(4) Wo ist Gwen?

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„Mein Geburtsrecht."

„Was denn", fing Dean an und lachte. „Bist du etwa 'ne Art Hexenprinzessin oder was?"

Peinlich berührt sah sie nach unten und bejahte seine Frage schweigend. Fassungslos drehte sich Dean weg und rieb sich aufgeregt durch die Haare. „Man, ich fasse es nicht!"

„Gut gemacht, Dean. Ich hab dir gleich gesagt, dass das 'ne verdammt schlechte Idee ist."

„Ach, und woher hätte ich das bitte wissen sollen, mh?"

„Jungs..." Doch sie hörten Aria gar nicht.

„Du hättest gar nicht erst zu ihr gehen sollen!"

„Ach, ja? Und was, wenn -"

„JUNGS!"

Und mit einem Mal verstummten beide. „Meint ihr wirklich, es ist jetzt der richtige Zeitpunkt, sich zu streiten?"

Beschämt, aber weiterhin angespannt sahen beide zu Boden.

„Mein Vater, Silak, war Hohepriester des Zirkels und davor meine Mutter Nareda und davor meine Großmutter Adele. Und vor ihr ihre Mutter Sighana und so weiter." Sie seufzte. „Ich entstamme einer der letzten reinblütigen Hexenfamilien."

„Reinblütig?" Sam sah sie ungläubig an. „Ist das etwa dein Ernst?!"

Aria schnaufte und rieb sich genervt die Augen. „Ich weiß wie das klingt. Aber die Geschichte geht etwas weiter zurück...

Als die ersten Menschen entstanden, entstanden auch die ersten Hexen und mit ihnen auch alle anderen übernatürlichen Dinge.

Unter den Hexen gab es schon immer die, die ihre Kräfte für das Allgemeinwohl einsetzten und eben jene, die darauf aus waren, noch mehr Macht und Einfluss durch ihre Kräfte zu bekommen.

Die weißen Hexen – zu denen ich gehöre – dienten seit jeher der Mutter aller Schöpfungen. Gaia. Sie schlossen sich in losen Verbünden zusammen. Als Anführer wurde derjenige ausgewählt, der jung, klug und kräftig genug war, uns im Ernstfall zu verteidigen. Man lebte in Harmonie. Waren die Mitglieder mit der Führung nicht mehr einverstanden, so wurde jemand neues gewählt. Demokratisch, ganz ohne Blutvergießen. Die Gemeinschaft wuchs und so bildeten sich immer mehr kleinere Untergruppen, die aber dennoch der Führung des sogenannten Großmagus untergeordnet waren.

Das Ganze ging so lange gut, bis das Mittelalter und in Europa – wo wir zu der Zeit hauptsächlich lebten - das Christentum aufkam. Ab diesem Zeitpunkt ging es stetig bergab. Familien wurden entzweit. Frauen getötet, Kinder verschleppt und Männer versklavt. Heute wissen wir, dass wir ein bestimmtes Gen in uns tragen, was uns unsere Kräfte und unsere Stärke verleiht. Die reinen Blutlinien wurden durch das konsequente Auslöschen unserer Mitglieder immer mehr mit denen Normalsterblicher vermischt. Und so schwächten wir uns selbst, ohne es zu wissen.

Die Abstimmungen wurden immer schwieriger, da es kaum noch Hexen gab, die genug Macht besaßen, um der Führung wirklich gewachsen zu sein. Bis man schließlich zu der Erkenntnis gelangte, dass nur die Nachfahren einer reinen Blutlinie würdig waren. Es gab noch einige Familien, die diese vorweisen konnten. Die Demokratie blieb zumindest innerhalb dieser Clans erhalten. War man nicht mehr zufrieden, wechselte man zur nächsten Familie.

Mit dem Aufbruch in die neue Welt – und der damit einhergehenden geographischen Verschiebung der Führung - ereilte uns eine neue Welle der Auslöschung. In Salem waren wir nicht wirklich willkommen. Bis heute verblieben in Europa lediglich fünf Familien und hier in Amerika nur zwei, die für die Führung in Frage kommen würden. Meine Familie, die dies in den letzten Generationen über getan hat, und die Familie Cox in New Orleans. Ja, ich weiß. Absolutes Klischee.

Weiße RoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt