Bonus: Erdnusbutter und Traubengelee

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Vorwort

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Eine kleine Zwischensequenz, die mit der Story vorher nicht direkt zusammenhängt, aber wichtig ist für die nächsten Kapitel. Ein Bonus sozusagen und ein kleines Leckerlie um die Wartezeit bis zum nächsten Teil zu überbrücken.

Die Recherchen erwiesen sich als umfangreicher als angenommen und ich hab hier Job, Ehemann und Kinder die ebenfalls ihre Zeit einfordern, also habt noch etwas Geduld. Vielen Dank und viel Vergnügen beim lesen :)

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Es war mitten in der Nacht. Kurz nach drei Uhr. Aria schlich durch die dunklen Flure des Bunkers. Dean schlief tief und fest. Inzwischen wusste auch Aria, dass es besser war, ihn nicht zu wecken, es sei denn, eine Katastrophe lauerte hinter der nächsten Ecke.

Ohne Schuhe, aber mit dicken, flauschigen Socken glitt sie geräuschlos über den glatten Fliesenboden. Nur das Surren der alten elektrischen Leitungen und ihr leiser Atem waren zu hören.
Es war nicht unbedingt kalt im Bunker, dennoch fröstelte Aria ein wenig, als sie die wohlige Wärme des Bettes und Dean darin zurück ließ. Sie zog seinen grauen Bademantel enger um ihren Körper und sog tief seinen Geruch ein. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen.

Sie ging weiter den Flur entlang, kam an Sams Zimmer vorbei und hörte ein Schnarchen, dass dem seines Bruders verdammt ähnlich war. Aria musste grinsen und schlich weiter und weiter, bis sie schließlich die gemeinschaftlichen Waschräume erreichte.
Manchmal hasste sie es, wie weit Deans Zimmer davon entfernt war. Eine heiße Dusche nach einem heißen ... ihr wisst schon. Gar nicht so einfach. Aber gerade wenn die anderen noch schliefen, genoss sie die Ruhe.
Sam tänzelte immer etwas verlegen um sie herum, wenn sie sich morgens im Bad begegneten, obwohl sie ihm schon mehrmals versichert hatte, dass das für sie kein Problem sei.

Cas ging nie in diese Räume. Zum Glück! Sams Verhalten war ihr manchmal schon unangenehm genug. Ein Engel, der sie mit zur Seite geneigtem Kopf und zusammengekniffenen Augen ansah und fragte: "Hast du die osmotischen Gradienten in deinem Körper durch die Aktivität deiner Blase ausgeglichen?", nein danke!

Der Bunker war so groß, dass man sich eigentlich ständig aus den Augen verlieren müsste, aber sie war nie wirklich allein. Einer der drei war immer bei ihr. Gegen Deans Anwesenheit hatte sie auch nichts einzuwenden, im Gegenteil.

Und mit Sam konnte sie tolle Fachgespräche führen, die Dean entweder nicht verstand oder die ihn langweilten. Sie zeigte Sam ein paar Tricks, wie man in einer Küche mehr als nur Burger und Salat zubereiten konnte. Sie half ihm, ein passendes Aufbewahrungssystem für die magischen Zutaten zu finden und plauderte mit ihm über Kunst und Geschichte.

Aber Cas ... Cas war ihr irgendwie ... nicht unheimlich, aber ... ach, sie wusste es auch nicht genau.
Sie war ihm dankbar, dass er ihr geholfen hatte, das stand außer Frage. Aber wenn sie in Deans Kopf sah, dann blitzten Gedanken an Cas auf, die sie nicht einordnen konnte.
Wie zerstört er gewesen war, als Luzifer ihn getötet hatte. Wie Dean vor dem Feuer gestanden hatte, so vollkommen verloren und zutiefst von Trauer gezeichnet ...

Dieses ständige wortlose Anstarren der beiden, wenn sie nicht allein in einem Raum waren. Dieses Kopfneigen und Augen zusammenkneifen, wenn Cas soziale Interaktionen oder Redewendungen nicht verstand. Dieser seltsame, schräge kleine Kerl, wie Dean ihn immer nannte, mit seinen eingerosteten Manieren.
Diese tiefe Verbundenheit zwischen den beiden ...

Aria wünschte sich manchmal, ihre Beziehung zu Dean könnte auch so tief sein wie die zwischen Cas und Dean...

Aber um ehrlich zu sein, hatten die beiden viel mehr gemeinsam durchgemacht, als Aria zu diesem Zeitpunkt bereit gewesen wäre.

Cas hat ihn aus der Verdammnis gerettet. Hat sich für ihn gegen sein eigenes Volk aufgelehnt. Hat die Leviathane in diese Welt gelassen. Und Dean hat ihm vergeben. Sie verbrachten ein Jahr im Fegefeuer. Cas verlor seine Gnade und seine Flügel. Er sah Dean als Dämon. Sie haben ... Ihr wisst, worauf ich hinaus will.
Dean Winchester und Castiel, Engel des Herrn, haben das Beste und das absolut Schlimmste im anderen gesehen. Und sich immer wieder vergeben.

Und jetzt, wo die Beziehung zwischen Dean und Aria mit jedem Treffen ein bisschen ernster wurde, konnte sie den Gedanken nicht abschütteln, dass sie, egal wie sehr sie es auch versuchte, niemals mit Cas mithalten konnte.
Ihr Verstand sagte ihr zwar immer wieder, dass es Quatsch und absolut unnötig war, aber in ihrem Herzen blieben die Zweifel.

Sie schüttelte die Gedanken ab, schob sie beiseite und versuchte, sie so tief wie möglich in ihrem Kopf zu vergraben. Dann zog sie ihre Unterhose und ihre Schlafshorts wieder hoch, drückte auf die Spülung und hoffte, dass niemand durch das Wasser, das deutlich hörbar durch die alten Rohre rauschte, in seinem Schlaf gestört wurde.

Weiße RoseWo Geschichten leben. Entdecke jetzt