Kapitel 10

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Aziraphales Sicht wurde auf einen Schlag geblendet, er musste sich sogar die Augen zu halten. Als er sie langsam wieder öffnete, lugte er zuerst zwischen seinen Händen leicht hervor. Doch was er sah, gefiel ihm ganz und gar nicht. Crowley saß regelrecht verschwommen am Rand und schien sie nicht zu sehen oder zu hören. Der ganze Innenkreis war hell erleuchtet und Hastur stand immer noch lachend vor Aziraphale.
Jedoch hörte der Dämon auf zu lachen, als er selbst merkte, dass etwas nicht stimmte. Hinterhältig wie Hastur ist, nutze er die Chance der Unachtsamkeit von Aziraphale und schoss einen Feuerstrahl auf ihn ein.

Crowley blieb nichts anderes übrig, als zu warten. Denn er konnte sich nicht einfach so in eine von Beelzebubs erschaffenen Zeitzone oder sogar Dimension wundern.
Nach einer kleinen Ewigkeit löste sich die Halbkugel mit einer Druckwelle auf und wirbelte somit eine Menge Staub auf. Als dieser sich endlich legte, sah Crowley Hastur und Beelzebub nebeneinander stehen. Aziraphales Schwert lag einsam auf den sandigen Boden. Daneben konnte man eine schwarze Rußspur erkennen, welche Crowley zeigte, dass Hastur und sein Engel weiter gekämpft haben.
"W-wo ist er?" stammelte Crowley und trat ein Schritt näher an die beiden heran.
"Er ist weg. Für immer." grinste Hastur mit verschränkten Armen.
Crowley griff nach seinen Kragen und hob ihn daran ein Stück empor: "Ich habe gefragt wo Aziraphale ist!"
"Wir haben keine Zeit dich und deinen dummen Engel zu bemitleiden, Crowley." brummte Hastur und verschwand mit Beelzebub, welche nicht einen Ton sagte.

Pov Crowley

Mein Herz schlug mir kräftig bis zum Hals, obwohl es sich so anfühlt, als würde es nicht mehr schlagen. Die Lunge arbeitete nur noch widerwillig und flach. Kraftlos.
Kraftlos fühlt sich jeder Muskel und jedes noch so kleine Haar an.
Ich spürte eine Leere in mir aufsteigen, welche mich regelrecht auffrisst.
Langsam richtete ich meinen Blick in den schwarzen sternlosen Himmel. Die weißen Schneeflocken fielen kalt und leer hinunter, bis sie meine Haut liebevoll küssten.
"Engel..." murmelte Ich zärtlich in den endlosen Himmel.
Ein kleines Kribbeln, welches seinen Ursprung in meinen Bauch fand, zog stechend in mein Herz ein.
Lebt mein Körper noch? Träume ich?
Plötzlich sah alles verschwommen aus, als würde ich in mir selbst ertrinken.
Die Tränen fielen, ohne das Lid auch nur zu bewegen, in großen Tropfen auf den trockenen Boden, welcher sie gierig nach Flüssigkeit aufsaugte.
Langsam ließ ich meine Knie in das graue Gras sinken, welches stellenweise in Blut getränkt ist.
Es fühlt sich an, wie im dicken Schlamm zu ertrinken, ohne je wieder etwas von der Kostbaren Luft zu erreichen.
"Aziraphale", keuchte ich erschöpft, als ich den Kopf sank und die Augen zusammenkniff.
Ich zwang mich regelrecht zu atmen und am Leben zu bleiben.
Doch wieso kämpfen... Wozu? Wozu die Mühe?
Ich spürte nur noch die Kälte, wobei die Wärme nun ein Fremdwort geworden ist.
Der Frost knabbert an meinen Händen und Füßen, bis er mein kleines dämonisches Herz erreicht, um es zu gierig fressen.
Der Schnee ummantelt meinen erbärmlichen Körper, wie eine weiße Samtdecke.
Die Gedanken, ich kann sie hören. Laut und deutlich schreien sie. "Beende es. Beende dich. Du hast nichts mehr. Tu es."
"AZIRAPHALE!", schrie ich regelrecht, während sich gleichzeitig meine pechschwarzen Flügel ausbreiteten. Rasend bewegte ich mich in Richtung des leeren Himmels, um nach Antworten zu suchen.
Erbarmungslos peitschten die Schneeflocken gegen meine erröteten Wangen. Es zwiebete und schmerzte, gleichzeitig aber fühlte es sich befreiend an. Dieser Schmerz bestrafte mich und gab mir somit ein Zeichen, dass ich doch lebte.
Immer Höher und Höher stieg ich empor und spürte, wie die Kälte immer aufdringlicher wurde und mich, wie ein Schatten umarmte. Die Tränen liefen warm und nass meine Wange hinab und anschließend in das dunkle Nichts unter mir. Doch als der Schnee nicht mehr fiel und ich langsam das Mondlicht erblickte, hielt ich die Luft an.
"Aziraphale", wimmerte ich.
Plötzlich erschien genau vor dem runden Mond ein viel helleres Leuchten. So hell wie die Sonne es sich nur je erträumen kann, zu scheinen. Das Strahlen erlischte nach und nach immer mehr und kam auf mich zu. Mein Körper wurde plötzlich von der klirrenden Kälte befreit und spürte endlich Wärme. Es fühlte sich tatsächlich an, als würde mich jemand umarmen. Mit einem Mal öffnete ich die Augen, welche ich eigentlich nicht geschlossen hatte. Eine weiße Gestalt lächelte mich herzlich an. Als ich realisierte wer dieses Wesen war, wurde jeglicher Gedanke, jede Traurigkeit und jeder schaffe Muskel von der Dunkelheit befreit. Aziraphale legte seine Handfläche auf meine Wange und wischte mir eine Träne weg. Er konnte nicht reden aber dafür lächelte er und überschüttete mich mit Liebe. Seine Augen vermittelten mir Blicke, welche mich im letzten Moment vor dem Ertrinken retteten. Doch er verblasste wie eine alte Postkarte.
Bevor er verschwand, fiel ich hinab in die nach mir schreiende Tiefe. Alles was Aziraphales Gestalt mir in den vergangenen Moment schenkte, wurde brutal von der Dunkelheit und von der Trauer, welche unten lauerten, aufgefressen.

Good omens - Aziraphale x Crowley Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt