Kapitel 23

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So Jungs! Wollt ihr noch etwas? Ich mache jetzt Pause.", sagte sie freundlich und räumte einige leere Teller ab.
Nein danke, Betty. Der Tee war vorzüglich! Oh! Ist es denn schon so spät?", fragte Aziraphale erschrocken, als er die Uhr an der Wand erblickte. „I-ich muss los! Vielen Dank für die nette Gesellschaft!". Der Blonde legte etwas Geld auf den Tisch und stand hastig auf. Beinahe stolperte er über einen Stuhl. Als er die Tür schwungvoll öffnete, durchzog ein eisiger Windstoß das Kaffee. Der kleine zerknüllte Zettel zog dadurch Bartholomäus Aufmerksamkeit auf sich, da er seine Position rollend änderte. Er bückte sich und ließ dabei unfreiwillig ein schmerzerfülltes Stöhnen entweichen.
Der Nebel hatte sich gelegt, die Sonne versteckte sich aber weiterhin schüchtern hinter dichten Regenwolken.
Crowley saß mit den Füßen auf den Schreibtisch lehnend auf den alten Sessel und starrte zum wiederholten Male ungeduldig die Tür an. Vor ihm lag eine Notiz von Aziraphale:
Ich kümmere mich um das „Problem". Immerhin ist es meine Schuld.
Bin vor der Ladenöffnung wieder da.
-A-"
Er fühlte sich aufgeladen, fast so wie ein eingesperrtes Tier im Zoo. Er wusste nicht was er tun kann, geschweige denn ob der Blonde überhaupt in Gefahr ist. Crowley sorgte sich und das machte ihn wahnsinnig. Das monotone Ticken der Uhr wurde immer lauter und aufdringlicher. Es schien so, als würde sie direkt neben Crowleys Ohr stehen und ihn wortlos anschreien. Tick. Tack. Tick. Tack. Nichts. Die Tür blieb zu. Seit Stunden wartete er, nein, er lauerte wie ein Raubtier.
Vorsichtshalber hatte der Rothaarige die Tür hinter sich abgeschlossen, damit ihn keine Kundschaft auf die Nerven geht. Da ist es schon wieder...dieses ticken. Tick. Tack. Ti-
Ahhhh!", Crowley sprang auf und krallte sich den dämlichen Wecker. Er holte Schwung und war bereit diesen mit voller Kraft zu werfen. Doch als er plötzlich ein paar ozeanblaue Augen erblickte, hielt er inne und senkte seinen Arm.
Crowley stand nur da und starrte. Er konnte nichts sagen.
Da bin ich wieder!",lächelte Aziraphale unschuldig und legte die Hände in die Hüften.
„W-Was ist passiert?", fragte Crowley verwundert aber auch gleichzeitig erleichtert ihn unversehrt zu sehen.
Nichts!", lachte der Blonde erleichtert, „Absolut gar nichts! Der Mann ist kein Gauner! Nur ein verrückter Sammler, sowie ich!"
„Und was ist mit dem Manuskript? Hast du es verkauft?"
„Natürlich nicht, Crowley! Ich habe ihm die Wahrheit erklärt. Uuund ich habe den Zettel! Er hat mir- Moment mal...Jetzt habe ich ihn in der Eile im Kaffee vergessen!"
Du warst die ganze Zeit Kaffee trinken während ich mir hier Sorgen gemacht habe?", fauchte Crowley fassungslos.
Ein Klopfen unterbrach die beiden. Sie schauten gleichzeitig in Richtung Tür.
Mr. Fell! Sie haben ihren Zettel vergessen!", Bartholomäus hielt einen kleinen Papierklumpen hoch.
Nennen sie mich doch Aziraphale! Das ist sehr nett! Vielen Dank!"
„Nennen sie mich doch Aziraphale!", ahmte Crowley den Blonden genervt nach und schnappte sich seinen Autoschlüssel.
Ich nehme mir heute frei!", murmelte er und schlängelte sich an Bartholomäus vorbei.
Aziraphale öffnete an diesen Tag erst gar nicht seinen Buchladen. Es war sowieso schon spät und sein neuer Freund bleib noch etwas, um sich ein paar Bücher anzuschauen.
Er wunderte sich über das komische Verhalten seines Angestellten, aber der war schon immer etwas seltsam. Oder hatte er etwas falsch gemacht, ihn sogar unwillentlich verletzt? Vielleicht sollte er Crowley mehr Pausen genehmigen...oder wäre eine Gehaltserhöhung angebracht?
Vielen Dank, dass ich mich nochmal umsehen durfte!", sagte Bartholomäus als er sich seinen Hut aufsetzte.
Kein Problem! Ich habe noch eine Frage...wieso haben sie mir den Zettel gestohlen?"
Der alte Mann zog die Mundwinkel nach unten und schaute beschämend zur Seite.
I-ich weiß es auch nicht. Was habe ich mir nur dabei gedacht?", er stoppte kurz, „ich wollte, dass sie mich anrufen, wegen dem Manuskript..."
„Aber woher wussten sie, dass mir der Zettel etwas bedeutete? Es hätte auch einfach ein Taschentuch oder ein Einkaufszettel sein können? Wieso waren sie sich so sicher?"
„Glück! Ich hatte einfach Glück. Wie so oft in meinem bisherigen Leben."
„Nun gut, ich bin dankbar, dass ich diesen wieder habe. Wie wäre es, wenn ich sie mal zu einem Essen einlade? Sagt ihnen Bœuf bourguignon etwas?"
„Oh ja! Ich habe es damals als ich das erste mal in Frankreich war gegessen! Es war köstlich!"
„Wunderbar! Ich melde mich bei ihnen!"
Als Bartholomäus die Tür hinter sich schloss, atmete er laut aus und wischte sich die Schweißperlen von der Stirn. Er hat einen neuen Freund gefunden...diese Erkenntnis brachte in zum Lächeln.
Am nächsten Tag kam Crowley ganze zwei Stunden zu spät. Nicht etwa, weil er verschlafen hat, nein, er hatte Zweifel. Er wusste nicht, ob er Aziraphale sehen möchte, denn das hieß, reden.
Reden über seine gestrige Stimmung und sein unhöfliches verschwinden. Und es fällt ihm schon schwer sich einzugestehen, dass er etwas Eifersucht verspürte, was kompletter Irrsinn ist. Immerhin sind sie nicht mal befreundet...
Hallo Crowley! Geht es dir gut?",fragte der Blonde vorsichtig, als er die tiefen Augenringe von Crowley unter der Sonnenbrille erblickte.
Jep. Mir gehts blendend. Ich gehe dann mal...Bücher...einsortieren.", murmelte dieser ohne seinen Vorgesetzten anzuschauen.
Crow-! Crowley! Jetzt warte doch mal!"
„Ich möchte nicht drüber reden."
„Es tut mir leid, dass ich dir Angst gemacht habe. Ich hätte dir sagen müssen, dass ich nur einen Kaffee trinken bin."
„Angst? Du hast mir keine Angst gemacht! Ich war nur in Sorge wegen dem Zettel.", log Crowley leicht errötet.
Nun gut. Können wir die Sache vergessen?"
Crowley nickte leicht und beide arbeiteten wie gewohnt im Buchladen.
Bist du so lieb und schließt du den Laden heute Abend ab? Ich habe noch etwas vor.", äußerte Aziraphale mit einem Lächeln auf den Lippen.
Ja, ja kein Problem!"
Crowley schaute den Blonden in die Augen und lächelte dabei. Dieser erwiderte das Grinsen und fühlte sich sehr wohl bei diesem Anblick. Es schien so, als würden sie sich unbewusst nahe kommen, doch als Aziraphale das bemerkte, wich er verlegen zurück.
Ich muss dann los! Dankeschön und bis morgen!"
„Aziraphale! Warte!", rief der Rothaarige plötzlich, „Es tut mir leid."
„Oh Crowley! Das ist nett von dir und natürlich vergebe ich dir! Aber ich muss jetzt wirklich los!"
Der ehemalige Dämon wollte nicht das der Blonde geht. Er genoss seine Anwesenheit und positive Ausstrahlung. Den Rest des Tages beschäftigte er sich mit diversen Frauenzeitschriften und Serien über Freundschaften und Liebe. Irgendwie ließ ihm das Gefühl nicht los...und das Gefühl war Aziraphale. Er öffnete das Internet und tippte in den Browser eine Frage ein. „Was ist Liebe?"
Crowley wurde von einer Flut an Informationen und Tipps überrollt. Er sog alle in sich auf und überlegte sich sogar Notizen über das Thema flirten zu machen. Doch das wäre spießig...dachte er im letzten Moment.
Er erinnerte sich an die Flashbacks, die er vor einer Weile hatte. Kann es sogar sein, dass...?
Mit dem Daumen schloss er alle offenen Tabs und erhob sich müde aus dem Sessel.
Als er den Buchladen abschloss und nach Hause fuhr, kreisten seine Gedanken nur noch von Aziraphale. Es fühlte sich fast an wie ein Virus, der ihn immer mehr infiziert. Was ist passiert? Wo sind seine Erinnerungen?
Zu Hause angekommen, legte er sich nach dem duschen direkt ins Bett.Er wollte seine Sonnenbrille auf den Nachtschrank neben sich ablegen. Doch diese fiel ihm dabei aus der Hand. Genervt stöhnte Crowley und tastete mit der Hand unter dem Bett nach dem verlorenen Gegenstand. Die Staubmäuse wichen erschrocken über den Anblick der riesigen Hand aus. Nach einer Weile fühlte er etwas hartes. Neugierig hob er es hoch und erkannte, dass es sich um einen Walkman handelte. Er gab vorerst die Suche nach der Sonnenbrille auf, denn er hatte etwas besseres gefunden; eine Einschlafhilfe...Crowley setzte sich die Kopfhörer auf, drückte auf Play und die Melodie von „Another one bites the dust" ertönte. Entspannt schloss er die Augen und döste weg.
„Kkrkk! Crowley! Ich-? Hallo? Fiiieep!Diese blöde moderne Technik! Kkrkk-. H-Hal-? Hallo? Ahhh! So müsste es gehen! Ich bin's! Aziraphale! Nun damit hast du nicht gerechnet, was? Ich wollte dir nur sagen, dass....Nun wir beide haben uns sehr gern. Und ich möchte, dass du mich findest, wenn wir uns nicht mehr erinnern. Ich habe Angst, dass ich dich nicht mehr erkenne...ich habe Angst vor dem Mensch sein und vor dem allein sein...einfach vor allem. Aber ich tue das für dich...für uns.
Worauf ich eigentlich hinaus möchte, ich-Kkrkk! -dich! Ha-kkrkk du gehört?! Vergiss das bitte nie! Auch wenn ich dir das nie persönlich sagen konnte,-Kkrkk denn ich bin ein Engel und du Kkrkk-ßt ja...-fiiieep"
Crowley schreckte hoch:"War das ein Traum?"
Er spulte das Tonbandgerät zurück und hörte sich nochmal die Aufnahme an. Die liebliche Stimme von Aziraphale erklang aus dem nichts und endete auch genauso abrupt.
Sprachlos starrte er den Walkman an.

Die Sterne strahlten hell in tausendfacher Ausführung am Himmel, als Aziraphale beschwipst nach Hause torkelte. Neben ihn stütze Bartholomäus seinen Oberkörper, damit der Blonde nicht die Boardsteinkante hinabfiel.
Das war-Hicks-ein wunderbarer Abend!"
„Ja in der Tat! Gut, da wären wir! Ich wünsche dir eine gute Nacht!", sagte Bartholomäus und schubste den Blonden behutsam in den Buchladen.
Gute Nacht! Ich glaube, ich muss wirklich schlafen gehen!", murmelte er und fasste sich an seine Schläfen als er bemerkte wie sich leichte Kopfschmerzen ausbreiteten.
Bartholomäus gab einen zufriedenen + brummenden Laut von sich und sah noch zu wie der Blonde die Ladentür hinter sich schloss.
Mit einem gefüllten Magen und leichten Spannungskopfschmerzen lag Aziraphale zufrieden in seinem Bett und schlief direkt ein.

Am nächsten Morgen wurde er durch ein leises Klopfen an seiner Tür geweckt.
Mhm?",murmelte er verschlafen, ohne auch nur ein Auge zu öffnen.
Aziraphale! Soll ich heute den Laden öffnen? Es ist schon nach 9 Uhr...", fragte Crowley etwas genervt.
Nach? Neun? Was?! I-ich eile!". Der Blonde saß nun aufrecht im Bett und blickte benommen in Richtung Tür.
Geht es dir gut?", fragte Cowley nach einer Weile, während er die Tür einen Spalt öffnete.
Der Blonde zuckte zusammen, weil er dachte, dass Crowley schon verschwunden wäre.
Ich schätze, dass ich zu viel getrunken habe.", antwortete er peinlich berührt. Nach ein paar Sekunden unangenehmes Schweigen stotterte der Rothaarige: „Soll ich...soll ich dir was zu trinken bringen?"
„Ja gerne, ich ziehe mir in der Zeit etwas ordentliches an."
Crowley stellte den heißen Kakao auf den Schreibtisch von Aziraphale ab.
Vielen Dank, Crowley!"
„Kein Problem! Ich habe auch schon den Laden geöffnet. Bis jetzt war noch kein Kunde da."
„Womit habe ich das verdient?", grinste der Blonde verlegen.
Ähm...ist das eine rhetorische Frage?"
„Hmm...möglich..."
„Wie war dein süffisanter Abend gestern?"
Aziraphales blaue Augen blitzen fröhlich auf:„Nun, er war...perfekt! Bartholomäus ist wirklich so eine interessante Person! Das hätte ich nie gedacht! Und das Essen! Oh! Das Essen war so lecker!"
„Irgendwie vertraue ich diesen Typen nicht... er verheimlicht bestimmt etwas!"
„Ach Crowley! Er ist wirklich toll! Er würde niemals jemanden hintergehen! Da bin ich mir sicher!"
„Natürlich niemals...Wo ist eigentlich der Zettel?"
„Welcher Zettel? Achso! Der Zettel! Mist ich schätze, ich habe meine Jacke bei Bartholomäus vergessen!"
„Du warst bei ihm?", fragte Crowley verdutzt. Er legte seine Hände in die Hüften und zog die Augenbrauen vor Eifersucht zusammen.
Ja, gibt es ein Problem? Du wirkst wütend?"
„Ob es ein Problem gibt?! Wir haben keinerlei Erinnerungen, falls es dir aufgefallen ist! Wir brauchen sie dringend wieder und du beschäftigst dich mit so einem dahergelaufenen alten Heini! Außerdem habe ich die Vermutung, dass-"
Aziraphale hob drohend den Zeigefinger und unterbrach Crowley:„Bartholomäus ist mehr als das! Wie kannst du es wagen ihn so zu nennen? Du kennst ihn kaum!
Es ist verwunderlich, schon fast unheimlich, wie viele Gemeinsamkeiten er und ich haben! Man könnte sowas auch Seelenverwandte nennen. Du und ich, wir, haben dagegen nichts was uns verbindet. Du bist ein grimmiger unfreundlicher Mann, der das gleiche unglückliche Schicksal mit mir teilt. Ich habe mich abgefunden, ohne Erinnerungen zu leben und das solltest du auch! Ich bin es leid!", fauchte Aziraphale beleidigt.
Und ich erst! Ich , der grimmige und unsympathische, kündige hiermit offiziell! Viel Spaß mit dem blöden alten Mann! Achja und was dich angeht; du warst mit deinen Erinnerungen so eingebildet und nanntest dich selbst Engel!", Crowley setzte sich die Sonnenbrille auf, lief in schnellen Schritten zum Ausgang und knallte die Tür hinter sich zu.
Das kleine Glöckchen ertönte lautstark und es hörte sich fast an wie ein Protest. Wahrscheinlich wurde sie noch nie so grob behandelt.
Aziraphale blieb wütend im Laden zurück und setzte sich nieder. Er warf einen beleidigten Blick zu seinem Kakao als er den Motor des Bentleys draußen brummen hörte.

Good omens - Aziraphale x Crowley Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt