II. Pureblood Attitude

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Am Tag ihrer Rückkehr nach Hogwarts war Saphira bereits in den frühen Morgenstunden aufgestanden, da sie es in ihrem Bett nicht mehr ausgehalten hatte. Die Decke anzustarren und die Gedanken immer wieder um die gleichen Themen kreisen zu lassen war auf Dauer nur quälend und führte ohnehin zu nichts. Auch zwei Stunden ziellos durch den Wald zu irren, der an das große Grundstück angrenzte, hatte nicht dabei geholfen, den Kopf frei zu bekommen.
Nun stand die junge Hexe in der Eingangshalle des Anwesens der Malfoys und musterte Draco, der ziemlich verpennt, mit einem Brötchen in der einen und einem Umhang in der anderen Hand, an ihr vorbei trottete, ohne Notiz von ihr zu nehmen.
Bis zu ihrer Abreise blieb noch etwas Zeit und so setzte sie sich eine Weile auf die ausladende Terrasse, beobachtete ein paar Vögel, die in dem steinernen Brunnen badeten, und genoss die Ruhe vor dem Sturm.

 Auf die Schule freute das Mädchen sich nur mäßig. Zwar würde sie dort ihre Freunde wiedertreffen, aber das war nur ein schwacher Trost im Vergleich zu dem Stress, der in Hogwarts ebenfalls auf sie wartete:
Hausaufgaben, Lehrer, Prüfungen, Gryffindors, die Greengrass-Schwestern … Daphne allein war schon schlimm genug gewesen, aber seit dem letzten Jahr war auch ihre kleine Schwester Astoria in Hogwarts. Diese spielte sich auf, als wäre sie wer weiß was Tolles und machte ihr zusammen mit Daphne und Ariadne Crouch das Leben schwer.
Saphira verstand nicht, warum ihre Mutter so viel Wert darauf legte, dass ihr Kind gute Noten bekam und sie in den wenigen Wochen, die sie in den Sommerferien zu Hause verbracht hatte, mit Hausaufgabenkontrollen und schriftlichen Zusatzübungen quälen musste, denn prinzipiell benötigte sie sowieso keinen Abschluss. Sie war zwar in den meisten Fächern relativ gut – was für Saphira leider keine Selbstverständlichkeit war, sondern auf ewigen Lern- und Übungsstunden beruhte – aber einen Beruf zu erlernen stand für eine junge Dame ihres Standes überhaupt nicht zur Debatte. Nach der Schule würde sie irgendeinen reinblütigen Zauberer mit einem, weiß Merlin wie langen, reinen Stammbaum heiraten und fortan nur noch Hausfrau sein, wie es sich für eine reinblütige Hexe aus gutem Hause eben gehörte. Wobei dies, dank der Hauselfen, kein besonders arbeitsintensives Dasein darstellte.
In ihrem bisherigen Leben war die junge Hexe stets darum bemüht gewesen, sich der Etikette entsprechend zu benehmen und zu tun, was von ihr erwartet wurde; warum sollte sie sich dieser Konvention also widersetzen?
Aber entsprach dies dem Leben, das sie führen wollte? Wollte sie die Brave spielen und für immer und ewig, bis dass der Tod sie schied, irgendeinem Mann immer dann zur Verfügung stehen, wenn es diesem gerade in den Kram passte? Ihm gehorchen und ihren eigenen Willen ad acta legen?
„Welchen eigenen Willen denn?“, schnaubte Saphira verächtlich. „Du hast doch gar keinen.“
Trotz der wärmenden Sonnenstrahlen auf ihrer hellen Haut erschauderte sie, als ein noch schrecklicherer Gedanke sie durchzuckte:
Hatte ihre Mutter etwa schon jemanden im Visier?
Das würde ihr ähnlich sehen! Die verstaubten Traditionen aufzugeben, kam für Cecilia überhaupt nicht in Frage. Feste Regeln und Strukturen bestimmten das Zusammenleben von Mutter und Tochter, und eine durch Cecilia arrangierte Zweckehe wäre nur die Spitze des Eisberges ...
Diese lieblosen, eher geschäftlichen Verbindungen zweier Familien, bei denen es lediglich darum ging, dass man vom anderen profitierte waren bis vor wenigen Jahrzehnten noch Gang und Gäbe in der reinblütigen Gesellschaft und kamen selbst heutzutage noch vor, wenn auch selten. Tante und Onkel schienen unheimliches Glück miteinander gehabt zu haben und man merkte Cecilia ihre Eifersucht auf die glückliche Ehe der beiden nur allzu deutlich an.
„Narzissa verstand es vortrefflich, sich den richtigen Mann auszusuchen. Schade für sie, dass er niemals Zeit für sie findet“, hatte sie einst spöttisch zu Dalia Parkinson gesagt.
„Und Lucius‘ Schwester Angelique hat mit Cornelius Fudge natürlich das ganz große Los gezogen. Der Minister ... Einen Erben hat sie ihm jedoch noch immer nicht geschenkt. Es scheint mir fast so, als wäre die Gute dazu nicht in der Lage!“
„Aber bei Lucius Malfoy stand doch schon seit seiner Geburt fest, dass er mal eine der Black-Töchter heiraten sollte, oder irre ich mich da?“, hatte Dalia gefragt.
„In der Tat. Nachdem Andromeda mit diesem Schlammblut durchgebrannt war und Bellatrix sich bereits mit Lestrange verlobt hatte, fiel die Auswahl selbstverständlich gering aus.“

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