Kapitel 30

259 32 7
                                    

Jungkook

8 Tage waren seit seiner Einlieferung vergangen. Es hätten für seinen Geschmack auch viel weniger gereicht, doch Taehyung war anderer Meinung und hatte ihn immer wieder überzeugt, dass der nächste Tag ein besserer wäre.

Gerade saß der Typ an dem kleinen Tisch in seinem Einzelzimmer und tippte irgendwas auf den PC ein, während ein Headset in dessen Ohr steckte. Man hatte das Gefühl, das dieser gar nicht richtig anwesend war, doch jedes Mal, wenn er was sagte, wurde ihm direkt die volle Aufmerksamkeit geschenkt.

Befremdlich, wenn es danach ging, was er bisher in seinem Leben erfahren hatte.

"Taehyung?"

Fragend blickten dessen dunkle Augen zu ihm auf, die leicht von wuscheligen Haaren verdeckt wurden. So wie immer, wenn er in den letzten Tagen nach ihm gerufen hatte.

"Heute ist definitiv der letzte Tag in diesem Krankenhaus."

"Bist du sicher, wir-"

"Definitiv!"

Ein kleines Schmunzeln schlich sich auf das sonst entspannte Gesicht seines Gegenübers. So als ob dieser sich bereit machte ihn zu einer weiteren Nacht hier zu überreden, aber weder könnte er den Krankenhausfraß noch länger akzeptieren, noch dieses unglaublich unbequeme Bett. Er wollte hier raus, auch wenn das bedeutete, dass es danach in Taehyungs Wohnung ging.

"Wie geht's denn deinem Kopf?"

"Er sitzt auf meinem Hals und erfreut sich bester Gesundheit."

"Und deinem Bein?"

"Das ist schon seit sehr langer Zeit bereit hier zu verschwinden."

"Hmmm..."

Das "Hmmm" gefiel ihm nicht. Ganz und gar nicht. Wahrscheinlich, weil ihre letzten Gespräche darüber ähnlich stattfanden und er am Ende immer noch eine weitere Nacht hier weilen musste. Sehr anstrengend... Vielleicht war das der Grund, warum er noch etwas draufsetzte, damit er diesmal siegreich aus der Schlacht ging.

"Ich würde zu gerne wissen wie du kochst und ich glaube mich daran zu erinnern, dass in deinem Wohnzimmer eine unglaublich bequeme Couch steht auf der man super Filme angucken kann."

Wahrscheinlich hätte er noch mehr erzählt, wenn der Ältere nicht bereits überzeugt aussah oder zumindestens interessiert.

"Die Couch ist aber nur zum Sitzen nicht zum Schlafen."

Ihm war bewusst, was Taehyung damit andeuten wollte, auch wenn er nicht so Recht wusste, was es derzeit brachte, wenn sie ein Bett teilten, aber scheinbar war das im allgemeinen sehr wichtig.

"Natürlich nicht...", aber er würde es auf jeden Fall probieren. So stark war der Typ sicherlich nicht, ihn schlafend ins Bett zu tragen und schlafend stellen konnte er sich sehr gut. Er hatte das hier im Krankenhaus schon fast professionalisiert. Jedes Mal dann, wenn Taehyung erneut mit irgendeinem Arzt über seinen Zustand gesprochen hatte und natürlich über die Bezahlung. Sie waren mittlerweile bei einem Betrag von 10 Millionen Won. Eine Summe, die er definitiv zurück zahlen würde. Schon fast musste.

Zwei Stunden später befand er sich in Taehyungs Auto. Diesmal leider die Beifahrerseite, was wahrscheinlich mit seinem Gipsfuß sehr sinnvoll war. Trotzdem vermisste er es, selbst die Kontrolle zu haben. Nicht nur über das Auto, sondern über das ganze Geschehen. Es war, als ob sie die Positionen getauscht hatten und nun Taehyung die Pflege und das Umsorgen übernahm. Wahrscheinlich hatte er ihn noch nie so kompetent erlebt, wie in den letzten Tagen.

"Lieblingsfilme?"

"Alle Marvels, König Arthur, die Tempelritter, Dune - der Wüstenplanet und... Wahrscheinlich noch viel mehr, aber sie fallen mir gerade nicht ein."

Er konnte genau den Blick sehen, mit dem Taehyung ihn bedachte. So als ob dieser sich fragte, ob es die richtige Entscheidung war die ärztliche Obhut hinter sich zu lassen.

"Es geht mir gut, Taehyung! Ich wüsste das auch nicht, wenn ich kein Schädelhirntrauma hätte, glaub mir."

Die Zufriedenheit stellte sich nicht gänzlich bei dem Fahrer ein, aber zumindestens machten sie keine Kehrtwende zurück zum Krankenhaus. Es könnte allerdings auch sein, das der Anruf, der reinkam, den Schwarzhaarigen einfach von der Option ablenkte. Auf dem Autobildschirm erschien ein Name, der ihm irgendwie bekannt vor kam, aber woher konnte er auch nicht sagen.

"Kim hier.

Ja, ich habe die Unterlagen durchgesehen. Der Mann scheint kompetent, doch es macht mich stutzig, dass er zwar angibt im Ausland die ersten Jahre tätig gewesen zu sein, aber davon nichts zu finden ist.

Genau, fragen sie deswegen nochmal bei Herr Park nach. Ich stelle ihn erst ein, wenn ich sicher bin, dass er nichts zu verbergen hat."

Solche Gespräche hatte er schon des öfteren Mitbekommen. Es klang, als ob Taehyung sehr viele Befugnisse hatte, aber er hatte noch nicht so Recht rausgefunden, was genau dessen Aufgaben waren. Bisher hatte ihn das auch wenig gestört, aber das ihm der Name so bekannt vorkam, der gerade angerufen hatte, machte ihn doch etwas stutzig.

"Was genau machst du eigentlich bei der Stadt?"

Sie fuhren in dem Moment gerade in dessen Tiefgarage rein, weshalb er wohl nicht direkt eine Antwort erhielt.

"Ist nicht so einfach zu erklären und ich habe die Erfahrung gemacht, dass es für die meisten unglaublich langweilig ist." Schon hatten sie geparkt und ehe er nachhaken konnte, war Taehyung schon aus dem Auto gesprungen und dabei den Rollstuhl aus dem Kofferraum zu ziehen. Eine Sache, die er gerne nicht dabei hätte.

"Bitte Einsteigen, der Herr!" Schwungvoll wurde seine Tür geöffnet und ohne das er etwas dagegen tun konnte, saß er wenig später in dem Ungetüm. Wurde zum Fahrstuhl geschoben, auch wenn er lieber seine Krücken gehabt hätte.

"Der Rollstuhl hätte nicht sein müssen..."

"Nur das Beste für dich", flötete der Ältere und am liebsten wäre er da schon abgehauen. Ganz weit weg und irgendwo in einer dunklen Ecke seine Wunden lecken, aber leider gab es wohl keine Gnade für ihn. Er musste wohl für die nächste Zeit damit leben, dass seine sonst so gut gepflegte Unabhängigkeit einen tiefen Einschnitt bekam... Aber vielleicht hatte er ja auch unrecht und die gerade noch gefühlte Beengtheit würde Platz machen für Freude und Wärme.

Ganz vielleicht...

Taste of Love - Taekook Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt