Kapitel 18

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Am nächsten Morgen wachte Crowley unsanft auf, da draußen im Hausflur irgendjemand auf die grandiose Idee gekommen ist, staub zu saugen. Eine leichte Übelkeit und ein pochender Schmerz machten sich in seinem Körper breit, als er sich müde aufsetzte.
Genervt und gleichzeitig wütend stampfte der Rothaarige in Richtung Tür. Er sah wie eine alte Frau tatsächlich den Flur mit einem Staubsauger akribisch putzte.
Crowley fackelte nicht lange und zog einfach den Stecker aus der Steckdose in ihrer Wohnung. "Bis die Alte das rauskriegt, habe ich ausgeschlafen." dachte er sich gehässig.
Als er gerade dabei war sich hinzulegen, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Hastig schaute er auf seine Handyuhr: 7:40 Uhr.
Der Rothaarige sprang auf, duschte im Eiltempo, zog sich an und startete schlussendlich den Motor vom Bently.
"Komm schon." brummte er nervös.
Nach dem dritten Versuch brummte der Motor sinnlich auf und Crowley atmete erleichtert auf.
"Und nun zeig, was du drauf hast!" rief er energisch und drückte dabei aufs Gaspedal.

Aziraphale hielt eine Taschenuhr in der linken Hand und in der rechten eine Engelstasse mit Kakao, während er ungeduldig auf seinen neuen Angestellten wartete. Zeitweise trank er einen oder zwei Schlucke von den längst kalt geworden Getränk.
Um acht, musste er den Laden öffnen, ob Crowley nun da ist oder nicht. Obwohl er schon zeitweise daran zweifelte diesen unfreundlichen Kerl einzustellen. Aber irgendwie kam er ihn so bekannt vor und er fühlte sich in seiner Gegenwart so komisch...ein Gefühl von Geborgenheit, Sicherheit und Vertrauen.
Als die Uhr punkt 8 schlug, öffnete der Rothaarige hastig die Tür, welche beinahe Aziraphale an der Stirn traf. Empört schaute der Blonde den schwer atmenden Crowley in die Augen. "Sorry, ich... Ich... Was soll ich als erstes tun?" stotterte er nervös, während er schief grinste.
Aziraphale verschränkte seine Arme und zeigte auf den Bücherhaufen in der Ecke. "Sortieren. Nach dem Alphabet, versteht sich." murmelte der Blonde eingeschnappt.
Crowley biss sich auf die Unterlippe und unterdrückte somit seine Wut, während er sich an den Stapel setzte. Am liebsten würde er die ganzen blöden Bücher mit einem kräftigen Tritt gegen das große Regal befördern.
Aber wieso war er eigentlich wütend? Wegen sich selbst? Nein, ganz bestimmt nicht.
Nachdem Crowley die Hälfte der Bücher sortiert hat, schaute er unsicher auf und überlegte was er sagen soll.
"Ich... Es tut mir leid. Das mit der... Tür. Und, dass ich fas-,... dass ich zu spät gekommen bin." stotterte er, während er aufstand.
Der leicht zornige Blick von Aziraphale wandelte sich augenblicklich in ein mitfühlenden. "Du kannst gerne Pause machen."
Diese Worte ließ er sich nicht zwei Mal sagen und schon war er verschwunden.
Aziraphale blieb zurück und schaute sich die Arbeit des Rothaarigen kritisch an. Crowley hat tatsächlich jedes Buch korrekt eingeordnet zur ganzheitlichen Zufriedenheit des Blonden.

Der Rothaarige wollte am nächsten Tag nicht zur Arbeit erscheinen. Er hatte eigentlich geplant diesen Mann nie wieder zu begegnen. Aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass er dort weiter arbeiten sollte. Irgendetwas ganz tief in ihm drin sagte, er soll nicht aufgeben und diesem blonden Spießer eine Chance geben. Es fühlte sich so an, als würde er das erste Mal Schuld empfinden. Crowley gab diesem neuen Gefühl keine wirklichen Beachtung. Denn ihm war klar, dass er dieses in seinem langen Leben schon gespürt haben muss...auch ohne Erinnerung daran. Immerhin ist er ein Mensch gewesen...

Am nächsten Morgen klingelte der Wecker erneut und der Rothaarige schmiss diesen wütend gegen die Wand. Mit schweren Beinen schleppte er sich ins Bad und musste sich bemühen seine Augen aufzulassen.
Als er vom grinsenden gut gelaunten Aziraphale begrüßt wurde, platze ihn beinahe der Kragen. Doch er überspielte seine schlechte Laune mit einem schiefen Lächeln.
Im Verlaufe des Tages bemerkte er, dass die Ärmel seines 'Vorgesetzten' nicht identisch aussahen.
"Alles in Ordnung? Oder wieso musterst du mich?", fragte der Blonde höflich und trat näher an ihn ran.
Crowley starrte nur noch mehr auf den kleinen hellen Faden, welcher trostlos am Ärmel hing.
"Oh, verzeih mir mein Aussehen. Ich muss den Manschettenknopf verloren haben. Eine Schande... Ich werde die Jacke morgen zum Schneider bringen."
Und wieder brachte der rothaarige kein Wort raus, während sich jn seinen Kopf die Gedankengänge verknüpften. "Du mieser kleiner...!" rief er plötzlich und packte den kleineren am Kragen.
Er drückte ihn gegen die erst beste Wand und schubste dabei mehrere Bücherstapel um.
"Was...? Was soll das?!", fragte Aziraphale empört.
"Du bist so eine hinterhältige Schlange!! Man müsste dich auf der Stelle kurz und klein schlagen!!!", fauchte Crowley wütend und verhärtete seinen Griff.
"Was... Ich? Was habe ich denn falsch gemacht?", rief der Blonde fassungslos.
"Das müsstest du am besten wissen!", antwortete Crowley und fischte in seiner Hosentasche nach den Knopf.
"Hier! Da ist dein dämlicher Knopf! In meiner Tasche! Du hast mein Leben ruiniert und dafür wirst du büßen!!"
Aziraphale sagte vor Angst nun gar nichts mehr.
"Besser du redest. Sonst bring ich dich dazu!"
"Ich weiß nicht wovon du sprichst. Lass mich runter und wir reden wie zivilisierte Menschen."
"Du bist ganz weit von der Zivilisation entfernt, du Schlange! Ich kann mich an nichts erinnern! Damals hat mich die Polizei in einem Waldstück, gar nicht weit von hier, gefunden! Na klingelts? Und du hast mich bestimmt dahin gebracht... Wieso auch immer!", zischte Crowley noch wütender.
" Wovon sprichst du bitte? E-E-Entführung? Ich? "
" Tu doch nicht so unschuldig! Oder wie kommt sonst dein Knopf in meine Tasche?! Wir haben uns noch nie zuvor gesehen! "
"Ich weiß nicht." murmelte der Blonde verzweifelt.
Crowley hob die Faust und Aziraphale kniff vor Angst die Augen zu.
"Warte! Ich kann mich auch an nichts erinnern. Vor ein paar Wochen bin ich hier im Buchladen einfach so aufgewacht.... Ohne Erinnerung.", beichtete der Blonde nervös.
"Du lügst ohne rot zu werden..."
"Nein, ich habe die Wahrheit gesagt! Lass mich bitte runter!", verteidigte sich Aziraphale verzweifelt.
"Natürlich ist dir das selbe wie mir wiederfahren...hälst du mich für blöd, oder was?", fauchte der Rothaarige.
"Wie soll ich dir das denn beweisen? Ich sage die Wahrheit... Wirklich."
Nachdem beide eine Weile nichts sagen fragte Aziraphale leise:"Weißt du wieso ich dich eingestellt habe?"
Fragend hob Crowley eine Augenbraue und starrte dabei tief in die blauen Augen des Blonden.
"Irgendwie fühle ich mich bei dir so... Wohl...Obwohl wir uns noch nie begegnet sind."
Crowley lockerte seinen Griff und sagte kein einziges Wort. Er blickte nur weiterhin in die unschuldigen Augen seines Gegenübers. Er kann es nicht gewesen sein. Wie soll dieser überaus freundlicher Buchladenbesitzer jemanden in einem Wald zurücklassen und wer was sonst noch diesem Menschen antun. Aber was hat es mit dem Knopf in seiner Tasche auf sich?
Crowley ließ ihn mit einem Ruck los und verließ ohne auch nur ein Wort zu sagen den Buchladen.
Wahrscheinlich tat er dies, um aus der Situation zu fliehen. Er wusste einfach nicht was er sagen soll geschweige denn denken.
Aziraphale blieb starr an der Wand stehen und traute sich nicht mal zu atmen. Zumindest für ein paar Sekunden. Sein Herz schlug so stark, er dachte, dass er jeden Moment ohmächtig wird.

Als Crowley vor seinen Apartment ankam und den Bently einfach in einem Parkverbot stehen ließ, ging er mit schnellen Schritten zu seiner Tür.
Hastig öffnete er diese und schaute sich wütend um.
Der Thronartige Stuhl mit dem langen dunkelroten, fast schwarzen Tisch fiel ihm ins Auge.
Langsam fuhr er mit seiner Hand über den kalten Marmorstein. Er versuchte sich zu erinnern, indem er dabei die Augen schloss. Doch es half nichts. Nur ein endloser dunkler Schleier lag schwer auf seine Erinnerungen. Als er die Augen wieder öffnete, blickte er zu dem alten Telefon, welches einsam auf den Tisch stand.
Unter dem Telefon lugte eine kleine weiße Ecke von einem Zettel hervor. Sofort streckte er seine Hände danach aus. Auf diesen Zettel stand nur eine Telefonnummer ohne Namen. Crowley runzelte mit der Stirn und gab die Nummer schließlich ins Telefon ein. Nervös drückte er auf den grünen Hörer und es ertönte ein dumpfes piepen.
"Schönen guten Tag, hier ist Aziraphales Buchhandlung. Was kann ich für Sie tun?"
Völlig schockiert legte Crowley auf und starrte in die Leere seines Apartments während ihm tausende Theorien durch den Kopf schossen.

Good omens - Aziraphale x Crowley Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt