II. Annäherungsversuche

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 Hochgradig erfreut, aber auch ebenso nervös begab Saphira sich schließlich zur verabredeten Uhrzeit in die Eingangshalle und wartete dort auf den süßen Franzosen. Kritisch beäugte sie ihre Spiegelung in einer der Fensterscheiben. Was ihre Kleiderwahl anging, war sie immer noch unsicher, doch nachdem eine ziemlich genervte Tracey, ihr  das vierte Kleid, das sie anprobiert hatte, schließlich an den Körper gehext und sie aus dem Schlafsaal geworfen hatte, war sie leidlich zufrieden.
Tatsächlich handelte es sich um ihre erste, richtige Verabredung mit einem Jungen und Saphira zweifelte allmählich an der Richtigkeit ihrer Entscheidung. Wo sollte das hinführen? Er war ein Junge, oder fast schon ein Mann und sie ein Mädchen. Ihre Verabredung war nicht freundschaftlicher Natur, denn sie kannten sich nicht einmal ansatzweise und um ehrlich zu sein, wusste Saphira auch nicht seinen Namen. Überhaupt nichts wusste sie von ihm. Was, wenn er ein Schlammblut war?
Verdammt, warum habe ich nicht früher daran gedacht? Sie ärgerte sich darüber, nicht wenigstens so geistesgegenwärtig gewesen zu sein, die Kette, welche ihre Mutter ihr zum Geburtstag geschenkt hatte, anzulegen.
Seufzend verdrängte sie diese Gedanken und konzentrierte sich darauf, die Sache positiv zu sehen. Der Junge sah ziemlich gut aus, einfach umwerfend und die neidischen Blicke der anderen Mädchen waren es allemal wert gewesen, sich auf ein Treffen mit ihm einzulassen.
Andererseits verstimmte es sie sehr, dass er nun bereits fünf Minuten über der Zeit war und leicht genervt warf sie immer wieder ungeduldige Blicke auf die große Uhr, welche über dem Eingangsportal hing. Er kam sicher gleich. Vielleicht war er aufgehalten worden...
Doch nach einer Viertelstunde vergeblichen Wartens, trat sie resigniert den Rückweg an, sich gereizt fragend, was das nun wieder sollte. Hatte von Anfang an geplant, sie auflaufen zu lassen, um sie zu ärgern? Was für einen Grund hätte er dafür gehabt? Er kannte Saphira schließlich nicht, wieso sollte er ihr eins auswischen?
Am wahrscheinlichsten war es, dass ihm schlichtweg etwas dazwischen gekommen war, aber das spielte für Saphira keine Rolle. Mit einer Black sprang man nicht so um! Das ließ sie sich nicht bieten.

„Na, versetzt worden?“ Hinter einer steinernen Säule trat Draco hervor und versperrte ihr den Weg, ein triumphierendes Grinsen auf dem spitzen Gesicht.
„Was hast du mit ihm gemacht?“ Entsetzt sah Saphira ihren Cousin an. Wer sonst sollte auch dahinter stecken, wenn nicht Draco Malfoy? Dieser Idiot! Aus purer Freude daran, sie zu demütigen, hatte er ihr den Abend vermasselt.
Sehr erwachsen, wirklich... Ein echtes Zeichen von Reife. Nicht!
Warum tat er so etwas? Konnte er sie nicht einfach in Ruhe lassen? Schließlich mischte sie sich auch nicht in sein Liebesleben ein.
„Ach, nichts Schlimmes“, erwiderte er gelassen. „Keine Sorge, deinem französischen Schnösel geht es gut. Ich war lediglich der Meinung... Er passt nicht zu dir.“
„Ach ja? Denk lieber nicht so viel, das bekommt dir nicht gut, wie mir scheint!“, motzte Saphira ihn an.
„Sieh es doch mal so: Spätestens am Ende des Schuljahres ist er weg und ihr seht euch nie wieder. Außerdem ist der Froschfresser viel zu alt für dich und so selbstverständlich, wie er auf dich zugegangen ist, bin ich davon überzeugt, dass er schon einige Erfahrung mit Mädchen hat. Nach einer Woche hätte er dich wieder fallen gelassen und sich die Nächste gesucht. Dann wärst du enttäuscht gewesen und ich hätte dich trösten müssen. Demnach habe ich dir lediglich eine Gefallen getan, indem ich dir unnötigen Liebeskummer erspart habe.“ Stolz reckte er das Kinn, das hatte er wirklich schön paraphrasiert. Sein selbstherrliches Gebaren machte Saphira noch wütender, als sie es ohnehin schon war und aufgebracht blaffte sie ihn an:
„Nur, weil du so mit anderen Menschen umgehst, heißt das noch lange nicht, dass jeder das tut! Halt dich gefälligst aus meinen Angelegenheiten raus und tu, was du am besten kannst: Potter auf die Nerven fallen und arglosen, naiven Weibern die Herzen brechen. Ich kann selbst entscheiden, was das Richtige für mich ist. Mein Leben geht dich einen Dreck an. Ich brauche keinen Aufpasser, also spiel dich nicht auf, als wärst du ein überfürsorglicher großer Bruder!“ Ehe er sie noch weiter in Rage bringen konnte, verschwand das erzürnte Mädchen hinunter in die Kerker.

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