6 (2) - Verhörtaktiken

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„Nein!", schrie Dean. „Auf gar keinen Fall!"

„Dean, komm schon", versuchte Sam seinen Bruder zu beruhigen.

„Ist mir ganz egal! Nein!" Dean ließ sich nicht davon abbringen. „Sie wird keine Zeugen verhören!"

Die drei standen in ihrem abgewohnten Motelzimmer, die zwei Brüder bereits in ihren FBI Outfits und Aria in ihrem Hosenanzug. Sie hatte die Haare in einen strengen Dutt gepackt und ihr Make Up dezent gehalten. Die Bluse hatte sie ganz anständig bis oben zugeknöpft. Ihr Füße steckten in schicken aber nicht zu hohen Pumps.

„Du glaubst ich kann das nicht", sprach sie ganz ruhig, während sie weiterhin auf den fleckigen Teppich starrte. „Du glaubst ich bin nicht in der Lage die richtigen Fragen zu stellen." Dann sah sie auf. Sah ihm mit festen Blick an. „Du hast keine Ahnung wozu ich in der Lage bin, Dean." Tränen stiegen ihr in die Augen und ihre Stimme wurde dick. „Du warst nicht dabei, als meine Gemeinschaft von innen heraus auseinander gerissen wurde. Was glaubst du, wer da die Verhöre geführt hat, mh? Glaubst du das hätte ich jemand anderem überlassen? Nein. Sicher nicht. Ich hab das gemacht. Und ich habe jeden einzelnen Verräter aufgespürt und unschädlich gemacht. Du hast keine Ahnung, wozu ich fähig bin."

„Sie hat Recht, Dean", bekräftigte Sam ihre Aussage.

Deans Wangenmuskulatur spannte sich an. „Ich übernehme das reden. Du" Er zeigte mit dem Finger auf sie. „Bleibst im Hintergrund. Sam fährt zu der Schwester."

Er drehte sich um und hatte den schmierigen Türknauf schon in der Hand als Sam sagte: „Das halte ich für keine gute Idee."

Dean hielt einen Moment inne. Ganz langsam drehte er sich um und machte einen Schritt auf Sam zu. „Wie bitte?!"

„Dean, geh doch mal logisch an die Sache ran. Ihr zwei zusammen? Das wird nicht klappen. Man sieht euch an, dass da was zwischen euch ist. Das ist alles andere als professionell. Die Leute werden euch gar nichts erzählen. Und in so einer kleinen Stadt wie diese, spricht sich das schnell herum. Wir müssen überlegt an die Sache ran gehen."

„Ach ja? Was wäre denn dein Vorschlag?"

„Ria und ich fahren zu Jennys Schwester und Amandas Sohn. Du gehst zur letzten Pflegemutter von Charles, sie wohnt am nächsten. Dann besprechen wir uns."

Dean hatte sich wohl verhört. „Moment mal! Du nimmst den Wagen und Aria? Und ich soll laufen? Ist das dein Ernst?"

„Wir können dich die zwei Blocks auch mitnehmen ..."

Dean sah aus als würde er jeden Moment platzen. Die Vene an seinem Hals war verdächtig dick und pulsierte mit jedem Atemzug. „Ich muss hier raus! Ich brauch frische Luft!" Er drehte sich um, ging wieder zur Tür und stürmte hinaus. „Und wehe einer von euch fasst mein Baby an!", brüllte er noch während er die Tür mit einem lauten Knall zuschlug.

Aria schreckte zusammen und war dennoch erleichtert, das Gebrüll nicht mehr hören zu müssen. Sie ließ ihre Schultern hängen und atmete zitternd ein. Sie hasste es, wenn Dean so war. So wütend, so bestimmend, so egoistisch, so ... verdreht beschützend.

Plötzlich spürte sie eine warme Hand an ihrem Rücken, die andere hing ausgestreckt neben ihr in der Luft. Sam bot ihre eine Umarmung an, die sie dankend annahm. Sie drehte sich zu ihm, ließ ihren Kopf auf seine Brust sinken und ihn seine Arme um sie schlingen.

„Du weißt, das er das nur macht, weil er Angst um dich hat", versuchte Sam sie zu trösten.

Sie nickte, versuchte ihre Tränen zurückzuhalten. „Ja", hauchte sie.

Weiße RoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt