II. Auf der Suche

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Als sich die Badezimmertüre öffnete, richtete Tracey, die bis dato auf ihrem Bett gelegen und sich die Zeit mit Lesen vertrieben hatte, sich auf und musterte Saphira, deren Wangen von der Hitze des Wassers gerötet waren.

„Wieso ausgerechnet Malfoy?", wollte sie wissen und blickte ungewohnt ernst drein.

„Warum nicht? Außerdem warst du gestern diejenige, die mir gesagt hat, ich solle zu ihm gehen", sagte Saphira und befreite ihre langen Haare aus dem Handtuch, welches sie sich um den Kopf gewickelt hatte. Dieser verdammte Trockenzauber wollte ihr auf Biegen und Brechen nicht gelingen und führte jedes Mal, wenn sie es versuchte, nur dazu, dass sie sich entweder versehentlich einen weiteren Schwall Wasser über den Kopf goss, oder ihre Haare total strohig und aufgeplustert aussahen, ähnlich wie bei Hermione Granger. Einfach zum Fürchten. Deshalb ließ die junge Hexe sie lieber an der Luft trocknen, auf haarige Experimente hatte sie nämlich wenig Lust. Am Ende würde sie sich noch eine Glatze verpassen...

„Ja, das ist auch nicht der Punkt, ich meine... Es war bereits mehr als offensichtlich, dass du auf ihn stehst und es wird auch langsam Zeit, dass du dich an Jungs heranwagst, aber... Sieh doch, wie schnell er seine Exfreundinnen fallen gelassen hat. Ich garantiere dir, dass er mit dir nicht anders umspringen wird. Davor kannst du dich natürlich nicht schützen und andere Kerle mögen genauso drauf sein, aber ihr beide lauft euch doch andauernd über den Weg. Nicht nur im Unterricht, sondern auch in den Ferien. Hältst du das für angebracht?" Traceys besorgte Miene behagte Saphira ganz und gar nicht. Natürlich hatte sie absolut recht mit dem, was sie sagte, aber die Blonde wollte nicht darüber reden, konnte es nicht leiden, wenn Tracey sich zu sehr in ihre privaten Angelegenheiten einmischte, was diese leider ständig tat.

„Ich weiß, aber man plant doch nicht, in wen man sich verli-" Erschrocken verstummte die Blonde und sagte schnell: „Wäre dir Blaise etwa lieber gewesen?" Dabei brachte sie sogar ein hinterhältiges Lächeln zustande, da sie ganz genau wusste, dass wenn es auch nur einen Kerl gab, den Tracey noch weniger leiden konnte als Draco, dies Blaise war.

„Um Merlins Willen, nein! Ich wünsche dir wirklich von Herzen viel Erfolg bei deinem wahnwitzigen Versuch, Malfoy ein paar echte Gefühle zu entlocken, aber jammere mich nachher nicht voll und behaupte, ich hätte dich nicht davor gewarnt", seufzte Tracey resigniert, schnappte sich ihre Weihnachtsgeschenke und begann damit, diese in brauchbar und Müll zu unterteilen.

„Ich weiß nicht, was ich machen soll", murmelte Saphira und ließ sich neben Tracey nieder.

„Das kann ich dir auch nicht sagen, Süße, das musst du selbst entscheiden", entgegnete die Schwarzhaarige. „Was willst du denn? Was sagt dir dein Bauchgefühl?"

Unschlüssig zuckte die junge Black mit den Schultern, obwohl die Antwort, die ihr Herz ihr entgegenschrie, unmissverständlich Mit Draco zusammen sein, lautete.

„Abgesehen davon habe ich dich heute weder beim Frühstück noch beim Mittagessen gesehen, darum gehen wir beide jetzt in die Große Halle und du isst wenigstens etwas zu Abend", entschied Tracey in strengem Tonfall, der keinerlei Widerspruch zuließ. Mürrisch zog Saphira sich den Schulumhang über, da sie ein wenig fror und ließ sich von der Freundin die Haare trocknen, die diesen Zauber nahezu perfekt beherrschte. Tatsächlich verspürte sie nun, da sie zur Ruhe gekommen war und ihr Gefühlschaos um Draco sich ein wenig gelegt hatte, großen Hunger. Es wäre in der Tat das Klügste, mit der Freundin zu gehen, anstatt das zu tun, wonach es sie derzeit gelüstete... Hemmungslose Aufgabe der Selbstbeherrschung, ein kleiner Fressanfall mit anschließendem... Nein, sie sollte mit Tracey gehen, sich disziplinieren, wie sie es in den vergangenen Jahren gelernt hatte, und vernünftig sein. Was sie viel zu häufig tat, war widerwärtig, ekelerregend, abartig und musste verhindert werden.

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