6 (3) Gruppentherapie

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Auf dem Weg zum Leichenschauhaus setzten Dean und Aria, Sam an der Polizeistation ab. Aria rutschte unruhig auf dem Polster neben Dean hin und her.

„Was?!", fragte Dean genervt.

„Huh?"

„Was machst du da?"

„Ich? Oh ... ähm ... entschuldige."

„Bist du nervös? Ist doch nicht deine erste Leiche."

Aria atmete deutlich hörbar aus. „Nein, das nicht. Aber besonders scharf drauf bin ich auch nicht."

„Wärst du etwa lieber mit Sam auf der verstaubten Provinzwache?"

Aria runzelte die Stirn. „Bist du etwa eifersüchtig?"

„Was?" Dean lenkte den Wagen leicht nach rechts, als Aria ihm diese Frage stellte. „Worauf sollte ich bitte eifersüchtig sein? Auf Lurch und sein Seidenhaar? Ich bitte dich!"

Aria hob die Augenbrauen und antwortete sarkastisch: „Klar."

Sie verbrachten einige Minuten schweigend miteinander. Unbehagliches Schweigen.

„Ist es immer so langsam?", brach es schließlich aus ihr heraus.

„Was meinst du?"

„Die Jagd. Dauert es immer so lange."

Dean lachte. „Was glaubst du was das hier ist? Das ist doch keine Fernsehserie, wo der Bösewicht nach 35 Minuten erledigt ist und danach noch große emotionale Gespräche folgen. Das hier ist das wahre Leben. Und ohne magische Fähigkeiten und zappen, ja, dauert es nun mal seine Zeit. Und ganz ehrlich: Wir sind ziemlich gut dabei. Wir haben gestern erst von dem Fall erfahren. Jetzt haben wir schon die Familienangehörigen aller drei Opfer befragt und wahrscheinlich noch vor dem Nachmittag mit Polizei und Gerichtsmediziner gesprochen. Zur Hölle, vielleicht schaffen wir es sogar noch was vernünftiges zu Essen bevor wir uns diese Psychotante genauer ansehen. Ganz ehrlich? Das ist um einiges schneller, als es sonst der Fall ist."

„Dann ...", begann Aria ganz vorsichtig. „Könnte man sagen, es ist keine Vollkastastrophe, dass ich dabei bin?"

Deans Wangenmuskulatur spannte sich an und er schloss für einen Moment die Augen. „Nein", kam hinter zusammengebissenen Zähnen hervor. Er atmete noch einmal tief durch. „Ich gebe es nicht gern zu, aber vielleicht hatte Sam gar nicht so Unrecht damit, als er sagte du könntest eventuell nützlich sein."

„Aw." Aria legte ihre Hand auf ihre Brust. „Ist das etwa so was wie 'ne Entschuldigung von Dean Winchester?", fragte sie gespielt übertrieben.

Dean lachte und schüttelte den Kopf. „Du kannst mich mal."

Aria lachte ebenfalls, bevor sie doch wieder nachdenklich wurde. „Tut mir leid, dass du dich wegen mir eingeschränkt fühlst, weil du Angst um mich hast."

Deans Lippen wurden schmal. Er wollte darüber nicht reden. Auf gar keinen Fall. Stattdessen ließ er seine rechte Hand vom Lenkrad los und legte seinen Arm auf die obere Kante der Sitzbank. „Komm her."

Aria rutschte etwas näher zu ihm und er legte seinen Arm um sie. Drückte sie nah an seinen Körper und seufzte. „Wir geraten oft in richtig abgefuckte Scheiße. Ein Wunder, wie wir es jedes Mal wieder raus schaffen. Oft mehr tot als lebendig. Ich hab nur keine Lust, das Lili erklären zu müssen – schon wieder – während sie mich die ganze Zeit dabei anschreit, das ist alles. Sie braucht dich."

Brauchen. Das war Dean Winchester Sprache für lieben. Also legte es Aria drauf an.

„Ich glaube nicht, dass sie mich braucht."

Weiße RoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt