{Kapitel 18}

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Die Sonne kitzelt meine Nase, als ich wach werde. Eigentlich will ich echt nicht aufstehen, der Schlaf hat sich nämlich richtig gut angefühlt. Ich schaue auf die Uhr und stelle fest, dass wir erst 8:30 Uhr haben, da das für meinen Geschmack definitiv zu früh ist, werde ich einfach nochmal die Augen schließen und weiterschlafen.

Doch leider gönnt mir das Universum meinen Schlaf nicht und ein Störenfried betritt mein Zimmer.

Phil.

Naja, immerhin besser als Papa.

Er steuert direkt auf mich zu. „Hey, kleine. Hab schon gehört du hältst alle auf Trab?", schmunzelt er mir entgegen, während er mir mit einer Hand durch meine Haare wuschelt. „Man lass das, Phil", grummel ich.

Wie kann man nur so unfassbar nervig und gut gelaunt sein? Und das so früh morgens?

Phils Gesicht nimmt einen ernsteren Ausdruck an, als er weiterspricht. „Gehts dir wieder besser? Wie fühlst du dich gerade?" Da waren sie auch schon— Die wohl am häufigsten gestellten Fragen überhaupt bei uns im Haus. Genervt lasse ich mich zurück in die Kissen sinken. „Mir geht es gut", presse ich zwischen zusammengebissen Zähnen hervor. Diese ständige Fragerei nervt total. Wieder schmunzele hebt mein Bruder die Hände hoch, als ob ich ihn gerade mit einer Waffe bedrohen würde, auch wenn ich natürlich keine richtige Waffe habe, müsste mein Blick genauso tödlich sein.

Trotz, dass ich ihn versuche mit meinem Blick zu töten, startet er den nächsten Versuch, welcher darin besteht mich einfach über seine Schulter zu werfen und mich aus meinem Zimmer zu tragen. Na vielen Dank auch!

„Sooo Frau Funke, was kann ich ihnen zum Frühstück anbieten? Wie wäre es mit einer Schale von ihrem Liebsten Müsli?" Seine Mundwinkel Zucken und der Schalk glitzert in seinen braunen Augen, während er mich auf einem unserer Küchenstühle absetzt.

Meine Gelegenheit nutzend, lasse ich meine Kopf einfach auf die Tischplatte sinken und schließe meine Augen wieder. Schritte kommen näher und eine weitere Person betritt die Küche. Schon an den Schritten stelle ich fest, dass das niemals Alex ist, und somit mein Vater sein muss.
Papa scheint kurz zu verharren, denn seine Schritte stocken, bevor er hinter mir entlang — direkt zur Kaffeemaschine— geht. Das typische knirschen unserer Maschine ertönt. Danach wird ein Schrank erst geöffnet, dann wieder geschlossen und das Geräusch von Porzellan auf Holz ertönt. Daraus schließe ich, dass er nun nur noch auf die Kaffeemaschine wartet, die weiterhin fröhlich vor sich hin knistert.

Als der Kaffee durchgelaufen ist, setzten sie sich beide mit ihren Tassen und der Kanne an den Tisch. Phil hat wohl in der Zwischenzeit mir mein Müsli gemacht, denn er stellt auch etwas vor mich hin. Beachtung schenke ich meinem Frühstück jedoch nicht — dafür ist der Tisch viel zu bequem. Dass Phil sich nicht wieder hingesetzt habe, habe ich nicht gemerkt. Allerdings stelle ich es bald fest, als er mich mit einem Finger in die Seite pickst. Ein erschrockenes „Ey!", entfährt mir. Schlagartig öffne ich meine Augen und lege die Hände an meine Flanken. Ich hasse es, wenn er das tut. Das habe ich schon als ich noch kleiner war. Ich bin einfach viel zu kitzelig für so etwas — und er weiß das genau.

Gerade als ich dabei bin ihn zurechtzuweisen, winkt er die Sache ab und deutet lässig mit einer Handbewegung auf mein Müsli.

„Wenn du das nächste Mal möchtest, dass ich etwas mache, kannst du mich auch wie ein normaler Mensch fragen", teile ich ihm, noch immer angepisst, mit. Heute ist einfach nicht mein Tag. Ich merke es jetzt schon. Das einzige gute ist, dass Papa ab 14 Uhr arbeitet und ich somit nicht so viel Zeit mit ihm verbringen muss.

„Gut. Ich versuch's mir zu merken, okay? Aber jetzt iss bitte erstmal dein Frühstück und dann sehen wir weiter." Auch wenn das alles nach einer Frage klingt, versuche ich erst gar nicht zu widersprechen. Sobald Phil sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, wird er das auch durchsetzen und dagegen habe ich keine Chance. Also gebe ich mich geschlagen und beginne zu essen. Zu meinem Erstaunen merke ich bald, dass ich wirklich Hunger habe und verschlinge das Müsli regelrecht.

Ich esse den letzten Löffel voll Müsli, schiebe meinen Stuhl zurück, wobei dieser aufgrund meines Schwunges fast umfällt, und räume die Schüssel sowie den Löffel in die Spülmaschine. Papa und Phil unterhalten sich weiterhin leise, aber als ich mich herausschleichen will, umfasst jemand mein Handgelenk.

„Warte mal bitte, Josi. Ich möchte jetzt ein für alle Mal klären, was zwischen dir und Papa steht. Wenn du magst kannst du gerne anfangen und aus deiner Sicht erklären."
Nein. Das kann jetzt echt nicht sein Ernst sein. Jetzt lässt er wieder den Psychologen raushängen. Fehlt ja nur noch, dass wir nur reden dürfen, wenn wir den Redestein haben. Auch wenn das ziemlich banal klingt, hat es das bei uns auch schon gegeben. Manchmal könnte man echt denken, dass Phil besser ein Kindergärtner geworden wäre als Arzt — die richtigen Skills hätte er auf jeden Fall.

Ich werde einfach wieder gehen!

Aber bereits in dem Moment, in dem ich mich umdrehe, zieht Phil mich wieder zurück und drückt mich auf einen der Stühle.

„Man Phil! Was soll das denn bringen? Ich erinnere mich gut daran, wie es das letzte Mal funktioniert hat - nämlich gar nicht!", reagiere ich wütend auf seine Idee. Beim letzten Mal hat es vielleicht zwei Wochen etwas gebracht, danach war alles wie jetzt. Obwohl ich schon zugeben muss, dass es schlimmer geworden ist. Seit dem Umzug haben Papa und ich praktisch nur gestritten und waren uns nicht einig. Natürlich abgesehen von der Zeit, in der ich krank war.

Früher haben Papa und ich nie gestritten. Ich kann gar nicht sagen woran das mittlerweile liegt, was ich aber sagen kann ist, dass ich mir die früheren Zeiten in diesem Aspekt zurück wüsche. Dieses andauernde Streiten nervt ich tierisch. Von Grunde auf bin ich nämlich ein friedvoller Mensch, der Streit aus dem weg geht. Das ist wohl auch der einzige Grund weswegen ich bleibe und mich auf die Versöhnung einlasse, dann muss ich immerhin keine Angst mehr haben auf Papa zu treffen, jedes mal wenn ich nach unten gehe.

Mit verschränkten Armen lehne ich mich auf dem Stuhl zurück und schaue Phil wartend an. Als dieser sieht, dass ich nachgebe, schleicht sich ein lächeln auf seine Lippen. Alleine schon weil er denkt, er hätte gewonnen, will ich schon wieder aufstehen. Sei überhebliches Grinsen kann er sich echt sparen. Ich rolle mit den Augen und bringe es einfach schnell hinter mich: „In den letzte Tagen meckert Papa wieder nur an meinem Essverhalten herum, obwohl ich mein bestes gebe und genug esse. Weder hungere ich, noch weigere ich mich ohne guten Grund zu essen. Aber Ich bin mir sicher, dass niemand essen kann, wenn einem übel ist, was bei mir ,während ich krank war, des öfteren leider der Fall war. Und es ist meiner Meinung nach nicht in Ordnung mich in solchen Momenten zu zwingen. Auch wenn ihr die „Erwachsenen" seid, gibt euch das noch nicht das Recht mir zu sagen, was, wann und wie viel ich zu essen habe. Ich bin 16 und in der Lage alleine zu entscheiden, Danke." Ich muss erstmal tief durchatmen, währen meiner kleinen Rede ist meine Stimme ziemlich laut geworden, aber ich merke wie ich am ganzen Körper zittere.

........................ ~1212 Wörter

Heyy,
Dieses Kapitel ist tatsächlich länger geworden als erwartet und da ich leider keine Zeit mehr habe um heute weiterzuschreiben, bekommt ihr zumindest diesen Teil schonmal. Der zweite Teil des Gespräches wird dann einfach im nächsten Kapitel kommen. Vielleicht ist Kapitel 19 auch schon das letzte für diesen Monat, mal sehen.

Übrigens: ich habe Kapitel 10 umgeschrieben, weil ich es im Nachhinein super schlimm fand. Lest gerne nochmal rein, wenn ihr wollt, allerdings wirkt sich das neue Kapitel nicht auf die Handlung aus.

Bis zum nächsten Kapitel,
Liona🫶🏼🤍

Bester SommerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt