{Kapitel 15}

627 30 5
                                        

Sicht: Alexander Hetkamp

Josi reagiert nicht auf mein Klopfen, was zwei Gründe haben könnte: A Sie hat einfach keine Lust mit jemandem zu reden oder B Ich habe vorhin wirklich Anzeichen einer Panikattacke bei ihr gesehen und sie steckt gerade mitten in dieser und kann nicht antworten. Ich hoffe ganz stark auf A, aber ich will sichergehen, dass es ihr gut geht. Ich versuche es also mit gutem Zureden.

„Josi? Kannst du mich vielleicht reinlassen? Ich bin auch alleine hier, da musst du dir keine Sorgen machen", versuche ich es erstmal ganz vorsichtig „Wir müssen auch nicht reden, wenn du nicht möchtest. Aber sei dir sicher, dass ich für dich da bin, okay?", rede ich beruhigend durch die Tür auf sie ein. Zumindest ist das der Plan. Ein verächtliches Schnauben kommt aus ihren Zimmer und dann antwortet sie mir tatsächlich: „Geh lieber        wieder runter        zu Papa —", keucht sie mir entgegen. Alle paar Wörter muss sie eine Pause einlegen und atmen. Scheisse, also trifft wahrscheinlich gerade doch eher B zu. Sie fährt fort: „— dem Erwachsenen         und bleib           nicht          bei dem           bockigen           Kleinkind." Zum Ende hin wird ihre Stimme leise und verbittert. Mir versetzt es einen Stich ins Herz, dass sie diese Worte so verletzt haben, denn es ist nicht Markus' Absicht gewesen sie so zu verletzen — da bin ich mir sicher.

Heute ist der Todestag von Josis und Phils Mutter, also Markus' ehemaliger Ehefrau. Normalerweise versucht er an diesen Tagen nicht Zuhause zu sein um seine Laune nicht an seinem Umfeld auszulassen, aber Heute hatte er keine andere Wahl und in Kombination mit dem gestrigen Streit ist das wohl zu viel gewesen. Ich werde aber nachdem ich hier mit Josi fertig bin, ihm noch mal etwas zu dem Umgang mit seiner Tochter sagen müssen, es kann nämlich echt nicht sein, dass er seine Wut an ihr auslässt. Vor allem nicht, wenn sie daraufhin eine Panikattacke erleidet. Das geht definitiv zu weit. Ich kann selber nicht glauben, dass er zu so etwas fähig ist, denn so aufgewühlt habe ich ihn noch nie zuvor gesehen.

„Josi, bitte, ich nehme dich nicht als Kleinkind wahr. Bitte lass mich rein", flehe ich schon fast. Ich habe Angst, dass sie mir unbemerkt synkopiert. Es dauert kurz bis sie mir ein kratziges „ Nein" entgegnet. Mist. Das ist nicht gut. Und zwar überhaupt nicht.

„Komm schon, Kleine, Ich möchte mich nur kurz versichern, dass es dir körperlich soweit gut geht. Danach kann ich wieder gehen, wenn du das möchtest. Lass mich dir nur kurz helfen deine Atmung unter Kontrolle zu bekommen, okay?", starte ich einen neuen Versuch. Ich hoffe sehr, dass sie dieses Angebot annimmt. Ich könnte mir nie verzeihen, wenn ihr etwas zustoßen würde, dafür mag ich sie einfach viel zu gerne. Immerhin kenne ich sie seit ihrer Einschulung, damals war sie noch so klein gewesen. Das Ganze müsste ziemlich genau zehn Jahre her sein.

Ich bekomme meine Antwort in Form eines Geräusches. Der Schlüssel wird im Schloss gedreht. Mir fällt ein Stein vom Herzen und ich atme erleichtert durch. Jetzt kommt der schwierige Part meiner Mission.

........................ 510 Wörter

Heyy,
Ich habe es tatsächlich gestern Abend noch geschafft ein Kapitel, wenn auch ein sehr kurzes, zu schreiben. Viel Spaß beim lesen🤍

Eine Frage habe ich aber noch: Wollt ihr öfters aus anderen Sichten lesen? Oder ist es euch lieber, wenn ich nur noch aus der Sicht von Josi schreibe?

Bis zum nächsten Kapitel,
Liona

Bester SommerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt