Die Rückfahrt verlief weitestgehend still. Ash und Raquel hatten sich bereits wieder eingekriegt und Ash konnte sich nun in aller Ruhe auf den Verkehr konzentrieren. Aber man sah ihm deutlich an, dass er Raquel am liebsten weiter fast zu Tode geknutscht hätte. Aber so war das bei mir und Kayla ja auch manchmal.
Zuhause schien alles ruhig zu sein, kein Robin der uns begeistert entgegensprang, weil er uns vermisst hatte. Es war ja auch immerhin schon fast ein Uhr nachts.
Im Wohnzimmer saß Molly auf dem Sofa, die Nase in einer Modezeitschrift vergraben. Es war eines der Dinge, die sie mit Raquel gemeinsam hatte, die Liebe zu Mode. Und auch Molly besaß wie Raquel einen Fashion-Blog.
„Und? Was gewonnen?“, fragte Molly mich lächelnd als sie uns bemerkt hatte. Kayla nickte darauf stolz, stellvertretend für mich und streckte ihr den Preis entgegen. Noch hatte sie ihn mir nicht zurückgegeben, aber das machte mir nichts. Kayla hatte bis heute so ein Ding ja auch noch nie in der Hand gehabt.
„Hat mit Robin alles geklappt?“, fragte ich, doch eigentlich war diese Frage recht überflüssig, denn klappen tat es mit Molly und Robin immer. Wahrscheinlich stellte ich diese Frage nur aus reiner Gewohnheit.
„Ja, ja, war alles gut.“, lächelte Molly, „Und Robin war ganz stolz dich im Fernsehen zu sehen. Er meinte er hat den besten Daddy der Welt.“
Ich musste schmunzeln. Es war ein besonderes Gefühl, wenn der eigene Sohn stolz auf seinen Vater war. Und „bester Daddy der Welt“ war eine wahrhaftig große Auszeichnung. Da war ich stolz.
„Ich schau nochmal kurz nach Robin.“, meinte ich nachdem ich mit Kayla noch ein paar Minuten auf dem Sofa gesessen und mich mit ihr und Molly unterhalten hatte. Ich erhob mich und verließ das Wohnzimmer.
Vor der geschlossenen Tür zu Robins Zimmer blieb ich für einen Moment stehen. Im Moment klebte auf der oberen Hälfte ein Riesenposter eines Dinosauriers, Robin hatte dieses Bild fasziniert und er hatte es sich als Poster gewünscht. Und diesem Wunsch waren wir nachgekommen, so eine große Sache war es immerhin nicht gewesen.
Mit leicht krakeligen Buchstaben stand der Name Robin auf der Mitte der Tür, Molly hatte ihm dabei geholfen die Buchstaben anzumalen. Inzwischen konnte Robin, würde er weiter üben, zu mindestens seinen Vornamen bald selber schreiben können.
Ich öffnete leise die Tür. Der schmale Lichtstrahl der von draußen ins Zimmer fiel, reichte schon aus, dass ich das Zimmer halbwegs in Augenschein nehmen konnte.
Fast hätte ich mir wieder einmal den Fuß an einen von Robins Lego-Kunstwerken gestoßen, die überall verstreut auf dem Teppich lagen. Tagsüber wurde mein Sohn zum Baumeister. Aber jetzt war von dem Lego-Baumeister nichts zu erkennen.
Robin schlief, und das tat er auch weiterhin, als ich mich leise auf den Stuhl neben seinem Bett setzte. Den Hasen Avicii hatte er an seine Brust gedrückt, während er gleichmäßig ein und aus atmete.
Bevor Robin auf die Welt kam hatte ich nur sehr wenige Dinge gekannt, die einen innerlich ruhiger werden ließen, wenn man sich auf sie konzentrierte. Meist waren das meine Zigaretten, die mich runterkommen ließen, wenn ich gereizt oder schlecht gelaunt gewesen war. Eine andere Sache war Kayla, auch sie trug dazu bei, dass es mir besser ging.