Jungkook
Als er am Morgen aufwachte, war das Bett neben ihm leer. Fast, als ob Taehyung gar nicht darin geschlafen hätte. Nur ein Zettel auf der Decke sagte ihm, dass dies nicht der Fall war.
Ich musste zur Arbeit, wir sehen uns heute Abend. Bestell dir was zu essen, wenn du Hunger bekommst.
Darunter lagen ein paar Scheine, die, nach dem er sie mit den Augen kurz überflogen hatte, für einen ganzen Monat an Essen ausgereicht hätten.
"Wie lange hat der vor weg zu bleiben?", flüsterte er fast beiläufig und ärgerte sich etwas, dass er so einen tiefen Schlaf hatte. Zu gerne hätte er etwas Zeit gehabt mit ihm zu reden. Über das, was gestern Abend passiert war und hatte leicht das Gefühl, das Taehyung genau deswegen heute nicht zu Hause war.
Tief atmete er ein, schlug die Decke zurück, die wie immer an seinem Gipsbein festhing. Genervt riss er an dem Stoff und freute sich, dass dieses Ding in wenigen Tagen endlich entfernt wurde - wenn alles OK war. War ja auch nicht ganz so, dass ihm nicht noch etwas blieb... Mit seiner Hand...
Mit müdem Blick schaute er aus dem kleinen Spalt zwischen den Vorhängen nach draußen und konnte sehen, dass das Wetter, ganz im Kontrast zu seiner Stimmung war. Draußen schien eine warme Novembersonne und kein Wölkchen war am Himmel zu sehen.
Wie gerne er doch jetzt da draußen sein würde. Das schöne warme Licht auf seinem Gesicht und -
Ein schrilles Klingeln ließ ihn zusammen zucken und weil er nicht gleich darauf reagiert auch gleich noch ein zweites.
Die Klingel. Na super.
Noch fünf Mal durchfuhr dieses Geräusch die Stille in der Wohnung, bevor er mit seinen Krücken endlich an der Tür angekommen war. Seine Stimmung war nun noch eine Etage tiefer gerutscht und die Person, die auf dem Bildschirm zu sehen war, trug jetzt auch nicht unbedingt zu einer Verbesserung bei.
Yoongi.
Der Typ bei dem sie vor einigen Wochen - vielleicht auch Monaten, er hatte etwas den Überblick über die Tage verloren, seit dem er durch sein gebrochenes Bein in dieser Wohnung gefangen war - auf der Hochzeit waren.
Er konnte sich noch gut erinnern, wie geknickt Taehyung war, weshalb es diesen Typen jetzt nicht unbedingt sympathischer machte, auch wenn dieser der beste Freund seines Gastgebers war.
Ohne irgendwas zu sagen drückte er auf den Summer und ließ damit den unruhigen Mann ins Haus.
Etwas kompliziert machte er die Tür auf und stand einige Momente später dem Neuankömmling gegenüber, welcher scheinbar auch nicht mit ihm gerechnet hatte.
"Was machst du hier?", fragte der Schwarzhaarige und trotz der kleinen Größe seines Gegenübers wirkte dieser doch einschüchternd auf ihn.
"Ich wohne momentan hier", war seine knappe Antwort und er konnte bereits das warum auf dessen Lippen sehen, bis dieser an seinem Körper hinab schaute und sein Bein sah oder besser gesagt den Gips, der darum geformt war.
"Ähm... ist Taehyung nicht da?"
Er schüttelte den Kopf und hätte gerne gesagt, dass dieser ja dann wieder gehen könnte, doch irgendwie hatte er das Gefühl, das es nicht in Taehyungs Interesse wäre, wenn er dessen besten Freund die Tür vor der Nase zuschlagen würde.
"Ne und ich weiß auch nicht, wann er zurück kommt, aber wenn du Zeit mitgebracht hast, kannst du hier gerne auf ihn warten", und damit humpelte er zur Seite und zeigte mit der Krücke aufs Wohnzimmer, welches etwas von der Wohnungstür aus zu sehen war.
Der Kopf des Schwarzhaarigen wippte unmerklich und schon ging dieser hinein, geradewegs auf das Sofa zu, welches eigentlich derzeitig sein Stammplatz war.
"Willst du irgendwas trinken oder essen?", fragte er wie ein guter Gastgeber, auch wenn es nicht seine Wohnung oder sein Gast war und ließ die Tür zu schlagen.
"Ich nehme was zu trinken. Wasser gerne - aber das kann ich mir auch später selber holen", wurde nach kurzem hinzugefügt. Wahrscheinlich weil dieser festgestellt hatte, das er derzeit nicht so fähig war diese Bitte zu erfüllen.
Schweigend und unbehaglich setzte er sich deshalb auf das Sofa. Traute sich nicht, es sich bequem zu machen und starrte stattdessen auf seine Finger, die plötzlich sehr interessant für ihn schienen.
Nach weiteren Minuten erdrückendem Schweigen, durchbrach Yoongi die Stille.
"Wer kam auf die Idee, dass du hier wohnst?"
"Taehyung", antwortete er genau so steif, wie der Schwarzhaarige.
"Aha."
Wieder trat Schweigen zwischen ihnen ein.
"Und du schläfst hier auf der Couch?"
"Ja", log er und konnte sehen wie dessen Blick zum Schlafzimmer wanderte. Seine Bettseite immer noch zerwühlt.
Yoongi verzog wissend die Augenbrauen, sagte jedoch nichts dazu, dass er gerade gelogen hatte ohne rot zu werden.
"Was läuft da bei euch?"
"Nichts."
"Kannst du auch mehr als Ein-Wort-Sätze sagen?"
"Ja", und ihm wurde direkt bewusst, dass er es erneut getan hatte, was seinen Gegenüber wohl ärgerte. Seufzend holte er deswegen Luft und schaute ihm ohne Scheu in die Augen.
"Frag doch einfach, was du wissen willst und nicht so drum herum", und scheinbar hatte er damit einen Schalter umgelegt.
"Seit ihr ein Paar?"
"Nein, sind wir nicht."
"Habt ihr ein intimes Verhältnis?"
"Nein...", und er merkte, wie er kurz zögerte, bevor er sich doch wieder fing. Schließlich wusste er nicht, ob Taehyung wollte, das Yoongi über ihr kleines Experiment Bescheid wusste. "Nein, haben wir nicht."
Mit gerunzelter Stirn verschränkte der Gast die Arme vor der Brust und schien sich das erste Mal zu trauen, ihn unverwandt anzuschauen. Die dunklen Augen musterten ihn, als ob sie mehr sahen, als er ihm gerade bereit war zu zeigen.
"Ok...", und es klang eher wie ein "OK, das glaub ich zwar nicht, aber ich lasse es erstmal so stehen."
Erneut herrschte Schweigen zwischen ihnen. Sein Atem hörte sich in dieser Stille viel zu laut an und selbst das Schlucken versuchte er zu vermeiden.
"Die anderen scheinen von dir begeistert zu sein", kam es plötzlich von dem Schwarzhaarigen und dessen Körperspannung schien etwas nachzulassen. "Du weißt schon, Jimin, Namjoon, Hobi und Jin", fügte dieser noch hinzu, weil er wahrscheinlich seinen fragenden Blick gesehen hatte. "Sie meinten, dass du cool seist und so."
Ein kleines bisschen verursachten die Worte eine Röte in seinem Gesicht und er war froh, dass das Licht hier gerade nur spärlich vorhanden war.
"Hm...", antwortete er und wusste einfach nicht, was er darauf sagen sollte als: "Hast du Lust Physical 100 weiter zu schauen?"
"Wo bist du?"
"Bei der dritten Folge."
"Ok", und damit schien er sich wohl vor weiteren Fragen gerettet zu haben. Derzeit. Spannend würde es noch werden, wenn Taehyung wieder zurück war.
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Taste of Love - Taekook
FanfictionAbgeschlossen ✔️ Taehyung, ein charmanter, gutaussehender und erfolgreicher junger Mann steht vor einem Rätsel, das sein Liebesleben durcheinander wirbelt. Nach 157 erfolglosen Dates mit Frauen, beginnt er zu zweifeln. Ist er einfach nur wählerisch...