II. Zickenkrieg oder 'Nur Freunde'

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Randbemerkungen: Da bin ich wieder.
Leben aus, Computer an.
Fast hätte ich das Kapitel Bitchfight genannt... aber ich dachte mir, das ist zu primitiv.

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„Oh, verdammt", zischte Saphira unwirsch, als sie bemerkte, dass ihr Tränen an den Wangen herabrannen.

„Hör auf zu heulen", ermahnte sie sich, aber es war bereits zu spät.

Das Alleinsein war ihr schon immer so vertraut gewesen wie ein guter Freund. Saphira hatte es gleichsam geliebt wie gehasst und es war stets ein tröstlicher Gedanke gewesen, dass die Einsamkeit sie ihr Leben lang begleiten würde. Wie ein sicherer Hafen, ein Ort an den sie fliehen konnte, trug die junge Hexe sie wie einen Talisman in ihrem Herzen.

Das gehört mir, nur mir alleine und niemand wird es mir wegnehmen können.

Aber nun, da sie erfahren hatte, wie es sich anfühlen konnte, jemanden in seinem Leben zu haben, dem sie nicht gleichgültig war und mit dem sie reden konnte, der sie im Gegensatz zu Tracey zumindest teilweise verstand, verfluchte sie ihren Hang dazu, alles Gute von sich zu stoßen und sich von den Menschen, denen sie etwas bedeutete, zu distanzieren. Sie konnte nicht anders, schaffte es nicht, über ihren eigenen Schatten zu springen und ihre Zweifel an sich selbst und ihren Mitmenschen zu überwinden, um Vertrauen aufzubauen.

Alles würde sie im Augenblick dafür tun, um endlich aus dem Käfig, in den sie sich selbst gesperrt hatte, ausbrechen zu können, wenn sie auch niemals die Kette würde ablegen können, an die ihre Mutter sie mit ihrem wahnhaften Bestehen auf die gesellschaftlichen Zwänge gelegt hatte, so könnte sie doch wenigstens in einem Punkt Mut beweisen und sich auf das Risiko einlassen, von Draco verletzt zu werden, oder etwa nicht? Er hatte sie sowieso schon in der Hand. Alles was er nun tun konnte, würde ihr wehtun und wenn sie es versuchte, zögerte sie zumindest den Moment heraus, in dem sie ihn mit einem anderen Mädchen sehen musste. Aber nein, es war lächerlich, nur aus Eifersucht eine Beziehung mit ihm zu wagen, außerdem würde sie sich nur noch weiter in diese aussichtslose Romanze hineinsteigern und wenn Draco sie dann verließ, täte es wesentlich mehr weh, als wenn sie nun endlich zur Vernunft käme und ihn ein für alle Male abhakte. Oh, wenn sie das nur könnte.

Seufzend ließ die Blonde sich auf einem der Stühle nieder und versuchte, ihre wirren Gedanken zu ordnen. Sie wusste absolut nicht, wie sie weiter fortfahren sollte. Irgendetwas sagte ihr, dass Draco die Wahrheit gesagt hatte und sie ihm gefälligst nachlaufen und sich entschuldigen sollte. Aber eigene Fehler einzugestehen war nicht so leicht, wie anderen Leuten etwas vorzuwerfen oder sich rauszureden. Außerdem war er schon vor einer ganzen Weile gegangen und Saphira fürchtete sich vor seiner Reaktion. Vermutlich war er derzeit nicht sonderlich gut auf sie zu sprechen und sie wollte keinesfalls, dass andere Schüler etwas von ihrem Teenagerdrama mitbekamen.

Wie lange sie in dem leeren Klassenzimmer geblieben war, wusste die junge Hexe selbst nicht mehr, aber als sie einen Blick auf die Uhr warf, welche als Kette um ihren Hals baumelte, stellte sie fest, dass es bald Zeit fürs Mittagessen sein würde, worauf sie nur wenig Lust hatte. Für gewöhnlich pflegte sie es, zu den Mahlzeiten anwesend zu sein und so zu tun, als äße sie ebenso viel wie ihre Altersgenossinnen, doch heute hatte sie keine Lust mehr auf Theater. In letzter Zeit wurde es ohnehin zunehmend schwieriger, mit ihrem Verhalten nicht aufzufallen, da Tracey - deren Mutter im St. Mungo arbeitete und sie scheinbar darauf angesprochen hatte, dass Saphira ziemlich untergewichtig wirkte - neuerdings die lästige Angewohnheit an den Tag legte, die Freundin genau zu beobachten und Saphiras Tricks und Ablenkungsmanöver allmählich durchschaute.

Darum streifte Saphira eine Weile lang über die Ländereien, anstatt sich wie die anderen Schüler in die Große Halle zu begeben und Normalität zu spielen. Draußen begegnete sie niemandem, was auch der Plan gewesen war.

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