Weiße Rose

3(2) - Tödliche Intrigen

Der Speisesaal glich einem Ort aus einer anderen Welt. Magisch und geheimnisvoll dehnte er sich scheinbar endlos aus und bot Platz für zahllose Gäste. Lange Tafeln mit polierten Holzplatten und kunstvoll geschnitzten Beinen erstreckten sich in Reih und Glied, während weiß-rosa Tischläufer über sie drapiert waren. Überall auf den Tischen befanden sich süße kleine Blumenbouquets, die den Raum mit einem betörenden Duft erfüllten.

An der Spitze des Saals stand ein großer Tisch, an dem vier majestätische Stühle standen. Von dort aus konnte man den gesamten Raum überblicken und das bunte Treiben beobachten. Aria saß in der Mitte, links neben ihr saß Lili. Zu ihrer Rechten Dean und neben ihm Sam.

Der Raum füllte sich und bald war jedes Mitglied von heute Nachmittag wieder da und sogar einige neue Gesichter. Spätankömmlinge wie Aria bemerkte. Darunter auch ein junger Mann Ende zwanzig, Anfang dreißig mit blauen Augen und kurzen, blond gelockten Haaren. Der Blick, den er auf Dean richtete, war so intensiv, dass es ihm vorkam, als ob er direkt in seine Seele blicken konnte. Es war ein merkwürdiges Gefühl, das ihn unruhig machte. Aria bemerkte es nicht, denn sie unterhielt sich mit ihrer Freundin.

Als sie schließlich aufstand, wandte der junge Mann seinen Blick endlich ab. „Freunde. Mitglieder. Schwester und Brüder", begann Aria. „Ich werde mich kurz halten, versprochen. Ich freue mich zu sehen, dass sogar noch einige mehr meinem Aufruf gefolgt sind. Sicher habt ihr von den anderen bereits erfahren, um welche Angelegenheit es sich handelt. Ich wollte euch nur noch einmal daran erinnern, dass dieser Abend dazu gedacht ist, die Brüder Winchester kennen zu lernen und diese Gelegenheit auch genutzt werden sollte. Und bedenkt, dass ihr nicht ewig Zeit dafür habt. Um eins werden die Lichter im Saal gelöscht. Und nun, lasst uns essen."

Wie aus dem Nichts tauchten auf den Tischen die vielfältigsten Speisen auf. Berge von zartem Gemüse, dampfende Suppentöpfe, kunstvoll drapierte Früchte, saftig gebratene Fleischgerichte, kunstvoll verzierte Torten und köstlich duftendes Gebäck in einer verlockenden Vielfalt luden zum Schlemmen ein.

Dean wusste gar nicht, was er als erstes probieren sollte. Währenddessen wunderte sich Sam nur: „Alter! Wie ist das möglich?"

„Ich hab keine Ahnung", antwortete Dean mit vollem Mund, das man ihn kaum verstehen konnte. „Aber ich liebe es hier!" Mit jedem Bissen, den Dean in seinen Mund stopfte, wurde sein Grinsen breiter, während Sam wieder einmal überrascht war, wie viel Essen sein Bruder auf einmal in seinen Mund stopfen konnte.

„Das Essen wurde wirklich gekocht, keine Sorge." Aria hatte sich nach hinten gelehnt und hinter Deans Rücken zu Sam geredet. „Es ist ein einfacher Teleportationszauber", lächelte sie und wandte sich wieder ihrem Teller zu. Auch Sam griff beherzt zu. Es war schon lange her, dass die beiden eine ordentliche Mahlzeit zu sich nahmen, die nicht aus Tankstellen Pizza oder Massenware aus dem Schnellimbiss bestand.

Nach dem Essen bildeten sich mehrere kleine und große Grüppchen. Immer wieder flogen verstohlene Blicke zu dem Tisch mit den Jägern. Lili ging durch die Halle und schwatzte hier und da mit verschiedenen Grüppchen. Aria, Sam und Dean blieben an dem großen, erhabenen Tisch sitzen und unterhielten sich. Aria erzählte den Brüdern, wer die Mitglieder waren, von wo sie kamen und welche Position sie im Zirkel hatten. Sam hörte neugierig zu, während Dean in Gedanken immer wieder abdriftete. Aria erwischte ihn mehrmals dabei, wie er ihren Körper musterte und mit seinen Blicken auszog.

Plötzlich traten vier junge Hexen an den Tisch. Sie konnten nicht älter als sechzehn oder siebzehn gewesen sein. Die offensichtliche Anführerin der Gruppe hatte lange blonde Haare, die sie jeden Morgen penibel glättete. Die anderen beiden waren eineiige Zwillinge und hatten schulterlange Haare in einem warmen hellbraun. Die drei waren dezent, aber offensichtlich geschminkt und sehr darauf bedacht, möglichst gut auszusehen. Sie trugen sehr ähnliche Kleider in weiß und türkis, lediglich Schnitt und Musterung waren immer ein kleines bisschen anders und somit individuell. Nur die vierte im Bunde schien nicht so recht dazu zu passen. Sie hatte schwarz gefärbte Haare und trug einen seitlichen Undercut. Ihr Pony verdeckte ein Auge komplett. Kleidung und Make Up waren ebenfalls dunkel gehalten.