Kapitel 15

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"Aziraphale, dein Auftrag ist dir nicht gelungen.", murmelte der Erzengel Gabriel unbeeindruckt.
"Das kann nicht sein. Ich habe sogar später noch einmal kontrolliert.", äußerte er fassungslos.
Gabriel hob nur die Augenbrauen und presste die Lippen aufeinander. "Das ist mir egal. Du hast bereits bei der ersten Aufgabe versagt. Wie zu erwarten."
Aziraphale spitzte die Lippen vor Wut und antwortete nicht.
"Jetzt hat er auch noch das Sprechen verlernt." lachte Sandalphon und suchte in seinen Begleitern ähnliche Reaktionen, um sich persönlich wichtig zu fühlen.
Doch nur die Mundwinkel von Gabriel zuckten leicht nach oben, wahrscheinlich nur vor Anstand... oder Mitleid.
"Habt ihr einen neuen Auftrag?", nuschelte Aziraphale leise, um seine Wut zu verbergen.

Stolz verließ Crowley mit großen Schritten die Hölle. Er setzte sich, als die Tür automatisch aufging, seine Sonnenbrille auf und schaute kurz auf sein Handy. Zu seiner Verwunderung hat Aziraphale ihn angerufen. Aber momentan hat er absolut keine Lust sich mit ihm zu unterhalten, da er sonst ein schlechtes Gewissen bekommt. Immerhin verschweigt Crowley den Blonden die Kooperation mit der Hölle. Aber er hat ja keine Wahl...
Ein paar Stunden später tippte der Dämon schließlich auf den grünen Hörer und wartete die monotonen Piepgeräusche gedulig ab.
"Hallo?", fragte Aziraphale freundlich.
"Ich bins.", brummte der Dämon in den Hörer.
"Wer?", fragte Aziraphale erneut.
"Na wer wohl? Du hast mich doch vorhin angerufen!", fauchte Crowley wütend.
"Achso, Crowley! Guten Abend. Mein Anliegen... Achja... Ich muss für eine kurze Zeit verreisen."
Interessiert drückte der rothaarige seinen Hörer dichter an sein Ohr. "Du auch? Ähm, ich meine okay. Für wie lange?"
"Höchstens 2 Tage. Ich hole mir ein paar Bücher aus Paris in ab."
Spätestens bei dem Wort Bücher legte Crowley seinen Ellenbogen auf den Tisch neben sich ab und döste leicht.
Doch als er erfuhr, dass sein Engel nach Frankreich muss, blitzen seine Augen auf.
"Nach Frankreich?", schreckte er hoch.
Der Engel gab ein unschuldiges 'mhm' von sich und hoffte, dass Crowley ihm nicht auf die schliche kam.

Der Wind wehte kühl durch die blonden Locken des Engels. Er atmete die frische pariser Luft ein und vernahm einen zarten Geruch von gebackenen Baguette. Er steuerte auf die kleine Bäckerei zu und überlegte sich direkt, was er dort erwerben soll. Die Wahl fiel ihm sichtlich schwer bei dieser großen Auswahl.
Die bunten Macarons und ein leicht dampfendes Croissant fielen in dann plötzlich in den Sinn, als die freundliche Verkäuferin ihn anlächelte. Sie packte beides separat in Tüten ein und hielt es Aziraphale vor die Nase. Er legte das Geld behutsam auf den Tresen und grinste verträumt und gleichzeitig dankbar die nette Frau an.
Doch plötzlich fiel ihm der eigentliche Grund für seinen Aufenthalt ein.
Als der Engel sich aus der Bäckerei begab, sah er den brünetten Hinterkopf einer Frau mittleren Alters. Ohne auch nur ihr Gesicht sehen zu müssen, war Aziraphale sich sicher, dass sie Teil seines zweiten Auftrags ist. Die Frau trug einen roten Wollschaal, welcher wie eine Fahne im Wind hin und her wehte. Plötzlich wurde die Herbstliche Idylle durch ein lautes Piepen gestört. Die Frau wühlte nervös in ihrer Handtasche und hob schließlich ein Handy hervor, welches sie gestresst an ihr Ohr drückte.
"Ja! Ich bin doch gleich da! Was ich so lange gemacht habe? Ich habe unsere Kinder zu meiner Mutter gebracht! Natürlich habe ich dir das gesagt! Gestern! Hast du schon das Auto aus der Werkstatt geholt? Ohhh, Du hörst mir nie zu!", wütend tippte sie mehrfach auf den roten Hörer und ging doppelt so schnell weiter.
Als sie in ein schönes Backsteinhaus verschwand, blieb der Engel eine Weile davor stehen, um die Architektur zu bewundern.
Er musste wirklich ein ziemlich großes und schönes Wunder vollbringen, um die Familie wieder zu vereinen. Zufrieden kehrte Aziraphale um und lief direkt in die Arme von Crowley. Moment Crowley?
Der Dämon machte große Augen und versuchte augenblicklich zu verschwinden, doch es war zu spät.
"Überraschung!", grinste er nervös und kratze sich verlegen am Hinterkopf.
Aziraphale zog eine misstrauische Schnute und musterte den Dämon von Kopf bis Fuß.
"Oh, sieh nur eine Ente! Dir geht's gut oder? Ja mir auch! Ich habe dich nur besuchen wollen. Ob die Enten auf französisch kommunizieren? Nun dir geht's offensichtlich gut. Ich werde dann mal gehen.", plauderte Crowley nervös. Der wütende aber auch niedliche Blick des Engels verhärtete sich.
" Gut, gut. Ich habe gelogen. Die Hölle will mich erneut zu sein eigen machen.", gab der rothaarige schließlich zu.
Erleichtert atmete Aziraphale aus und rückte seine Fliege zurecht.
"Das selbe Problem habe ich auch.", lächelte er nach einer Weile.
"Hast du etwa gelogen? Du frecher Engel!", grinste Crowley ebenso erleichtert. Er dachte wirklich, dass der Engel ziemlich enttäuscht von ihn sein wird.
"Was war dein Auftrag?", fragte Aziraphale als sie ein Stückchen spazieren gingen.
"Ach nur eine langweilige Ehe auseinander bringen. Nichts besonderes.", murmelte der rothaarige gähnend.
"Hah! Ich habe eine Ehe gerettet.", kicherte Aziraphale unbesorgt.
"Sag mal, wir ergänzen uns beim Erfüllen der Aufträge perfekt.", brummte Crowley und verdeckte kurzzeitig sein Gesicht vor Scham und Selbsthass.
"Wie schön, Liebling!", grinste der Engel vor Freude.
Die Miene von Crowley verdunkelte sich bedrohlich bei diesen Wort.
"Nenn mich nicht so! Und nein, wir ergänzen uns nicht positiv! Der eine erfüllt seine Aufgabe und der andere macht sie ihn wieder zunichte.", zischte er wütend, während er stehen blieb.
"Genau wie damals...", träumte der Engel und blickte gen Himmel.
"Liebling.", fügte er provozierend hinzu.
Crowleys Augen formten sich zu einem schmalen Schlitz, während seine Schlangenaugen böse funkelten.
"Ich würde dich jetzt liebend gern in Stücke reißen."
Aziraphale zuckte unbekümmert mit seinen Schultern und unterdrückte ein grinsen.
"Ach Liebling, nimm doch bitte nicht alles so ernst."
Nun hatte der Dämon genug, er packte den Engel am Kragen und drückte ihn gewaltsam gegen die nächste Hauswand. "Es reicht. Du vergisst wohl, dass ich ein Dämon bin.", fauchte er wütend.
Aziraphale verlor sich augenblicklich in die orangenen Augen von Crowley.
Langsam näherte er sich seinen Lippen und er wurde plötzlich einfach weggestoßen.
Verdutzt schaute er den wütenden Dämon an, welcher sich seine Sonnenbrille aufsetzte.
"Nicht hier.", nuschelte der rothaarige leise und schluckte seinen Ärger runter.
Der Blauäugige nickte betroffen und sie fuhren, ohne etwas zu sagen nach London zurück.

"Wie viele Aufträge hast du bekommen?", fragte Crowley, während er die Pflanzen bedrohlich anfunktelte und diese dann vor Angst zitterten.
"Bis jetzt noch keinen. Sie suchen mir noch einen passenden aus.", murmelte Aziraphale verträumt und schaute aus dem Fenster.
"Wir müssen uns was überlegen, wie wir aus der Nummer raus kommen.", überlegte der rothaarige nachdenklich.
"Ich vermisse dich.", flüsterte der Engel traurig in den Hörer.
"Ja, gut ich muss dann mal weiter.", antwortete er kurz, als er Lord Beelzebubs Anwesenheit hinter sich spürte.
"Dein Auftrag hat sich geändert. Du wirst jemanden zum Diebstahl anstiften.", sagte sie und schaute sich angewidert um.
"Oh, Lord Beelzebub höchst persönlich besucht mich, um mir eine unnötige Nachricht zu übermitteln. Was verschafft mir die Ehre?", lächelte Crowley und ging ein paar Schritte in ihre Richtung.
"Deine Hinterhältigkeit, Crowley.", zischte Beelzebub genervt.

Good omens - Aziraphale x Crowley Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt