III. Der Schmerz der Toten

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Okay, dieses Kapitel ist ein wenig seltsam, surreal und ... ihr werdet sehen.

Wer die Dramatik unnötig steigern will, höre sich die Mondscheinsonate an. Diese habe ich beim Schreiben jedenfalls in Dauerschleife gehört.

Im Video, das ihr oben anklicken könnt, wird der Einstieg in das Kapitel vorgelesen. Aber nicht das gesamte Kapitel. Nur so zur Information ;)
Den größten Teil müsst ihr leider selbst lesen.

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Früh in der Morgendämmerung, während die meisten Bewohner des Dorfes noch tief im Schlaf lagen und die freien Tage vor dem Weihnachtsfest genossen, besänftigte sich der eisige Wind allmählich, welcher in der Nacht vom Meer über die Klippen gefegt war, doch bis der Tag hereinbrach und die Sonne aufging, mussten noch einige Stunden vergehen.

Nur im Garten des Steel-Anwesens regte sich bereits etwas.

Tiefster Winter hatte sich über die Ländereien gelegt und Plymouth in eine zentimeterhohe Schneeschicht gehüllt, welche auch die Dachziegel der uralten Villa bedeckte. Die blätterlosen Bäume wirkten vor der ansonsten blütenweißen Landschaft beinahe schwarz. Das gesamte Szenario glich einem Gemälde, das Muggel auf Postkarten druckten. Nur vereinzelt rieselten noch einige zarte Flocken auf das einsame Haus herab, das so idyllisch wirken könnte, friedlich und ruhig, ein Relikt aus den prunkvollen Tagen Englands, doch selbst auf unbeteiligte Außenstehende verübte das eigentlich recht schöne Anwesen eine abschreckende, nahezu beängstigende Wirkung.

Die Besitzerin des Hauses empfing auffallend selten Besuch, auch verließ sie kaum das Grundstück. Sie war ausgesprochen hübsch, eine wahre Augenweide mit ihrem langen blonden Haar und den blauen Augen, machte eine gute Figur in ihren altmodischen, aber eleganten Kleidern, und auch ihre Tochter, die – so mutmaßte man – ein Internat besuchte, ähnelte ihr auf den ersten Blick stark. Erst bei genauerem Betrachten erkannte man die feinen aber deutlichen Unterschiede zwischen den beiden Frauen. Die Jüngere – Saphira war ihr Name – war abgemagert und klein; im Gegensatz zur vornehmen Blässe, welche die Haut ihrer Mutter zierte, wirkte sie nur bleich, eher wie eine kränkliche Ausgabe der hübschen Hausherrin. Die dunklen Ringe unter ihren etwas zu groß geratenen Augen gingen fast nahtlos in ihre eingefallenen Wangen über, was selbst elegante Hochsteckfrisuren und teures Make-Up nicht gänzlich zu verbergen vermochten.

Man hätte erwarten können, das Kind einer solch bemerkenswerten Frau würde in seiner Jugend erblühen und die vergängliche Schönheit ihrer Mutter in den Schatten stellen, aber erstaunlicherweise war dem nicht so.

Zumeist hielt man sich von den beiden Frauen fern, denn sie erschienen doch recht eigenartig. Man konnte nicht einmal behaupten, sie zögen sich aus dem Dorfgeschehen zurück, denn niemand konnte sich daran erinnern, dass sie je daran teilgenommen hätten. Lachen sah man keine der beiden. Sie wirkten ernst, beinahe verbittert, und niemand konnte erklären, woran dies lag. Gerüchte gab es viele, eines unsinniger als das andere, und jeder Einwohner brachte mit Vergnügen seine ganz eigene Version der Familiengeschichte zum Besten, obgleich niemand von ihnen sie je persönlich gesprochen hatte.

Die Villa lag etwas abseits des Dorfes und das angrenzende Waldgebiet, welches sich bis an den Rand einer Klippe erstreckte, war ebenfalls im Besitz dieser Miss Steel. Auch in den Läden im Dorf traf man sie niemals an. Sie hielt sich wohl für etwas Besseres ... Doch woher bezog sie ihre Lebensmittel? Was hatte es mit dieser Frau und ihrer Tochter auf sich? Wollten sie wirklich nur in Frieden gelassen werden, oder steckte vielleicht mehr dahinter?

Ein dunkles Geheimnis ...

Die unnatürliche Stille, welche das abgelegene Gelände einhüllte, wirkte gespenstisch, einfach nicht normal. Selbst die Hunde der kleinen Gemeinde verabscheuten diesen Ort und kamen nur ungerne für einen Spaziergang am Steel-Anwesen vorbei. Nicht wenige Hundebesitzer hatten in der Dorfkneipe davon berichtet, wie ihre Haustiere nervös wurden und urplötzlich ohne erkennbaren Grund versuchten, den Rückweg anzutreten, wann immer sie sich dem Anwesen der Steel näherten. Die Angelegenheit war höchst bemerkenswert.

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