Kapitel 97

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Taehyung

"Chan?"

Warum Chan?

Irritiert blickte er zu dem Mann, der humpelnd auf ihn zu kam und nochmals Chan rief.

Der Name hallte in seinem Kopf wieder, doch in all dem Schock hatte er vergessen, was das bedeutete, denn der Mensch, der gerade auf ihn zu kam, ließ all sein Sein von einem auf den anderen Moment stoppen.

"Atme...", flüsterte ihm dieser zu, ergriff sein Gesicht, streichelte mit Tränen in den Augen seine Wangen. "Atmen, Engel. Ich mach mit.

Tief ein...
Und wieder aus...

Ein...
Und aus..."

Er hatte gar nicht gemerkt, wie er im Schock die Luft anhielt, spürte nur wie seine Lunge nach Luft japste und seine Glieder zu zittern begannen. Nicht einen Moment blinzelte er. Starrte nur in diese großen braunen Augen, hoch zu dessen Augenbrauen, zur Seite zu dessen Ohren, zu den Wangen, der Nase, die Lippen und alles in einem Sekundenbruchteil.

"Taehyung, beruhig dich, bitte!

Kipp mir nicht um! Atme!"

Ja, das war sein Name! Nicht Chan, sondern Taehyung! - und als ob sein Name aus diesem Mund ihm ein Stück seines Hirns wiedergegeben hätte, keuchte er auf. Konnte sehen, wie ein Lächeln bei seinem Gegenüber entstand, dass sein Herz zum Hüpfen brachte.

"Jungkook", brachte er heraus und all die Trauer und der Verlust stürzte in sich zusammen, als er den Namen aussprach, der ihm die letzten Wochen solche Qualen verursacht hatte.

"Ja, ich bin's. Nur ich...", Jungkook kam noch näher an ihn heran, konnte dessen Atem auf seinem Gesicht spüren und die Berührung ihrer Nasen. Spürte dessen Wärme und dessen Kraft, allein in den Fingern, die sein Gesicht festhielten.

"Ich hab dich so vermisst, Tae..."

Fest pressten sich Lippen auf seine. Küssten ihn, als ob es kein Morgen geben würde, dabei war all das eine Lüge gewesen.

Es würde ein Morgen geben. Eine gemeinsame Welt. Ein gemeinsames Leben.

Endlich reagierten auch seine Glieder. Schlangen sich um ihn so gut es im Stehen ging. Pressten ihre Körper noch enger zusammen. Ließen sie miteinander verschmelzen, während sein Gesicht sich an dessen Hals drückte. Sich Haut an Haut rieb und tief diesen so bekannten Duft in die Lungen sog.

Sein Jungkook...

Er lebte...

Für einen Augenblick löste er sich von ihm, nur um wieder verschlingend ihre Münder aufeinander zu legen. Eine Sache, die er gedacht hatte, niemals mehr tun zu können. Er tat gerade so viel, was er niemals mehr für möglich gehalten hatte und doch waren sie beide hier.

Irgendwo im Nirgendwo und hielten einander in der Armen.

Warum hatte das nicht früher passieren können?

Warum hatte er mehr als einen Monat denken müssen, dass es kein Zurück mehr gab?

Wieso hatte ihn niemand über die Wahrheit aufgeklärt?

Jungkook hätte auch einen Deal abschließen können, so wie er es getan hatte, damit seine Familie nicht litt. Nicht glauben musste, dass er niemals wieder zurückkehren würde.

Aber er hatte es gemusst. Hatte gedacht, dass er nun auf immer alleine blieb. Auf immer verzehrend nach dem Jüngeren und dessen Liebe, dessen Berührungen, dessen Person.

Es machte ihn wütend.

In all dem Glück und der Freude, dass seine Liebe nicht einige Meter unter der Erde lag, brodelte ein Zorn in ihm hoch, der nicht langsam hitziger wurde, sondern wie eine Bombe sein Wesen explodieren ließ.

Taste of Love - Taekook Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt