Tim Bendzko

Teil 30

*Maries Sicht*

Gerade hatte Tim endlich wieder aufgehört zu lachen, als plötzlich mein Bauch anfing zu knurren. Eigentlich war das überhaupt nicht lustig, aber Tim war nicht mehr zu halten. Er lachte und lachte, wie ein Kindergartenkind, das sogar lacht, wenn es pupst. Tims Lache war einzigartig. Sein Mund war weit geöffnet und die Augenbrauen waren hochgezogen, sodass auf seiner Stirn lauter Falten waren. Ich dachte, er erstickt gleich, so hörte es sich irgendwie an. Aber ich liebte sein Lachen. Also das, wenn er richtig von ganzem Herzen lacht. Das Lachen, wenn er 'aus Kontrolle gerät'. Eine Weile lies ich ihn lachen, aber er konnte sich nicht mehr beruhigen, sondern lachte immer weiter. Ich musste etwas unternehmen, da ich total Hunger hatte und nicht vor Hunger sterben sollte. Schließlich sollte auf meinem Grab später nicht stehen:

"Marie ---, 26 Jahre, Berlin. Verhungert im Bett, konnte nicht aufstehen, weil Freund auf ihr lag, einen Lachkrampf hatte und so total außer Kontrolle gerat. Befreien unmöglich; lachen ist tödlich."

Nein, das wollte ich sicher nicht.

M: Tim, kannst du bitte nacher weiterlachen? Ich verhungere gleich. Mir ist wirklich schon schlecht vor Hunger. Können wir was essen?
T: t- (haha) -tu- (haha) - tut- tut mir leid.

Und das wars wieder. Mehr bekam er nicht über die Lippen gepresst. Er hielt seinen Bauch und krümmte sich vor lachen. Und ich lag so halb unter ihm. Klasse. Stell dir vor, du hast zum ersten Mal mit deinem neuen Freund in einem Bett geschlafen, wachst dann auf und alles ist erst total romantisch und schön, bis er plötzlich anfängt zu lachen. Erst lachst du mit, aber irgendwann merkst du, dass dir schlecht vor Hunger ist und dein Magen knurrt. Er hört es und lacht und lacht. Super, echt spitze.
Und so lag ich da dann halt unter meinem lachendem, zusammengerolltem Freund und dachte mir: "auf was hab ich mich da bloß eingelassen?!" Erst spät kam ich auf die Idee, ihn auf die Seite zu schieben und aufzustehen. Leider war es aber gar nicht so leicht. Mit Mühe und Kraft schaffte ich es dann doch noch und kletterte aus meinem Bett.