13. Nils

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Nils

Nils Pack deine Sachen, ich meins ernst. Du weißt das du mich nicht an lügen sollst.

Meine Muttter hat mich raus geschmissen, ihre Worte laufen auf und ab in meinen Kopf. Ich stehe auf der Straße, lediglich etwas Kleidung und meine Schulsachen durfte ich mitnehmen. Ich hätte ihr einfach sagen sollen das mein letztes erspartes für die sinnlose Reparatur des kaputten Autos drauf gegangen sind. Aber ich hab gedacht sie findet es nicht heraus, da hab ich mich eindeutig getäuscht.

Wenn ich mit meiner Mutter über alles rede ist sie der freundlichste Mensch der Welt aber wenn ich sie anlüge fällt die Strafe hart aus. Doch das es so hart ausfällt und ich raus geschmissen werde hätte ich nicht gedacht, ich bin wirklich davon ausgegangen das es eine leere Drohung war. Was mach ich jetzt?
Jay, ich ruf Jay an, es fällt mir kein andere ein der mir helfen würde. In der letzten Zeit hab ich mehr mit ihm unternommen, er ist wirklich ok und garnicht so dumm wie ich dachte, er ist sogar sehr Klever. Ich suche in meinen Kontakten Jay's Nummer und rufe ihn an, bitte geh ran, bitte.

"Hay Nils, was geht?" Gut gelaunt und mit viel zu viel Energie geht er ran. Ich kann mir sein breites grinsen fast bildlich vorstellen, wie kann der Typ immer so gute Laune haben?

"Viel, sehr viel sogar. Kann ich heute Nacht bei dir pennen? Meine Mutter hat mich raus geschmissen und ich weiß nicht wo ich hin kann." Mein Anliegen verursacht schweigen auf der anderen seite, das ist ein nein, ich weiß es. Wenn das gehen würde würde Jay voller Euphorie los reden, fuck was mach ich jetzt?

"Sorry Bro, das geht nicht. Wir haben striktes Verbot jemanden über Nacht hier zu haben wenn unsere Eltern nicht da sind." Enttäuscht ist seine Stimme weniger aufgedreht als sonst.

"Ok danke. Ich such mir dann was anderes." Ich lege auf und versuche die fassung nicht zu verlieren. "SHIT!" Wütend trete ich gegen eine Laterne, mit voller Wucht schmettert mein Fuß gegen das Metall. "FUCK TUT DAS WEH" Schmerzverzerrt ertönt meine Stimme, kann der Tag noch beschissener werden? Ja kann er, ich blicke auf den Akkustand meines Handys, nurnoch 7 Prozent, im ernst?

Ob ich will oder nicht ich muss ihn anrufen. 017757173524 mein Blick liegt ununterbrochen auf der nummer die mein Handy gerade wählt. Ich hab seine Nummer immernoch nicht eingespeichert, für was auch, bislang habe ich gehofft das ich sie nicht mehr brauche. Ich lass es so, ihn einzuspeichern würde heißen das ich nicht wüsste welche seine Nummer ist, doch ich weiß es ganz genau. Ich kenn sie auswendig und so schnell vergesse ich seine Nummer und ihn nicht.

"J-Ja?" Eine tiefe bedrückte Stimme ertönt und ich möchte unverzüglich diesen Anruf beenden, lieber schlaf ich auf der Straße als in seine verdammten Augen schauen zu müssen.

"Kann ich bei dir schlafen? Ich weiß nicht wo ich sonst hin soll." Zurückhaltend spreche in mein Handy, jetzt hab ich ihn wirklich gefragt, was eine dumme Idee.
"Ja, ich schick dir die Adresse." Ohne weitere Fragen ist es für ihn selbstverständlich das er mich bei sich aufnimmt. Ich hoffe einfach das er keine zweideutigen Gedanken hat, das im Autohaus hab ich nur gemacht weil ich lust hatte jemanden zu küssen und etwas rumzumachen, nicht weil da mehr zwischen uns läuft.

Mit dem letzten rest meines Handy Akkus laufe ich laut Navi zu Leon's Adresse. Mein Handy verabschiedet sich als ich vor Leon's vermeintlichen Haustür stehe. Es ist ein großes Mehrfamilienhaus, auf dem unteren Klingelschild steht Meyer, das muss Leon's Klingel sein. Mehrfacher drücke ich die Klingel doch es öffnet keiner, fuck ist das sein ernst? Erst sagt er ich kann kommen und dann macht er nicht auf, fick dich doch du pisser.

Dann geh ich einfach, wahrscheinlich ist es besser so, bei Leon zu schlafen ist ohnehin nicht die beste Idee. Doch dann öffnet sich die Tür und ich gehe das Treppenhaus hoch bis zur Tür ander Meyer steht, in nichtmal einer Minute stehe ich in Leon's Wohnung.
"Hey, alles gut? Du siehst sehr erledigt aus." Im Ernst, das gefälschte Mitleid kann der sich sonst wohin stecken, ich bin nicht hier weil ich hier sein möchte sondern weil ich sonst nirgendwo hin kann.

Das Treiben zwischen unsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt