Kapitel 6

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"Was hast du getan, Engel?", zischte Crowley wütend.
"Ich habe dich gerettet...", murmelte Aziraphale mit dem Blick nach unten.
"Du hast gerade Hasturs Wahnsinn gerettet und nicht mich. Wie kannst du nur so naiv sein?", äußerte Crowley scharf.
"Was hätte ich denn tun sollen? Meinen Freund einfach so sterben lassen?", krächzte der Engel verletzt.
"Du hättest nur meinen Körper geopfert. Mehr nicht. WARUM AZIRAPHALE?", rief der Dämon wütend, während er den Engel am Kragen packte, "Bald führen Himmel und Hölle einen Krieg. Und das auf der Erde, weil du mich retten wolltest!"
"I-ich...es t-tut mir leid, Crowley. Ich wollte nur...", stotterte der Engel mit einem Kloß im Hals.
Crowley schaute ihm direkt in die Augen: "Das kannst du jetzt alleine richten. Ich mache da nicht mehr mit."
Er senkte seinen Blick und ließ Aziraphale letztendlich los.
Das Herz des Engels stoppte kurz, als der Satz sein Verstand ummantelte. Doch er ballte schließlich vor Wut die Fäuste.
"Gut, ich weiß Bescheid. Das nächste Mal lasse ich dich sterben. Es spielt ja eh keine Rolle was ich fühle." schimpfe der Blonde mit dem Finger auf ihn zeigend.
"Jetzt hör mir mal zu, du blauäugiger Engel", fauchte Crowley regelrecht und hielt Aziraphale wieder am Kragen fest, "Es geht nicht um uns, sondern, um die Welt. Also reiß dich zusammen."
"Wie oft und vor allem, wieso hast du mich gerettet? Sag es!", schluchzte der Engel nun verzweifelt.
Crowley schwieg, während er Aziraphales fordernden Blicken auswich.
Plötzlich bemerkten beide, dass sie sich unbewusst Nahe standen. Aziraphale fühlte schon beinahe den warmen Atem des Dämons. Langsam näherten sie sich wie von Zauberhand, bis sich ihre weichen Lippen trafen. Das Gefühl in Crowleys Bauch war unbeschreiblich schön. Sein ganzer Körper zitterte innerlich, wahrscheinlich noch wegen der vergangenen Wut und trotzdem auch vor positiver Aufregung. Aziraphale vergrub seine Hände verträumt in Crowleys Haaren.
Die Intensität des Kusses wuchs immer mehr, da die beiden einfach vergaßen, wer sie sind und wo sie sich befinden. Weder die Zeit, noch irgendjemand würde sie jetzt stören können. Nach einer kleinen Weile erwachten beide aus der Trance und Aziraphale brachte erstmal keinen Ton raus.
Sie liefen wortlos aus dem Wald hinaus, zurück in das alte Auto, welches Hastur davor geparkt hatte. Crowley startete den Motor, während der Blonde mit erröteten Wangen aus dem Fenster starrte. Als der Dämon vor dem Buchladen halt machte, unterbrach Aziraphale schließlich die unangenehme Stille;"Sehen wir uns morgen?".
"Yap. Klar. Ok. Bis dann" stammelte Crowley.

Der nächste Morgen war sehr unangenehm. Es war so als würde die ganze Natur, jeder Vogel, jeder Baum und jedes Blatt den Atem anhalten.
Selbst der Regen hielt sich zurück und die grauen Wolken blieben starr am Himmel stehen. Crowley und Aziraphale merkten diese Anspannung und fühlten, dass etwas geschah.
Der blonde Engel staubte zum wiederholten Male vor Nervosität den Tisch ab. Es war ihm unangenehm, dass er die ganze Zeit an Crowley denken musste. Dieser Kuss war überhaupt nicht das, was er erwartet hat. Außerdem machen das nur Menschen und keine Engel. Langsam breitete sich zu dem Unbehagen die Angst aus. Was ist, wenn er fallen würde? Immerhin hatte er es zugelassen, dass ein Dämon ihn küsst.
Unzählige Male hat er gesehen, wie sich Menschen küssen... Sie nennen es 'Liebe'. Er selbst hatte es sich nie vorgestellt... Und schon gar nicht mit Crowley. Aber es fühlte sich so schön an, also kann es doch nicht falsch sein.

Der Dämon tippte nervös seinen Zeigefinger auf die schwarze Glasplatte seines Tisches. Nach circa 5 Minuten hielt er es nicht mehr aus und fuhr zu seinen Engel.
"W-was machst du denn hier?", stotterte der Engel angespannt, während er seine Kleidung zurecht rückte.
"Hastur hat es geschafft... Er hat Beelzebubs Platz eingenommen.", murmelte Crowley. Er schaute dem Engel direkt in die Augen, welcher total verunsichert seinen Blick erwiderte.
"Crowley, das was gestern passiert ist..." sagte Aziraphale und stoppte ohne den Satz auszusprechen.
Crowley trat ein Schritt näher an ihn heran und umarmte seinen blonden Engel wortlos.
"Ich weiß nicht was passieren wird. Vielleicht bricht der Krieg aus und wir beide sterben. Oder wir haben wieder Glück.", nuschelte der Dämon in die Umarmung hinein, "Und es tut mir leid, wegen gestern."
Der Engel drückte sich fester an ihn und hielt ein paar Tränen zurück.
Crowley löste sich elegant aus der Umarmung und drückte seine Lippen gegen die des Engels. Der Dämon wollte mehr und hätte ihn am liebsten auf das Bett geschmissen. Doch er hielt sich zurück und genoss den Moment.
Plötzlich schlug jemand die Tür gewaltsam auf, sodass es einen Lauten knall gab. Aziraphale und Crowley trennten sich erschrocken und starrten gleichzeitig zur Tür.
Zwei Engel liefen Schnurstracks in den Buchladen hinein und schnappten sich Aziraphales Arme. Sie banden seine Hände hinter seinen Rücken, ohne das er sich wehren konnte.
"Wächter des Osttores, sie werden fest genommen und zum Pflichtwehrdienst eingerufen. Wenn sie sich dagegen stellen, werden sie auf der Stelle mit Höllenfeuer vernichtet."
Der nun blasse Aziraphale schaute hilflos zu Crowley, welcher genauso verunsichert blickte.
"Ä-ähm Einspruch? ", schoss es spontan aus dem Dämon heraus.
Die beiden Engel beachteten Crowley gar nicht, sie blickten nur grimmig (insofern Engel grimmig gucken können) auf Aziraphale herab.
Dieser schaute abwechselnd hin und her und wusste nicht was er tun soll.
"Also?", harkten die Engel ungeduldig nach.
Aziraphale schaute sie genervt an: "Ist ja gut, ich komme mit"
"Bis bald...", fügte er traurig hinzu, als er zu Crowley blickte.
Alle drei verließen den Buchladen, indem sie verschwanden. Nur Crowley blieb verwundert zurück.

Good omens - Aziraphale x Crowley Fanfiction Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt