III. Guess Why

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Zaghaft wurde die Türe aufgeschoben und ein blonder Lockenkopf, der nicht Narzissa Malfoy gehörte, lugte hindurch.

„Darf ich reinkommen?", fragte Saphira leise und Dracos Herz machte einen kleinen Hüpfer. Natürlich durfte sie.

Grinsend nickte er und die kleine, blonde Hexe betrat leise das Zimmer mit nichts weiter als einem Nachthemd bekleidet. Einem Nachthemd, das alles andere als erotisch war ... Schwarz und enganliegend, was einen schönen Kontrast zu ihrer hellen Haut geboten hätte, wäre es nicht langärmlig gewesen und hätte sie nicht unverständlicherweise eine Strumpfhose darunter getragen, die angesichts der lauen Sommernacht ziemlich fehl am Platz wirkte.

Das Licht des Vollmonds schien hell auf ihren blonden Haaren, die sie locker zusammengebunden hatte, und sein Blick folgte einer verirrten Strähne, die über ihre rechte Schulter fiel, von dem herausragenden Schlüsselbein davon abgehalten wurde, in ihrem runden Ausschnitt zu verschwinden. Der Rest ihres Körpers wurde von dem dunklen Stoff vollkommen verhüllt. Es mutete seltsam an, doch was hatte er erwartet? Dass sie ein knappes Spitzennegligé tragen würde? Wohl kaum ... Nein, gewissermaßen passte dieser Aufzug zu Saphira Black und es hatte auch etwas für sich: Sie war kein leichtes Mädchen, niemand, der sich schnell herumkriegen ließ, doch sie war seine Freundin. Seine.

Eingehend betrachtete er die junge Hexe, in deren Augen sich das Mondlicht spiegelte, sie unnatürlich hell funkeln ließ, während ihn das starke Bedürfnis befiel, aufzuspringen und ihr das verdammte Schlafgewand vom Leib zu reißen, um ...

Schnell schüttelte er diesen abstrusen Gedanken ab. Zwar war es eine reizvolle Vorstellung, aber Saphira würde dies sicherlich ganz und gar nicht gefallen und Draco wusste aus eigener Erfahrung leider nur zu gut, wie leicht sie eingeschnappt und wie nachtragend sie manchmal sein konnte. Um nichts in der Welt wollte er das, was so wunderbar angefangen hatte, nun aufs Spiel setzen. Das würde schon werden, mit der Zeit. Er musste sich nur gedulden.

Grinsend streckte der junge Malfoy die Arme nach ihr aus, ergriff ihre Hände und zog sie zu sich auf das Bett.

„Und, gab es Probleme mit deiner Mum?", wollte er wissen und kam nicht umhin, seine Hand auf ihr Knie zu legen, sacht über den seidigen Stoff ihrer Strumpfhose zu streichen und sich vorzustellen, ihre nackte Haut zu berühren.

„Nein, schon in Ordnung", antwortete Saphira ungewohnt locker und warf seiner Hand einen skeptischen Blick zu. Als diese ein wenig höher wanderte, versteifte sich die Blonde plötzlich und runzelte die Stirn, sagte jedoch nichts. Draco zwang sich dazu, seine Finger bei sich zu behalten und versuchte, sich nicht davon ablenken zu lassen, dass sie offenbar keinen BH trug. Zumindest konnte er an ihren Schultern keine Träger ausmachen und als sie sich ein wenig vorbeugte, der schwarze Stoff sich enger an ihre kaum vorhandenen Brüste schmiegte bemerkte er eindeutig, dass –

„Hat Zissy denn etwas dazu gesagt?", durchbrach Saphira seine nicht ganz jugendfreien Gedankengänge.

„Bitte?", krächzte er, räusperte sich verärgert und blinzelte ein paar Mal, ehe er die Augen von ihrer flachen Oberweite abwandte und die Bettdecke bis zur Hüfte hochzog. Sicherheitshalber. Nicht dass noch offensichtlich wurde, wie sehr er sich freute, sie zu sehen.

„Ähm, nicht viel, nein", meinte er schließlich hastig und schlang ihr lässig einen Arm um die Taille, um seine Verwirrung zu kaschieren.

Zaghaft legte Saphira ihren Kopf an seine Schulter und lächelte ihn von unten herauf an. Irgendwie fühlte es sich auf merkwürdige Weise neuartig und gleichzeitig so vertraut an, ihm nahe zu sein. Etwa ein halbes Jahr lang waren sie nun ein Paar, hatten leidenschaftlich über belanglose Kleinigkeiten gestritten und sich hinterher wieder hemmungslos knutschend in einem der Sessel des Gemeinschaftsraumes wiedergefunden. Dieser Zustand war eine Art Normalität geworden, nicht mehr ungewöhnlich, weder für sie noch für ihre Mitschüler, doch die jetzige Situation war eine andere. Das vergangene Schuljahr war ihr bereits unwirklich genug vorgekommen, aber sich nun mit dem Jungen, den sie schon ihr ganzes Leben lang kannte, in diesem Haus, in welchem sie unzählige Monate verbracht hatte, aufzuhalten und ihm nicht wie sonst die meiste Zeit über aus dem Weg zu gehen, oder ihn als normalen Mitbewohner anzusehen, war komisch. Sich in diesem Zimmer zu befinden, das sie seit Jahren selten betreten hatte, und mit ihm in seinem Bett zu sitzen, sich zu berühren war ... Saphira fand nicht einmal Worte, die es angemessen beschreiben würden. Einerseits war es schön, andererseits unwirklich und unerklärlicherweise auch beängstigend.

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