III. Leere Versprechungen

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„Ich kann nicht glauben, dass du das getan hast!", schrie sie ihn an und riss Draco das schwarze Notizbuch aus den Händen. Einen Moment lang herrschte absolute Stille, dann murmelte Draco fassungslos:
„Und ich kann nicht glauben, dass du das", er deutete auf das Buch, welches sie fest mit beiden Händen umklammerte, als hätte sie Angst, es würde gleich all ihre Geheimnisse ausplaudern, „getan hast."

Tränen stiegen ihr in die Augen und sie biss sich auf die Unterlippe, darum bemüht, sich zu beruhigen. Er war derjenige, der einen Fehler gemacht hatte und nicht sie!
Aber das ... das hätte er niemals erfahren sollen. Niemand durfte davon wissen.

„Warum, Saphira? Sag mir, wieso."

„Das geht dich nichts an!", fauchte sie, griff unsanft nach seinem Arm, riss ihn von ihrem Bett und schubste den ungläubig Dreinblickenden in Richtung der Türe.
„Verschwinde! Geh einfach und lass mich in Ruhe!", schrie Saphira und es war ihr egal, ob sie jemand hören konnte. Draco hatte nicht in ihrer Vergangenheit zu wühlen und erst recht nicht ihr Tagebuch zu lesen. Was bildete er sich eigentlich ein?
Sie hätte es wissen müssen!
Es war ein Fehler gewesen, diesem Jungen zu vertrauen und nun musste sie die Konsequenzen tragen. Draco war einfach der größte Arsch, der ihr je untergekommen war und sie dumme Kuh hatte sich dennoch auf ihn eingelassen ...
Doch er würde ihr nicht das Herz brechen, dafür würde sie höchstpersönlich sorgen. Draco hatte um eine Chance gebeten, ihr zu beweisen, dass er nicht so war, wie sie dachte, und ihr eindrucksvoll bewiesen, dass er es nicht wert war. So sehr hatte Saphira gehofft, sie hätte ihm in der Vergangenheit unrecht getan und dass er wirklich anders war, doch dieser Arsch hatte sie enttäuscht und nun sollte er die Konsequenzen seines Handelns tragen.
Eine Black hinterging man nicht!
Das war er selbst schuld. Saphira war wütend, mehr als das. Sie war außer sich.
Dass er es wagte, einen solchen Vertrauensbruch zu begehen ... Aber dieser Kerl war eben kein netter Junge, sondern Draco Malfoy. Von Anfang an war ihr klar gewesen, dass er nicht vertrauenswürdig war.

„Nein." Trotzig verschränkte der Blonde die Arme vor der Brust und blieb vor der Kleineren stehen, da konnte sie machen, was sie wollte, er war sowieso stärker als sie und er würde erst gehen, wenn sie mit ihm geredet hatte.
Es tat ihm wirklich leid, wie ihre Mutter mit ihr umsprang und dass es sie offenbar mehr belastete, als ihm bislang bewusst gewesen war, doch Saphiras ewige Lügerei, die Heimlichkeiten und ihre Sturheit gingen ihm tierisch auf die Nerven.

Als die junge Hexe erkannte, dass sie mit Gewalt nicht weiterkam, schloss sie kurz die Augen, atmete tief durch und wurde wieder vollkommen ruhig, nahezu apathisch. Mit verschränkten Armen, ausdrucklosen, leeren Augen und einer Kälte in der Stimme, die Draco bei ihr schon seit Monaten nicht mehr gehört hatte – zumindest nicht, wenn sie mit ihm sprach – sagte sie:
„Na schön." Dabei sah sie ihn nicht an, sondern blickte nur starr an ihm vorbei und das Einzige, was noch darauf hinwies, dass sie vor wenigen Sekunden vor Zorn gekocht hatte, waren ihre zu Fäusten geballten Hände. Ansonsten hatte die Blonde sich wieder im Griff.
Ruhe bewahren, Fassade aufrecht erhalten.
Ein Talent, das die junge Black von ihrem Vater geerbt hatte und das ihre Mutter ihr Tag für Tag abverlangte. Zweifelsohne war sie Profi in diesem Spiel und Draco würde daran nichts ändern, sie nicht aus der Fassung bringen oder dazu bewegen können, ihre wahren Gefühle preiszugeben.
„Wie du willst", sagte sie tonlos. „Ich kann dich zu nichts zwingen, aber wenn du nicht gehst, werde ich es tun." Mit diesen Worten schritt sie hoch erhobenen Hauptes an ihm vorbei in Richtung des Kleiderschrankes, holte eine Strickjacke und ihre Haarspange daraus hervor, mit der sie ihre langen, nassen Locken hochsteckte, und machte schließlich Anstalten, den Raum zu verlassen.
Sprachlos und noch immer schockiert über das, was er gesehen hatte, beobachtete Draco sie und war für einen Moment unfähig, angemessen auf ihren Gefühlsumschwung zur reagieren. Doch als Saphira ihre Hand nach der Klinke ausstreckte, den Knauf herunter drückte und die Tür einen Spalt breit aufzog, besann er sich wieder, stand mit einem Satz neben ihr und legte seine Hand blitzschnell, etwas zu ungestüm, auf das dunkle Holz, so dass die Türe mit einem lauten Knall zurück ins Schloss fiel. Am liebsten hätte er ihr eine Ohrfeige verpasst, um sie aus ihrer Gleichgültigkeit heraus zu reißen, aber das erübrigte sich von selbst.

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