Während Saphira am Arm ihrer Mutter schnellen Schrittes durch die Menschenmassen am Bahnhof eilte, kam ihr die komplette Situation sehr unwirklich vor. Eben noch mit Draco im Zug war es ihr unmöglich erschienen, dass sie irgendetwas trennen könnte, doch jetzt – da sie in wenigen Augenblicken die Gasse erreichten, von der aus sie nach Hause disapparierten – kam ihr das letzte Schuljahr wie ein schöner Traum vor, aus dem sie langsam erwachen musste. Nichts weiter als eine Seifenblase, die jeden Augenblick zerplatzen sollte und alles, was von ihr übrig blieb, war eine flüchtige Erinnerung.
Rasend schnell zogen die Ereignisse des vergangenen Schuljahres vor ihrem geistigen Auge vorbei und zum ersten Mal fragte sie sich Dinge wie: Seit wann interessierte sich Draco überhaupt für sie? Fing es bei ihm schon in den Sommerferien an, oder erst danach?
Hatte auch er sich anfangs dagegen zu wehren versucht? Das war eher unwahrscheinlich, so aufdringlich, wie er sich ihr gegenüber verhalten hatte ...
War es so auffällig gewesen, dass sie ihn mehr als nur nett fand? Oder war seine hartnäckige Überzeugung, sie doch noch rumkriegen zu können, einfach seinem übermäßig großen Ego zuzuschreiben?
Wollte er von Anfang an eine feste Beziehung mit ihr eingehen, oder erst nachdem sie ihm gesagt hatte, dass ansonsten nichts aus ihnen wurde?
Wie kam er neuerdings überhaupt auf die Idee, dass er dazu im Stande wäre, eine längerfristige Bindung mit einem Mädchen zu führen?
Unvorstellbar, aber es funktionierte.
Ein halbes Jahr lang waren sie nun bereits ein Paar, wurden spöttisch belächelt, bewundert, verachtet, beneidet, gefürchtet und gehasst, aber all dies war nicht wichtig gewesen, solange sie zusammen waren.
Ein halbes Jahr lang war die junge Black einfach glücklich gewesen, hatte die unschönen Dinge des Lebens ausgeblendet, sich in den Rausch des Verliebtseins gestürzt und sich kaum Gedanken über die Zukunft oder mögliche Konsequenzen gemacht. Es war ganz logisch gewesen. Draco und Saphira gehörten zusammen und das würde sich nicht ändern. Jeder Streit der beiden hatte damit geendet, dass sie letztendlich wieder wild knutschend in irgendeiner Ecke des Gemeinschaftsraumes saßen und die Welt um sich herum beinahe vergaßen.Aber was war jetzt? Würde es nach den Ferien einfach so weitergehen?
Und in den Ferien?
Was würde ihre Mutter dazu sagen?Je näher sie ihrem Ziel und somit auch dem Moment, in dem sie mit ihr alleine wäre, kamen, desto nervöser wurde Saphira und umso pessimistischer wurden auch ihre Gedanken.
Was wenn Draco die Sache mit der Zeit zu viel werden würde, zu anstrengend ... Wenn er keine Lust auf Drama mit ihrer Mutter hatte? Dabei war er es doch gewesen, der sie dazu gedrängt hatte, kein Geheimnis aus ihrer Beziehung zu machen.
Was dachte Narzissa darüber? Saphira hatte nur einen kurzen Blick auf ihre Tante werfen können, bevor sie gegangen waren, aber ihr liebevolles Lächeln hatte der jungen Hexe den Eindruck vermittelt, als wäre Narzissa weder sonderlich überrascht noch erbost über diese Wendung.
Nur noch wenige Schritte und ein paar Sekunden des Apparierens trennten sie von ihrem Zuhause, beziehungsweise dem Ort, an welchem sie offiziell wohnte. Zu Hause fühlte der letzte Black-Nachkömmling sich nirgendwo. Fast schon konnte sie das tosende Meere hören, den Hafen von Plymouth förmlich vor sich sehen. Dahinter erstreckte sich kilometerweit ein Badestrand, den Saphira noch nie aus der Nähe gesehen hatte. All dies nur gut eine Meile von ihrem Anwesen entfernt und doch so unwirklich. Es war die Welt der Muggel, durfte von ihr nicht betreten werden und zumeist hielt die junge Hexe sich auch daran, schlich nur selten hinüber zu den Felsen, lauschte dem Rauschen der Brandung und beobachtete das geschäftige Treiben an den Anlegestellen aus sicherer Entfernung. Ein anderes Leben, eine andere Realität gleich nebenan. Surreal und verstörend. Felsige Abgründe taten sich vor ihr auf, gaben den Blick in schwindelerregende Tiefen frei, die nach etlichen Metern in der rauen See mündeten, deren hohe Wellen sich laut brausend an den steilen Klippen brachen. Ein Ort, den die Muggel mieden.
DU LIEST GERADE
Slytherin Hearts
FanfictionLink zum Trailer: https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=fYm2xRBWd_Y Gesellschaftliche Zwänge, Regeln und Perfektionismus sind die Dinge, welche Regulus Blacks Tochter antreiben. Eine Slytherin wie aus dem Bilderbuch. Von der eigene...