Kapitel 101

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Taehyung (ungefähr 4 Jahre später)

Mit schweißnassen Händen klammerte er sich an dem Holz der Bank vor ihm fest. Das Schlagen seines Pulses wie ein Trommeln in seinen Ohren.

Gleiche würde es entschieden sein.

Gleich würde der Richter verkünden, welche Strafe dem Mann ereilte, der das Leben so vieler Menschen zerstört hatte.

Jungkook und er als ein Teil von diesem ganzen Chaos.

Ohne es verhindern zu können blickte er zu dem Angeklagten auf, der mit ausdruckslosem Gesicht darauf wartete, dass der Richter zurück kam. Ein Ausdruck, der auch schnell in ein bösartiges Grinsen umschlagen konnte, so wie er es schon erleben durfte.

Hier jedoch in diesem Gericht. Dort in diesem Stuhl, sah der Typ aus, als ob er nur ein eiskalter Geschäftsmann wäre, das einzige, was jedoch davon ablenkte, war der orangene Zweiteiler, der zeigte, woher dieser eigentlich kam. Wo dieser eigentlich hingehörte.

Unbemerkt schien der Richter wieder in den Saal getreten zu sein. Das einzige, was er mitbekam waren die Worte: "Bitte erheben Sie sich", und sofort erklang ein geräuschvolles Rascheln, dem auch er selbst mit einstimmte, als er der Aufforderung nach kam.

So lange hatte er auf diesen Augenblick gewartet. In jedem Moment der Angst und der Sorge, um seine Familie und Freunde. Hatte sich so sehr gewünscht, dass der Anruf schneller kommen würde, dass sie ihre Aussage tätigen könnten, doch als es eingetreten war, kam es anders als gedacht und statt die Chance zu bekommen seine Familie wieder zu sehen, musste er direkt danach wieder verschwinden.

Es war ein langes hin und her. Ein langer Rechtsstreit, der sich anfänglich um so viele Kleinigkeiten gedreht hatte und viel zu spät erst die für ihn wichtigen Dinge anging. Die Panik dabei als ständiger Begleiter.

Das er dabei nicht alleine war, hatte das Gefühl der Machtlosigkeit abgeschwächt und doch reichte es nicht gänzlich aus, dass er es vergessen konnte.

Ob heute dieses Gefühl verschwinden würde?

Ob er heute wieder zurück in sein Leben kehren könnte, das mittlerweile wie eine blasse Erinnerung wirkte?

Neben ihm berührte Jungkook seinen Arm. Fuhr daran herunter und ergriff seine Hand, die er bereitwillig öffnete. Ihre Finger dabei miteinander verschrenkend, um einander den Halt zu geben, den sie beide brauchten.

Schweigend blickten sie sich in die Augen. Warteten darauf, das der Richter sprach und ihnen sagte, ob sie sich freuen durften oder... - über das oder wollte er lieber nicht nachdenken. Es suchte ihn bereits in seinen Träumen heim und nahm ihm den nötigen Schlaf, der jeden Tag um so schwerer machte. Es sollte die Hoffnung sein, die ihn leitete und der Wunsch nach einem ruhigen Leben.

"Sind Sie zu einem Urteil gelangt?", hörte er den Richter fragen und automatisch hielt er die Luft an. Versuchte sich vorzustellen, was gleich als nächstes kommen würde. Welche Worte gewählt wurden. Welche Strafe ausgesprochen werden würde.

"Ja, euer Ehren", und die Stimme, die das sagte, wirkte in diesem Moment so leise und tonlos, dass er es nicht Unterlassen konnte und hinschauen musste. Weg von Jungkook und hin zu dem Mann, der ihre Zukunft in den Händen hielt.

"In der Sache Staat gegen Lee Yujon...

Aktenzeichen P185721...

erklären wir, die Geschworenen...

den Angeklagten Lee Yujon für schuldig."

Zuerst war es ruhig im Saal.

Keinen Mucks konnte er hören, außer seinen eigenen Atem. Als ob die Zeit stehen geblieben war. Seine Gedanken dabei immer noch beim letzten Wort hängend:

Taste of Love - Taekook Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt