich irgendeine dieser mannigfaltigen existierenden Gottheiten verärgert haben muss. Oder vielleicht ist es dieses oft von Shari erwähnte Karma? Wenn ich Glück habe, werde ich im nächsten Leben zu dem Stein, der ich immer sein wollte.
„Robin, warte kurz", wiederholt er mit seiner trantütigen Leierstimme, die sogleich dafür sorgt, dass sich etliche Areale meines Gehirns ausschalten. Mein ganz eigener Überlebensinstinkt und eine Art Notabschaltung, um ein Kompromittieren meines Gehirns zu verhindern.
„Egal, was es ist. Nein", sage ich noch bevor Abel ein weiteres Mal seinen Mund aufmachen kann. Mittlerweile sollte er mein ruppiges Auftreten gewöhnt sein und doch sieht er mich an, wie ein aufgeschrecktes Frettchen beim Stuhlgang.
„Alter, an dich werde ich mich nie gewöhnen", prustet er und lacht.
„Wie beruhigend... kommst du endlich zum Punkt, meine Antwort hast du ja schon", kommentiere ich und gebe mich von seiner unterschwelligen Kritik wenig beeindruckt. Mein Geduldsfaden ist kurz vorm Explodieren. Gerade würde ich für eine Zigarette morden und meine Seele für ein Loch verkaufen, in das ich Abel einfach schubsen kann.
„Ich weiß zwar nicht wieso, aber Jeff hört auf dich..." In welcher Welt? Eindeutig nur in Abels einfältiger Traumblase. Ich spreche es nicht aus. „Kannst du ihm bitte davon überzeugen, dass er noch mal mit mir redet? Ich will nur reden, aber er ignoriert meine Anrufe und Nachrichten..."
„Nicht ohne Grund. Begreifst du es wirklich nicht? Jeff hat kein Interesse mehr an dir."
„Von heute auf morgen?" In seinem Gesicht zeigt sich handfester Unglauben. Ich habe das Gefühl, dass wir es ihm schon hunderte Male mitgeteilt haben. Also entweder ist er vollkommen begriffsstutzig oder doch in der geistigen Konstitution eines Goldfisches. Einmal im Kreis schwimmen und schon hat er alles vergessen. Hat auch seine Vorteile, aber im Moment ist es sehr zu seinem Nachteil und zu meinem. Ich sehe ihn skeptisch, aber leicht genervt an und nehme mir vor, diese perfekt ausgeglichene Mischung irgendwann patentieren zu lassen.
DU LIEST GERADE
Between the Lines Chapter 2 - It's more than just words
Romance[Fortsetzung von Between the Lines - The wonderful world of words} ~Liebe ist eine Herausforderung und das nicht nur in der Dramödie, die sich mein Leben nennt. Sie ist es vor allem dann, wenn einem lange die Überzeugung prägte, das sie nichts weite...