Kapitel 23: Shadow und die Ein-Wochen-Depression (Isak)

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Ich warf meinen Rucksack auf das Sofa im Wohnzimmer und wollte mich eigentlich Richtung Küche verziehen, als das Sofa ein „Auh!" von sich gab. Verwirrt wandte ich mich wieder um.


„Tim?", fragte ich, nachdem ich das Sofa und seinen derzeitigen Bewohner etwas genauer betrachtet hatte.


„Oh. Hi.", nuschelte Tim. Er hielt meinen Rucksack hoch, „Den hast du mir voll gegen den Kopf gedonnert. Oliver sagt doch auch immer, du sollst deine Sachen nicht immer hier abladen, sondern gleich in dein Zimmer bringen. Und keine DJs damit abwerfen." Er reichte mir den Rucksack zurück.


„Tut mir Leid, Tim.", murmelte ich und nahm den Rucksack wieder zurück, „Ich hab dich nicht sofort gesehen."


„Ach, ist schon gut." Tim wandte sich wieder dem Fernseher zu, wo irgendwelche Sportnachrichten liefen.


„Liegst du schon die ganze Zeit hier?", fragte ich ihn. Zu mindestens hatte er das getan, als ich heute Morgen zur Schule gegangen war. Da hatte er auch schon Fernsehen geguckt. Ob er wohl in der Zwischenzeit auch mal gefrühstückt hatte? Oder duschen war?


„Hm...", seufzte Tim jetzt. Das tat er übrigens seit gestern Abend sehr oft. Seufzen. „Ich war zwischenzeitlich mal oben in eurem Badezimmer. Und in der Küche, wo ich mir nur eine Schale Müsli gemacht habe. Danach hab ich alles wieder ordentlich weggeräumt und saubergewaschen. Und dann..." Er zuckte mit den Schultern. Okay, ich verstand. Dann war er hier wieder steckengeblieben.


„Hast du also fast nichts anderes gemacht, als Fernsehen?" So sehr ich mir das auch manchmal wünschte einfach einen Tag mit Nichtstun zu verbringen, bei Tim machten wir uns deswegen ernsthafte Sorgen.


„Ich habe auch darüber nachgedacht, mich einfach zu vergraben.", antwortete Tim, ohne den Kopf vom Fernsehbildschirm zu nehmen, „Oder ich fange besser gleich an Wirtschaft zu studieren. Und kehr dem DJ-Sein den Rücken zu."


„Hä, wieso das denn?" Ich hätte nie gedacht, mal Gedanken ans Aufhören aus Tims Mund zu hören. Aber okay, in seiner momentanen Situation durchaus verständlich.


„Weil im Moment alles beschissen ist, darum." Er vergrub jetzt wieder den Kopf in den Händen. „Die Medien machen mich wiedermal runter, Leute, die ich noch nie gesehen habe, fragen mich auf Twitter was aus Avicii geworden sei und..." Ich hörte ihn schniefen, „...und Kayla kommt nicht zu meinem Set. Das sind sehr gute Gründe für's Aufhören." Er wischte sich mit der Hand übers Gesicht. „Gehst du jetzt bitte aus meiner Sichtweite und lässt mich in Ruhe heulen?", hörte ich ihn noch fragen.


„Oh Tim." Wie oft hatte er wohl schon geheult in den letzten Stunden?


„Lass mich einfach in Ruhe heulen, okay?", nuschelte Tim wieder in meine Richtung, „Geh du lieber mal Mittagessen."


„Tim heult schon wieder.", meinte ich zu Papa, als ich in die Küche kam, „Ich fürchte, jetzt hat er komplett seinen Tiefpunkt erreicht." Obwohl...hatte er seinen Tiefpunkt nicht schon gestern Abend erreicht, nachdem er erfahren hatte, dass Kayla nicht zu seinem Set aufgetaucht war?

Heart Upon My Sleeve (Avicii-Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt