II. Odi et Amo - Geständnisse

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Odi et amo. Quare id faciam fortasse requiris.

Nescio, sed fieri sentio et excrucior. [Catull]


Resigniert ließ Saphira sich von ihm in ein leeres Klassenzimmer führen, in welchem er sich lässig gegen das Lehrerpult lehnte und sich weigerte, ihre Hand loszulassen.

„Was willst du?", wiederholte Saphira überflüssigerweise betont desinteressiert.

„Dich." Draco musste über seine eigene Antwort schmunzeln. Es hörte sich dämlich an, fasste sein Anliegen jedoch perfekt zusammen.


Unsicher stand die blonde Hexe vor ihm und stellte zum wiederholten Male fest, wie wohl sie sich in seiner Nähe fühlte. So wohl, dass sie für ein paar Sekunden ihre Sorgen vergaß und ihn aufrichtig anlächelte, doch war dies nur von kurzer Dauer. Schnell wurde sie wieder ernst und ermahnte sich, Haltung zu bewahren und sich nicht ständig von ihren Gefühlen leiten zu lassen, was ihr in Dracos Gegenwart leider zunehmend schwerer fiel.

„Guck mich mal an", forderte er Saphira auf und als sie nicht reagierte, zog er sie ein wenig näher an sich heran und strich ihr mit den Fingern über die Wange. Nervös verbarg sie sich hinter einem distanzierten Lächeln, obwohl sie tief in ihrem Inneren eine Traurigkeit spürte, die allmählich stärker wurde.

Daran bist du selbst Schuld, dachte sie bitter. Du hättest ihn niemals so nahe an dich heranlassen dürfen, dann würde es jetzt nicht so wehtun.

Trotzdem verweigerte sie ihm die sanfte Berührung nicht, ließ ihn gewähren und wünschte sich, ihren selbstauferlegten Zwängen entfliehen zu können. Und sei es nur für den Moment.

„Das kannst du dir sparen", sagte er angesichts ihres außergewöhnlich schlechten Versuchs, ihre heile-Welt-Fassade aufrecht zu erhalten.

„Ich habe doch gar nichts gesagt", entgegnete die Blonde mit seltsam belegter Stimme und räusperte sich schnell.

„Du weißt ganz genau, was ich meine." Draco sprach mit einer ihr so fremdartigen Ernsthaftigkeit, dass es Saphira die Sprache verschlug. Wieso zum Teufel musste er sich überhaupt in ihr Leben einmischen? Konnte er sie nicht in Ruhe lassen? Es war so viel einfacher gewesen, bevor er angefangen hatte, sich für sie zu interessieren.

„Ist dir bewusst, dass du gerade dasselbe mit mir machst, was du mir vorgeworfen hast? Erst machst du mir Hoffnungen, dann lässt du mich fallen. Einfach so. Aus heiterem Himmel. Ohne jedwede Erklärung." Es ängstigte auch Draco ein wenig, wie viel er für seine kleine Cousine empfand und fast wünschte er sich, es wäre nie so weit gekommen, denn ihre abwehrende Haltung tat weh. Es kränkte ihn nicht nur wie die Ablehnung anderer Mädchen, für die er sich interessiert hatte, es war ein weitaus unangenehmeres Gefühl. Etwas, das ihm bislang unbekannt gewesen war. Normalerweise hätte er spätestens an diesem Punkt aufgegeben, denn auf ein Emotionsdrama hatte er wahrlich ebenso wenig Lust, wie sich mit Saphiras anstrengender Persönlichkeit auseinanderzusetzen; deswegen konnte er sich nicht erklären, warum er so sehr darum kämpfte, sie umzustimmen.


„Das stimmt so nicht", nuschelte Saphira eher an den Fußboden gewandt als an ihren Gesprächspartner.

„Oh, doch", widersprach er, trat einen Schritt auf sie zu und versuchte den Wunsch, ihr näher zu kommen, zu bezwingen.

Saphira sah zu ihm auf, was sich als fataler Fehler herausstellen sollte, denn das Gefühl, welches sich in ihr ausbreitete, als ihr Blick seine sturmgrauen Augen traf, raubte ihr jegliche Selbstbeherrschung. Für einen Moment vergaß sie all ihre Einwände, Zweifel und Gründe, weswegen sie sich lieber von ihm fernhalten wollte und fiel ihm ungestüm um den Hals. Es fühlte sich unglaublich richtig an, ihn zu küssen, seine Arme zu spüren, die sich um ihren Körper schlossen, doch als Draco leise lachte, drehte sie sich von der plötzlichen Erkenntnis gepackt, wie dumm sie sich gerade verhielt, von ihm weg. Am liebsten hätte die junge Hexe auf der Stelle die Flucht ergriffen, so peinlich war ihr dieser plötzliche Gefühlsausbruch und sie merkte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg.

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