Jungkook
Ab dem Vorfall im Schlafzimmer war die Stimmung komisch zwischen ihnen. Er hätte nicht gedacht, dass ein paar kleine Worte und eine unbedachte Berührung die Stimmung so kippen könnten, aber es war so.
Sie schliefen zwar trotz allem nebeneinander im Bett, doch eine riesiger Kissen Stapel trennte sie von einander. Er glaubte sogar, dass Taehyung extra weitere Kissen eingekauft hatte, um die Mauer zu perfektionieren. Ähnlich die Kommunikation miteinander. Sie befanden sich selten im gleichen Raum und falls doch erfand der Ältere irgendeine Ausrede um panisch wegrennen zu können.
Es war anstrengend und das er nicht groß etwas an der Situation ändern konnte störte ihn. Natürlich hatte er schon angeboten wieder auszuziehen, doch die vor Entsetzen geweiteten Augen des Schwarzhaarigen sagten ihm deutlich, dass das keine Option war und so verbrachte er den halben Tag auf dem Sofa, schaute irgendwelche Serien auf Netflix, Amazon Prime und was es noch für online Anbieter gab, bis er das Gefühl hatte jetzt nur noch zu verblöden, wenn er nicht irgendwas sinnvolles zustande brachte. Dazu müsste Taehyung ihn jedoch auch lassen, was ein weiteres Hindernis war.
Wenn der Typ nicht vor dem Laptop hing oder am Telefon mit irgend jemanden diskutierte, schimpfte dieser mit ihm, warum er überhaupt auf die Idee kam, aufstehen zu wollen. Der Kommentar, dass er sich bereits den Hintern wund gesessen hatte, brachte ihm nur einen weiteren Arzt Besuch ein.
So war seine Laune mittlerweile auf dem Tiefpunkt angekommen und gipfelte darin, dass er nach einer kalten Dusche völlig die Beherrschung verlor.
Taehyung war Mal wieder reingeplatzt, hielt ihm ein Handtuch entgegen, während dessen andere Hand die Augen verdeckte. Als ob der Typ ihm irgendwas weggucken könnte...
Humpelnd, mit jedoch genug Schwung, presste er den völlig geschockten Mann an die geflieste Wand und schien das erste Mal seit Ewigkeiten eine Regung in dessen Mimik zu sehen. Etwas anderes, als die marmorne Statue, die er seit dem Fiasko im Schlafzimmer ertragen musste. Es war das gleiche Gesicht, dass dieser ihm geschenkt hatte, als er die Haarsträhne aus dessen Gesicht gewischt hatte.
Überraschung, Unglauben, Scham und eine Spur Verzweiflung.
"Was soll die Scheiße?! Ich soll nicht gehen, aber wirklich hier sein soll ich auch nicht. Ich darf auf dem Sofa sitzen, aber nicht am Esstisch. Ich soll in deinem Bett schlafen, aber mich sehen willst du nicht und dann noch dieses doofe Bemuttern!!! Ich bin doch kein Kind, dem du alles an den Arsch tragen musst! Ich kann mich selbst um mich kümmern - und verfickt nochmal, ich kann mir mein Handtuch selber holen!!!"
Schwer atmend beendete er seinen kleinen Wutausbruch. Er hatte unglaublich gut getan und endlich schien die Enge in seiner Brust nachzulassen.
Als ob er nun erst aufgewacht war blickte er an ihnen herunter. Die Wassertropfen an seinem Körper perlten zum Teil immer noch an seiner Haut herunter und die Haare tropften, die er gründlich gewaschen hatte, hinterließen dunkle große Flecken auf Taehyungs blauem Hemd.
Wie ein Schlag in die Magengrube realisierte er, was an dieser Situation mehr als komisch war. Warum sein Gegenüber eventuell nicht in der Lage war zu antworten.Gerade Mal die Arme des Schwarzhaarigen trennten ihn von dessen Körper. Sie lagen auf seinem Oberkörper und die Hände, die gerade noch das Handtuch gehalten hatten, lagen fest auf seiner Brust. Er konnte den Druck spüren, die sie ausübten, um dieser peinlichen Situation irgendwie zu entweichen, doch allein seine Körpermasse hielten sie beide an Ort und Stelle.
Es wäre wohl angebracht gewesen, wenn er in seinem nackten Zustand etwas Abstand zwischen sie bringen würde, doch er wusste, dass er dann die Chance auf eine Antwort von Taehyung verspielen würde. Jetzt hatte dieser keine andere Wahl, als den Mund auf zu machen, wenn dieser die Situation auflösen wollte.
"Sag was!", fauchte er ihn an und brachte Taehyung zum Zittern. Ein eigenartiges Zittern, dass er noch nicht so Recht deuten konnte.
"Du bist nackt!", antwortete der Ältere und dessen Stimme überschlug sich fast vor Panik.
"Na und? Ist ja nicht so, dass du sowas nicht schon Mal gesehen hast, oder?"
Dessen Atem wurde nun noch schneller und die Röte auf den Wangen breitete sich bis zu den Ohren aus.
"Ich kann nicht...", stammelte Taehyung und erst da bemerkte er es. Bemerkte diesen leichten Druck gegen seine Körper Mitte, die etwas vollkommen neues für ihn war.
Überrascht ließ er von dem in die Ecke getriebenen Mann ab, lief nur ein paar kleine Schritte zurück, um zu verstehen, was hier gerade passierte, als der Ältere schon die Möglichkeit zur Flucht ergriff und mit einem lauten Knall die Badtür hinter sich ins Schloss fallen ließ.
Verdattert stand er da. Immer noch nackt und immer noch nass und starrte auf den Punkt, wo der Schwarzhaarige verschwunden war. Einige Sekunden später schlug eine weitere Tür zu.
Es sagte ihm, dass er wohl nun alleine in dieser großen Wohnung war.
Ein komisches Gefühl breitet sich in seiner Bauchgegend aus und ein Unwohlsein überkam ihn. Nicht, weil er es widerlich fand, wie Taehyung auf seine Nähe reagiert hatte, sondern eher durch die Scham, die in Wellen über ihn zusammenbrach.Fuck... das wollte er nicht. Auf keinen Fall war das Ziel dieses emotionalen Ausbruch, dass Taehyung das Gesicht vor ihm verlor und doch schien genau das, dass Ergebnis zu sein.
Fest presste er die angehalten Luft aus seiner Lunge. Die Hände dabei raufend in seinen Haaren vergraben. Schmerzlich zog er daran, als ob er sich damit selbst für seine unbedachte Äußerung geißeln wollte. Gleichzeitig flogen seine Gedanken durch seinen Kopf, wie ein Tornado, der auf Land traf.
Warum hatte er nicht gemerkt, dass sich etwas zwischen ihnen verändert hatte? Wie kommt es, dass er sonst immer so empathisch war und dann, wenn es wirklich darauf ankam, völlig blind durch die Weltgeschichte torkelte?
Überfordert blickte er in den Spiegel, sah seine fahle Haut und die dunklen Augenringe, während ein Gefühl der Schuld ihn in Besitz nahm. Eine einzige Frage in seinem Kopf:
Wie konnte er das wieder gut machen?
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Taste of Love - Taekook
Hayran KurguAbgeschlossen ✔️ Taehyung, ein charmanter, gutaussehender und erfolgreicher junger Mann steht vor einem Rätsel, das sein Liebesleben durcheinander wirbelt. Nach 157 erfolglosen Dates mit Frauen, beginnt er zu zweifeln. Ist er einfach nur wählerisch...