Das Treiben zwischen uns

20. Leon

Leon

Wie gut das ich heute mein letztes Gehalt aus dem Club abgeholt habe sonst hätte ich Nils nicht in dieser hilflosen Situation gesehn. Wer weiß was dieser Kerl mit ihm gemacht hätte, ich will es mir garnicht ausmalen und trotzdem läuft dieses Horror Kopfkino in meinem Kopf auf und ab. Jetzt mag zwar alles gut gegangen sein und Nils ist mehr oder weniger unversehrt zuhause angekommen, aber wie endet sowas beim nächsten mal?

Was hat er da bloß alleine gewollt? Ich weiß es nicht und allgemein wirkte er total reizüberflutet. Ich verstehe nicht warum er sauer auf mich ist, weil ich ihn an diesem Abend allein gelassen habe, macht es den für ihn einen so groß Unterschied? Anscheinend schon und ich habe es nicht bemerkt, ich habe nur an Ann gedacht und ihn total vergessen. Sowas darf mir niewider passieren, ich darf ihn nicht verletzen und auch nicht in so eine unschöne Situation drängen.

Ich bin froh das ich ihn mit Pizza und einem Kinderfilm ablenken kann, das er dabei meinen Hoodie trägt ist mir nicht entgangen. Wir haben den Film nichtmal bis zur Hälfte geschaut und dann schläft er auch schon ein.

Während ich ihn ins Bett trage muss ich leicht lächeln, er ist so friedlich wie ein schlafender Engel. Ihn in sein Bett abgelegt und zugedeckt kann ich nicht anders, ich möchte ihm einfach noch was sagen, einfach irgendwas was ausdrückt wie wichtig er mir ist.
"Schlaf gut und wenn etwas ist kannst du jederzeit zu mir kommen. Ich muss morgen früh raus und schlafe auf der Couch. Versprech mir eins, mach sowas wie heute nie wider alleine, es gibt da draußen genug kranke. Ich möchte dich nicht auch noch verlieren meine Engel."

Es fällt mir schwer mich von ihm los zu reißen, genau wegen solchen kranken Menschen habe ich Anastasia verloren. Das Mobbing in der Schule wurde so schlimm das sie irgendwann wirklich geglaubt hat das es besser ist wenn sie Tod ist, ich war mit ihr in einer Klasse und habe nie bemerkt wie grausam die anderen Mädchen zu ihr waren.

Die Bosheit lebt einzig und allein in den Herzen der Menschen, das habe ich eine lange Zeit jedenfalls geglaubt, nachdem Anastasia's Familie sie verstoßen hat und meine Familie ebenso nicht wollte das ich im Kontakt zu einer Kranken stehe. Bin ich fest davon ausgegangen das alle Menschen um mich herum böse sind und dann bist du in mein Leben getreten, mit deinem vorlauten Mundwerk und viel zu ehrlichen Worten.

Seitdem ich aus dieser Wohnung ausgezogen bin denke ich pausenlos an ihn, ich habe mich absichtlich nicht gemeldet denn die Versuchung das wieder mehr zwischen uns läuft ist zu groß. Auch wenn ich Ann in Bezug auf meine Gefühle belüge, möchte ich sie nie betrügen solange wir zusammen sind. Wenn er jedoch weiterhin meine Nähe sucht kann ich selbst diese courage nicht aufrecht halten. Ich verfalle ihm mit jeden meiner Sinne.

Für mich ist es wie immer eine kurze Nacht, ich muss morgens in aller herrgottsfrühe auf dem Schrottplatz sein und die Autos für den Ausland verkauft fertig machen. Trotz Schlaf- und Zeitmangel lasse ich es mir nicht nehmen für Nils Frühstück herzurichten. Ich erfreue mich dran ihm eine kleine Aufmerksamkeit zu schenken, ich lege seinem Frühstück einen kleinen Zettel mit ein paar lieben Worten bei.

Eine Nacht in dieser Wohnung zusammen mit ihm hat mich erneut in den Zwiespalt gebracht, ich stehe völlig unentschlossen zwischen zwei Stühlen und dabei weiß ich nicht wen ich mehr liebe Anastasia oder ihn. Würde ich mein Herz entscheiden lassen gäbe es dar kein Überlegung, doch das tue ich nicht, denn die Schlussfolgerung wäre das Ann ihrem Leben ein baldiges Ende setzen würde.

Ich mache ihr keine Vorwürfe und bin auch nicht sauer auf sie, denn ich bin es der sich dazu entschieden hat sein Leben für sie zu geben. Wird es sich jedesmal so anfühlen, wird dieser Schmerz für immer bleiben? Ich hab Hoffnung das es mit der Zeit erträglicher wird meine wahre Liebe zu leugnen, unterbewusst ist mir klar das wird es nicht, das wird es nie.

Den ganzen Morgen verbringe ich damit die Papiere für die Fahrzeuge die ins Ausland gehen zusammen zu suchen und Abreise fertig zu machen. Als Mia zu Ihrer Nachmittags Schicht kommt möchte ich mich so schnell es geht verdrücken. "Hey Mia, ich würde fahren. Wenn Lee Fragen hat soll er mich einfach anrufen." Ich schnappe mir meinen Autoschlüssel und möchte gerade aus dem Raum stürmen doch Mia hält mich auf.

"Oh was bist du denn so gut gelaunt, geht es zu einem gewissen Jungen Blonden Mann?" Sie kann es nicht lassen, wenn sie könnte würde sie mich und Nils für immer alleine in einen Raum einsperren. Sie hat zwar recht auch wenn der Vorfall von gestern mich sehr wütend gemacht hat, die Nacht mit ihm in einer Wohnung zu verbringen hat mein gemüht beruhigt und ich strotze voller Energie.

"Nein ich fahre nach Hause zu Anastasia, meiner Freundin." Egal wie sehr sie es probiert mir einzureden das ich mit Ann schluss machen soll und mein Glück bei Nils probieren soll, ich werde es nicht tun. Nur der Tod kann mich und Ann scheiden, Gott ich würde diese Frau sogar heiraten und eine Familie mit ihr aufbauen wenn sie es von mir verlangen würde.

Genervt verdreht Mia ihre Augen, sie hasst mich dafür das ich zu mir selbst nicht ehrlich bin.
Zuhause bei Anastasia angekommen wunder ich mich über die Stille Wohnung, normalerweise läuft immer Musik oder eine Serie wenn Ann alleine ist. Sie hasst es wenn es absolut still ist esseiden ich bin bei ihr, dann genießt sie die stille regelrecht und die Zeit mit mir.

Mit einer bösen Vorahnung suche ich das Badezimmer auf, Zitternd öffne ich die Tür, das was sich vor meinen Augen darstellt zerreißt mir einmal mehr das Herz.

"Leonnn" weinend fällt sie in meine Arme, sofort färbt sich mein weißes Shirt rot. Sie hat es schon wieder getan, sie hat sich geritzt, dabei haben wir das so gut in den Griff bekommen.

"I...ich, ich wollte es nicht... ...doch es tat so weh ohne dich... ...ich wollte mich lebendig fühlen." Wie immer rechtfertigt sie sich für ihr Verhalten, etwas was sie garnicht tun muss, ich weiß wie schlecht es ihr geht und trotzdem habe ich mich selbst süchtig dafür entschieden die Nacht bei Nils zu verbringen. Ihm ging es nicht gut und ich habe gehofft das Anastasia wenigstens diese eine Nacht ohne mich aushält.

"Ist gut Ann, alles ist gut. Es ist nicht deine Schuld, das bekommen wir hin. Zeig mal her." Verängstigt zieht sie die Ärmel ihres Pullis über ihre blutigen Arme. Sie mag es selbst seit Jahren nicht wenn ich sie so sehe und ich habe sie schon hundertmal so gesehen. Vorsichtig ziehe ich ihren Ärmel etwas hoch und schaue mir die Schnittwunden an, sie sind tiefer als sonst.

"Komm wir machen einen Verband drum und dann Kochen wir etwas leckeres ja?" Irgendwann habe ich mir angewöhnt immer nach ihrem Einverständnis zu fragen, da ich ihr sowieso mickriges Selbstbewusstsein nicht noch mehr unterdrücken möchte.

Da sie mir nicht antwortet beuge ich mich ein stück herunter und schaue in ihre verweinten Augen, leicht lächel ich sie an, was ebenfalls ihre Mundwinkel nach oben zieht. "Ok???" Nochmal frage ich nach ihrem Einverständnis und diesmal bekomme ich sogar eine Antwort, Stumm nickt sie und zieht den Ärmel noch ein Stück höher.

Ihre Wunden zu versorgen ist für mich mittlerweile alltäglich geworden, zuerst säuber ich sie dann lege ich eine Mullkompresse mit etwas betaisodona salbe auf die Wunden um sie abzudecken und danach wickel ich eine Mullbinde um ihren Arm.

"Fertig, fällt fast garnicht auf." Frech lächel ich sie an um ihre Stimmung etwas zu heben. "Das stimmt garnicht, man sieht es, man wird es immer sehen." Diese alten Narben und auch die neue Wunden belasten sie sehr, trotzdem sind sie da uns sie muss lernen mit ihnen zu leben.

"Das spielt keine Rolle, sie gehören zu dir und ich liebe sie genauso sehr wie alles andere an dir." Sie mit Worten aufzubauen ist seitdem sie nicht mehr zum Therapeuten geht meine Aufgabe geworden. Leicht lehnt sie sich vor und schaut direkt in meine Augen, "Ich liebe dich Leon." mit ihrer zarten Stimme haucht sie diese Worte in ihren Kuss.

Ich weiß und das macht es noch viel schlimmer das ich dich Täglich belüge.

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Weil ein bestimmter jemand Ann kennen lernen wollte... 😂

Wer würde Mia unterstützen das wir die beiden einfach zusammen in einen Raum einsperren? 🙋‍♀️