Nach ein paar weiteren unruhigen Nächten, in denen Saphira bei jedem kleinsten Geräusch aufgeschreckt war, stieg sie mit zittrigen Beinen aus dem Bett und bemerkte auf dem Weg in ihr Badezimmer, dass ihre Mutter die Hauselfen offenbar bereits angewiesen hatte, ihr etwas zum Anziehen herauszulegen. Wundervoll, nicht einmal die Entscheidung, was sie tragen würde, durfte sie heute selbst treffen ... Vermutlich war dies wieder Produkt einer Laune ihrer Mutter. Es war nicht so, dass ihr das Kleid grundsätzlich nicht gefiel, aber diese Wahl hätte die junge Hexe dennoch lieber selbst getroffen.
Genervt betrat Saphira das Bad, als sie auf dem Flur leise Schritte hörte, die eindeutig nicht ihrer Mutter gehörten und sie unwillkürlich an den Abend erinnerten, an dem sie Cecilia zusammen mit diesem ... Mann gesehen hatte. Schnell befreite sie sich von ihrem Nachthemd und stieg unter die Dusche, um unter dem angenehm warmen Wasser langsam wach werden zu können und diese verstörenden Erinnerungen endgültig aus ihrem Kopf zu verbannen. Immerhin würde sie heute die Malfoys besuchen und auf eine schlecht gelaunte, nachdenkliche Freundin hatte Draco in diesen Tagen sicherlich keine Lust. Lange genug hatte Saphira sich in den letzten Wochen und Monaten in Schweigen gehüllt, wenn ihm aufgefallen war, dass es ihr nicht gut ging, und viel zu selten hatten die beiden Zeit für einander gefunden. Wenn sie sich also wirklich nur einen einzigen Tag in diesen Ferien sehen sollten, dann wollte sie diesen nicht mit Griesgrämigkeit vergeuden, sondern sinnvoll nutzen und ihn mit Vorfreude angehen, anstatt ihre Gedanken immer und immer wieder um Dinge kreisen zu lassen, an denen sie ohnehin nichts ändern konnte. Vermutlich schlief Draco zu dieser Stunde noch tief und fest, schließlich war es noch nicht einmal sieben Uhr und für gewöhnlich schlief der junge Magier extrem lange.
Ob er sie wohl vermisste? Wahrscheinlich eher nicht ... So selten, wie sie sich in letzter Zeit gesehen hatten, machten die paar Tage nun auch kaum mehr einen Unterschied, dachte Saphira betrübt und stellte das Wasser wieder ab, um nach ihrem Handtuch zu greifen, welches bereits über der milchgläsernen Duschkabine hing. Dann würde sie ihm heute wohl zeigen müssen, was er an ihr hatte und dass es sich lohnte, sie zu vermissen, obgleich sich dieses Vorhaben in Anbetracht der Tatsache, dass ihre Mutter den ganzen Tag lang anwesend sein würde, als schwierig erweisen könnte. Zwar gefiel Cecilia die Vorstellung, dass ihre Tochter mit dem einzigen Malfoy-Erben zusammen war, auch hoffte Cecilia inständig darauf, dass diese Verbindung ihrer Familien anhalten würde, doch aus den Augen lassen würde sie die beiden dennoch keine Sekunde.
Gerade als Saphira aus der Dusche steigen wollte, meinte sie, leise Geräusche zu vernehmen, deren Ursprung ganz in ihrer der Nähe sein musste ... Halluzinierte sie nun etwa schon am helllichten Tage bei vollem Bewusstsein? Nein, da war wirklich etwas, oder besser gesagt, jemand ...
Da war es wieder, das merkwürdige Gefühl, nicht alleine zu sein, aber es glich den Empfindungen, die sie an jenem merkwürdigen Tag, an dem sie ihre Mutter zusammen mit diesem Kerl gesehen hatte, in keinster Weise. Unsicher schlang die junge Hexe sich ihr Handtuch noch ein wenig enger um den Körper und stieg vorsichtig aus der Dusche heraus, doch mit dem, was sie dort erwartete, hatte Saphira wirklich nicht gerechnet:
Vor ihr stand ein relativ großer Mann mit nur leicht bekleidet an ihrem Waschbecken und rasierte sich ... Einen Augenblick lang erstarrten sie beide in ihrer Bewegung, dann drehte der Mann sich zu ihr um und lehnte sich dabei lässig gegen die geflieste Wand, um das blutjunge Mädchen von oben bis unten mustern zu können. Saphira rührte sich immer noch nicht, verstärkte lediglich den Griff um ihr Handtuch und ließ den Blick starr auf den Fremden gerichtet. Seine in die Augen hängenden, strohblonden Haare verdeckten nicht die Botschaft, welche in den hellbraunen Augen lag, aus denen er sie anstarrte. Bloße Begierde sprach aus ihnen ...
Es handelte sich eindeutig um derselben Kerl, den sie wenige Abende zuvor mit ihrer Mutter beobachtet hatte und der ihr in Hogwarts bereits begegnet war.
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Slytherin Hearts
FanfictionLink zum Trailer: https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=fYm2xRBWd_Y Gesellschaftliche Zwänge, Regeln und Perfektionismus sind die Dinge, welche Regulus Blacks Tochter antreiben. Eine Slytherin wie aus dem Bilderbuch. Von der eigene...